In INTERVIEW werden Persönlichkeiten vorgestellt, die auf unterschiedlichste Weise das kulturelle Leben gestalten und bereichern - dabei oftweit über die Landesgrenze hinaus wirkend. Hier eine kleine Auswahl der Vorgestellten: Henning Venske, Gisela Schneeberger, Inga Rumpf, Hauschka, Stoppok, Wellküren, Isabelle Faust, Fritz Egner, Willy Michl, Nik Bärtsch, Ewa Kupiec, Symin Samawatie, Axel Hacke u.v.a.m.
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13. 216. Anna-Marie Schluifelder - Das Bergson Kunstkraftwerk ist eine spektaku...
14. 215. Silke Eberhard – Es ist wie Fliegen
15. 214. Buben im Pelz – Der Marathon fehlt
16. 213. Ulla Lenze – Von Beethoven bis Electro
17. 212. Sven Faller – Gegen alle Vorurteile
18. 211. Sebastian Studnitzky - Es ist wunderbar als Musiker die Welt zu bereis...
Freitag 08.03.2024
216. Anna-Marie Schluifelder - Das Bergson Kunstkraftwerk ist eine spektakuläre, ganz neue Venue in München und dabei ein privat initiiertes Projekt.
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Foto Anna-Marie Schluifelder: Georg Stirnweiß
Mit den rund 850 Konzerten, die während ihrer dreieinhalbjährigen Amtszeit als “Head of Office and Production” im Jazzclub Unterfahrt stattfanden, hat Anna-Marie Schluifelder das kulturelle Leben in München maßgeblich beeinflusst. Kolleg*innen und Freunde sprechen von einer unglaublich hart arbeitenden und effektiven Person, die immer uneitel für die Szene und die Musiker*innen da ist.

Seit Oktober 2022 gehört Schluifelder zum Team eines großen neuen Kulturprojekts, dem Bergson Kunstkraftwerk in Aubing am westlichen Stadtrand von München, das im April als "einzigartiger Ort für Konzerte, Kunst, Gastronomie und Events" eröffnet wird. Interview für den Internationalen Frauentag von Sebastian Scotney


Sebastian Scotney: Gab es einen Moment in deinem Leben, in dem du wusstest, dass die Verantwortung für Live-Veranstaltungen ein wichtiger Teil deines Lebens sein würde?
Anna-Marie Schluifelder: Ja, das war im Januar 2006, als ich die große Chance bekam Leiterin der Veranstaltungsabteilung einer bekannten Tourismusdestination in Bayern (Bad Wörishofen, 80km von München entfernt) zu werden. Musik und Konzerte waren privat schon immer sehr wichtig für mich. Beruflich aber kam die Liebe dazu dann tatsächlich durch die Tätigkeit. Es war total verrückt, denn ich wurde damals mit gerade mal 22 Jahren Leiterin eines städtischen Veranstaltungsbüros, ohne vorher jemals eine Veranstaltung organisiert zu haben. Ich habe eine journalistische Ausbildung, ich war also die absolute Quereinsteigerin und es war learning by doing. Ich blieb 13 Jahre. Du kannst Dir vorstellen, dass der Job ein sehr wichtiger Teil meines Lebens war. Wir haben dort jährlich über 3.000 Veranstaltungen angeboten, der Stadt war das kulturelle Angebot sehr wichtig. Das war meine große Schule und ich bin unendlich dankbar für diese Chance.

SC: Und war der Jazz schon immer da ... oder kam er plötzlich?
A-MS: Ausgewiesener Jazzfan war ich 2006 noch nicht, aber ein großer Bluesfan. In Bad Wörishofen fand auch ein Jazzfestival statt, es gibt dort ein wunderbares altes Kino, das war der Veranstaltungsort.
Das Festival wurde 1991 von Bürgern in privater Initiative ins Leben gerufen, die Stadt unterstützte das Projekt aber von Anfang an. Als Leiterin der Veranstaltungsabteilung war ich deshalb Teil des „Arbeitskreises Jazz“. Ich traf auf wunderbare Menschen, wurde mit offenen Armen aufgenommen, habe viel gelernt, durfte aber auch viel beitragen. Das Festival - und damit der Jazz - wurden zu meinem Herzensprojekt. Der Festivalgründer Horst Fröhlich ist bis heute einer meiner besten Freunde und ich habe ihm sehr viel zu verdanken, 13 Festivals haben wir gemeinsam veranstaltet.

SC: Für Leser, die die Münchner Jazzszene nicht kennen: Was waren die großen Entwicklungen der letzten Jahre?
A-MS: Mich hat besonders die junge Szene sehr beeindruckt. Ich hatte das Glück in der Unterfahrt viele Studierende des Jazz-Instituts der Hochschule für Musik und Theater München erleben zu dürfen. Und ich bin sehr glücklich darüber jetzt beobachten zu können, wie diese großen Talente erfolgreich ihren Weg gehen. Shuteen Erdenebaatar zum Beispiel, Nils Kugelmann, Alma Naidu, Enji Erkhem… und viele andere.
Ich würde mir wünschen, dass die Münchner Szene insgesamt mehr Aufmerksamkeit erhält. Aber vielleicht können wir da ja mit dem Bergson einen Beitrag leisten.

SC: Menschen in deiner Position entwickeln einen "sechsten Sinn" für das, was schiefgehen könnte, und sorgen dafür, dass die Dinge richtig laufen... gibt es ein Beispiel, auf das du stolz bist?
A-MS: Ha, ja, das ist sicher richtig! Wenn man sehr regelmäßig Live-Konzerte mit international tourenden Musiker*innen organisiert, dann passiert so einiges. Man kann nur vorbauen und die guten Rahmenbedingungen schaffen, was spontan passiert, damit kann man nicht kalkulieren. Das weiß jede Veranstalter*in. Wichtig ist, einen kühlen Kopf zu bewahren und Lösungen zu finden, auch mal um die Ecke zu denken. Und vor allem im Vorfeld auch auf alle Kleinigkeiten zu achten, damit die Künstler*innen es möglichst leicht haben, sich wohlfühlen und einen erfolgreichen Gig spielen können. Ich denke das macht den Unterschied. Das kann ich sehr gut und darauf bin ich stolz.

SC: Was ist Bergson? Und beschreibe Deine Rolle und warum Du gerne dort bist.
A-MS: Das Bergson Kunstkraftwerk ist eine spektakuläre, ganz neue Venue in München und dabei ein privat initiiertes Projekt. Unsere Basis ist ein altes Heizwerk aus den 1920er-Jahren. Ein beeindruckendes, wunderschönes Gebäude, das die Eigentümer umbauen und es der Kultur gewidmet haben. Das Ziel ist ein kulturelles Gravitationszentrum zu schaffen, einen Ort, an dem Kultur anders dargeboten und erlebt werden kann. Alles, was dort an Musik passiert, machen wir selbst oder veranstalten wir selbst. Wir haben zum Einen die Jazzrausch Bigband als resident band. Darüber hinaus haben wir einen Stamm an 100 lokalen Musiker:innen aus dem Jazz und der Klassik aufgebaut, die Bergson Artists, die in unseren Eigenproduktionen zu erleben sein werden. Und wir bieten Bands eine Bühne, die wir richtig gut finden. Für das Booking bin ich verantwortlich und ich leite das Künstlerische Betriebsbüro, bin also auch für die Organisation und die reibungslosen Abläufe zuständig.
Das Bergson bringt Kunst, Kultur, Events und Gastronomie zusammen und das in einem architektonisch aufregenden Gebäude, das sehr ästhetisch und geschmackvoll ausgestattet ist. Wir haben neben den unterschiedlichsten Veranstaltungsräumen auch 2.000 Quadratmeter Galeriefläche im Haus, dazu ein eigenes Restaurant mit Tagesbar und Biergarten. Es vereint ganz viel von dem, was mir persönlich viel bedeutet. Und das Team ist unglaublich!

SC: Erzähl uns von den Spielräumen und Deiner Rolle. Hoffnungen, Träume.
A-MS: Ich wünsche mir, dass das Projekt in seiner Einzigartigkeit die Aufmerksamkeit erhält, die es verdient und viele Menschen zu uns kommen. Damit die Vision Wirklichkeit wird und die viele Arbeit und der Mut belohnt werden.

SC: Stimmt es, dass die beiden Leute, Leo Betzl und Roman Sladek, die vor allem durch ihre Arbeit mit der Jazzrausch Big Band bekannt sind, jetzt deine Kollegen bei Bergson sind? Wie wird das funktionieren?
A-MS: Leo Betzl gehört zu unseren Bergson Artists, er wird also viel auf unseren Bühnen zu erleben sein. Und Roman Sladek ist mein Chef. Er ist unser Artistic Director und leitet die Geschäfte der Bergson Kultur GmbH, die für alles Kulturelle im Haus verantwortlich zeichnet. Das ganze Projekt ist ja ein Privatunternehmen, wir erhalten keine öffentlichen Fördergelder. Gleichzeitig ist das Bergson das neue Zuhause seiner Jazzrausch Bigband. Bei Roman laufen die Fäden zusammen, sein Pensum ist unglaublich. Denn die Bigband existiert ja auch noch außerhalb des Bergsons und tourt regelmäßig. Aber wenn das jemand kann, dann Roman!

SC: Was ist Deine Meinung zum Frauentag?
A-MS: Ich finde den Aktionstag wichtig, hatte aber ehrlicherweise bislang keinen großen persönlichen Bezug dazu. Das wird sich nach diesem Interview für mich sicher ändern – und ich hoffe, dass der Weltfrauentag viele solcher Änderungen bewirken kann.
Wie man in meinem konkreten Fall nun sieht, ist es eine tolle Möglichkeit, Aufmerksamkeit und Plattformen zu schaffen bzw. zu geben. Man muss sie nur nutzen. Danke, dass Du das Thema aufgreifst und den Tag zum Anlass für Deine Interviewreihe nimmst.
(Interview aus http://londonjazznews.com/)

Homepage Bergson: https://bergson.com/
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Mittwoch 28.02.2024
215. Silke Eberhard – Es ist wie Fliegen
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Fot: Dovile Sermokas
Silke Eberhard ist DIE Altsaxophonistin in Europa - vielleicht auch darüber hinaus. „I Am Three“ ist eines von derzeit ca. fünfzehn Projekten, die sie entweder selbst leitet, oder Teil der Formation ist. Ob mit Günter „Baby“ Sommer, Gery Hemingway, Ulrich Gumpert oder Joe Fonda - im Mittelpunkt steht immer die Improvisation, in den unterschiedlichsten Facetten. „Dabei schaufelt sie unablässig, wie ein Heizer, Traditionen in den Kessel ihres kreativen Katalysators und heraus kommt am anderen Ende ein sehr individuelles, bewegliches, flüssiges Konstrukt, das dramaturgisch klug aufgebaut ist und ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Intellekt und Leidenschaft, zwischen berührender Ballade und mutiger Attacke schafft“, war an dieser Stelle anlässlich eines Konzertes im März 2015 in Germering mit Jan Roder am Bass und Kay Lübke am Schlagzeug zu lesen. Damals beschäftigte sich Silke Eberhard intensiv mit Eric Dolphy. Zu ihrem jetzt beim englischen Label Leo Records erschienenen Album „In Other Words“ mit dem I Am Three Trio, stehen und sitzen ihr Trompeter Nikolaus Neuser und Schlagzeuger Christian Marien zur Seite. Charles Mingus, der exzentrische wie geniale Bassist, steht bei den elf Kompositionen Pate. „Mingus' Geist schwebt noch über allem und das erspielte Bandidiom bleibt ungetrübt wild und experimentierfreudig, voller Groove und engverzahnter Interaktion, aber die Kompositionen stammen nun aus den Federn der drei auf allen Ebenen des Projekts gleichberechtigten Bandmitglieder“, geben die Musiker dem Hörer mit auf den Weg. Eine musikalische Exkursion zwischen Tradition und Moderne, und, wie das Trio selbst sagt: „Es wird aufregend!“

KultKomplott: Welche Faktoren waren ausschlaggebend, dass Sie wurden, was Sie heute sind?
Silke Eberhard: Mein Elternhaus und die (dörfliche) Umgebung, in der ich aufgewachsen bin, der Mut und das Vertrauen den Musikweg einzuschlagen, viele wichtige inspirierende Begegnungen und Lehrer*innen, Reisen, Freunde, Naivität, Fleiß, Glück, Freude und Begeisterung - und vor allem viel Durchhaltevermögen.

KK: Wen bzw. was möchten Sie mit Ihrer Arbeit erreichen?
SE: Die Afficionados, die Jazzverrückten, die Kunstaffinen, die improvisierenden Zuhörenden, einfach alle Leute mit offenen Ohren und Neugier.

KK: Mit welchen Widrigkeiten müssen Sie sich bei Ihrer Arbeit am häufigsten auseinandersetzen?
SE: Finanzielle Unsicherheiten und Rahmenbedingungen. Zuviel Bürokratie, insbesondere bei Beantragung von Fördermitteln, die wir als Künstler*innen der freien Szene oft selbst beschaffen müssen, um Projekte zu verwirklichen.

KK: Welche Erlebnisse haben Sie zuletzt stark beeindruckt?
SE: Ein neues Café hat gerade in meiner Straße aufgemacht, fast neben der Haustür, und vom ersten Tag an stehen die Leute hier Schlange, motiviert sind sie durch Tik-Tok, wie ich auf Nachfrage erfahren konnte - ich bin beeindruckt, das die Leute hier so lange anstehen. Ich weiß aber bis jetzt nicht wofür ;-) Beeindruckt bin ich von dem Cafe daneben, die wirklich guten Kaffee machen, auf den man nicht lange wartet.

KK: Welches sind die schönsten Momente in Ihrer Arbeit?
SE: Das Gefühl von Flow, wenn die Musik von ganz alleine fließt, dann ist man total im Hier und Jetzt. Dann beginnt der Raum sich auszudehnen und es ist wie Fliegen.

KK: Hören Sie Musik und wenn ja, welche Art von Musik mögen Sie besonders?
SE: Am liebsten Jazz, vor allem aus den 60er Jahren, Charles Mingus, Thelonius Monk, Cecil Taylor, Eric Dolphy, Ornette Coleman und Sun Ra.

KK: Hören Sie eher CD oder Vinyl?
SE: Ich höre beides, aber eigentlich lieber Schallplatten, ich mag es wenn man nach 20 Minuten sich überlegen muss ob man die Seite nochmals hört, oder die Platte umdreht.

KK: Was lesen Sie momentan?
SE: Edgar Selge „Hast Du uns endlich gefunden“; Satchin Panda „Der Zirkadian Code“

KK: Was ärgert Sie maßlos?
SE: Soziale Ungleichheiten. Rechtsextremismus. Autos in der Stadt. Umweltverschmutzung.

KK: Was freut Sie ungemein?
SE: Freundlichkeit im Alltag. Schönes soziales Miteinander. Fahrradstraßen.

KK: Haben Sie jemals ein Kleidungs- bzw. Möbelstück selbst gemacht?
SE: Als Jugendliche habe ich stricken, häkeln und nähen gelernt. Von Pullover über Kleid bis Hose habe ich ein paar eigene Stücke zustande gebracht. Ein Möbelstück habe ich nie gemacht, aber einen kleinen Werkzeugkasten aus Holz, in dem ich heute Krimskrams aufbewahre.

KK: Von welchem Schauspieler / welcher Schauspielerin sind sie in welchem Film beeindruckt?
SE: K?ji Yakusho in „Perfect Days“, dem neuen Film von Wim Wenders.

KK: Was würden Sie gern erfinden, was es Ihrer Meinung bisher noch nicht gibt?
SE: Gibt es vielleicht, aber noch nicht in Perfektion: ein wirklich funktionierendes Noten-Transkriptionsprogramm, das z. B. Eingesungenes, oder mit dem Saxophon eingespielte Musik als Noten ausspuckt und die ich dann direkt in mein Notationsprogramm einpflegen kann.

KK: Fühlen Sie sich eher als Einzelkämpfer, oder Teamplayer?
SE: Teamplayerin. Wenn ich Bandleaderin bin habe ich zwar meist automatisch den Hut auf. Aber ich liebe es in Kollektiven zu arbeiten, wie in der Band „I Am Three“ mit Christian Marien und Nikolaus Neuser. Wir haben eben unser drittes Album herausgebracht und sind seit vielen Jahren ein eingeschworenes Team.

KK: In welcher Situation haben Sie die besten Einfälle?
SE: Leider oft unter Zeitdruck, z. B. wenn eine Deadline oder eine Projektphase mit Proben ansteht. Dann mache ich auch gerne mal Nachtschichten.

KK: Welche Websites oder Blogs lesen Sie?
SE: Kultur- und Jazzseiten wie Themarginalian.org, artmusiclounge.wordpress.com, Jazzword, Freejazzblog.org. Für Nachrichten gerne die TAZ und natürlich auch sehr viel querbeet.

KK: Was würden Sie ändern, wenn Sie für einen Tag Staatsminister für Kultur wären?
SE: In einem Tag kann man nichts erreichen, das müssten schon ein paar Jahre sein. Dann würde ich Fördermittel für Jazz und improvisierte Musik auf das Niveau der Opernhäuser anheben. Clubs und Festivals so ausstatten, daß sie den Künstler*innen angemessene Honorare bezahlen können. Den Radio- (und TV-) Sendern ihre Jazzredaktionen mit ordentlich Sendezeit zurückgeben, auch dafür das Geld gerechter verteilen. Ein bedingungsloses Grundeinkommen ernsthaft diskutieren.

KK: Wenn Sie eine Autobiographie schreiben würden, wie wäre der Titel?
SE: Knowing ist not knowing, but doing is doing.

KK: Wie stellen sie sich die Zukunft vor?
SE: Eigentlich mache ich mir darüber gar nicht so viele Gedanken. Aber ich habe sie mir immer ein bißchen wie in „Futurama“ vorgestellt, und dann habe ich die Eingangssequenz der Comic-Serie tatsächlich in echt, also irgendwie ganz ähnlich in Tokio gesehen. Die Zukunft ist also bereits da. Obwohl, das war ja 2008, als ich dort war. Also ist die Zukunft jetzt in der Vergangenheit? Wann genau beginnt die Zukunft denn nun eigentlich?
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Freitag 09.02.2024
214. Buben im Pelz – Der Marathon fehlt
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Fotos: Marie Theres Braula
Als die Buben im Pelz vor knapp sieben Jahren in Landsberg gastierten, war an dieser Stelle zu lesen: „Eine Reise in die Anfangstage des Pop, an den Beginn einer Geschichte, die bis heute anhält und auf die sich fast jedes neue hinzugefügte Kapitel früher oder später bezieht.“ Sie hatten ihre Helden im Repertoire, Velvet Underground und deren erstes Album, das 2020 vom Rolling Stone auf Platz 23 der 500 Besten Alben aller Zeiten gewählt wurde. Die Buben haben sich dieses historische Werk vorgenommen, es übersetzt (ins „wienerische“!) und damit das für unmöglich gehaltene möglich gemacht. Und es hat funktioniert. Nun haben die sechs Österreicher den 2013 verstorbenen Underground-Musiker und Rock-Avantgardisten Lou Reed (Gründungsmitglied der Velvet Underground) im Gepäck und bringen am 17. Februar eine Auswahl seiner Songs auf die Bühne des Stadttheaters Landsberg. Eigentlich ein Pflichttermin, für alle (Musik-)Besessenen.

KultKomplott: Welche Faktoren waren ausschlaggebend, dass Sie wurden, was Sie heute sind?
David Pfister: Ich denke wir alle sind in einem permanenten Prozess der Veränderungen, bedingt durch die Erfahrungen und Prägungen, die man im Laufe eines Lebens erfährt. In meinem Fall hat sicherlich die Kindheit einen besonderen Stellenwert.
Bernd Supper: Ich glaube es fallen einem im Leben die Dinge, die einen prägen zu. In meinem Fall war es sicherlich die Bekanntschaft eines Musikers als ich 18 war. Mit ihm musiziere ich nach wie vor, sonst würde ich heute wohl noch mit meinem Basketballfreunden abhängen, mit denen ich davor meine Zeit verbrachte.

KK: Wen bzw. was möchten Sie mit Ihrer Arbeit erreichen?
DP: Ich habe kein konkretes Publikum vor Augen, welches ich erreichen möchte. Das schönste Ziel, das ich mir vorstellen kann, ist es, mit meiner Arbeit Teilen des Publikums vielleicht Linderung bereiten zu können.
BS: Die Macht mir auszusuchen wen ich erreichen möchte habe ich sicherlich nicht, das beruht auf Zufällen und das ist wunderbar, Musik kann etwas: Momente erschaffen, die ebenso unmittelbar wie vergänglich sind. Diese Augenblicke sind es, wonach ich suche.

KK: Mit welchen Widrigkeiten müssen Sie sich bei Ihrer Arbeit am häufigsten auseinandersetzen?
DP: Mit meinen schlechten Augen und mangelndem Engagement von Parteien, mit denen man aber kooperieren muss.
BS: Mit mir selbst.

KK: Welche Erlebnisse haben Sie zuletzt stark beeindruckt?
DP: Private Katastrophen. Falls die Frage aber auf positive Eindrücke abzielt, dann möchte ich beispielsweise die Erfahrungen nennen, die man macht, wenn man Kindern beim Aufwachsen zusieht.
BS: Die offensichtlichen aber für Erwachsene so unheimlich neuartigen Assoziationen, die mein Kleiner beim Betrachten von Dingen hat.

KK: Welches sind die schönsten Momente in Ihrer Arbeit?
DP: Der Entstehungsprozess eines Liedes oder eines Textes. Wenn aus dem Nichts eine Evolution zu etwas beginnt, was manchmal sogar das Potenzial hat so etwas wie transzendente Gefühle zu evozieren. Geschieht dieser Prozess im Kollektiv, kann das besonders freudvoll sein.
BS: Die Unerwarteten, in denen sich Dinge fügen.. scheinbar ohne mein Zutun.

KK: Hören Sie Musik und wenn ja, welche Art von Musik mögen Sie besonders?
DP: Ich höre ständig Musik und bin enorm an Musik interessiert, deshalb fällt es mir schwer ein besonderes Genre hervorzuheben, weil meine Wertschätzung für sehr viel unterschiedliche Musiken sehr hoch ist. Eine Musikspielart, die mir immer Freude bereitet, ist etwa die Jazz-Spielart „Exotica“ aus den Fünfzigerjahren, die gemeinsam mit der „Tiki-Kultur“ aufkam.
BS: Ich höre gerade die Band Ton Steine Scherben, die in ihrer Art so kraftvoll direkt und trotz der Balladen Punk sind, wie kaum wer sonst.

KK: Hören Sie eher CD oder Vinyl?
DP: Ich höre CD, Vinyl und Stream. Von den physikalischen Tonträger aber dann am meisten CD, auch weil sehr viele Alben gar nicht digital verfügbar sind.
BS: Stream.

KK: Was lesen Sie momentan?
DP: „Der König Von Greenwich Village“ von Dave Van Ronk.
BS: „Wer baut Wien?“ von Reinhard Seiss.

KK: Was ärgert Sie maßlos?
DP: Ungerechtigkeit und Dummheit. Beides in Kombination ärgert mich noch maßloser.
BS: Unwahrheiten als scheinbar einfache politische Lösungen zu verkaufen.

KK: Was freut Sie ungemein?
DP: Aufmerksames Verhalten.
BS: Das Glück Freunde zu haben, mit denen ich auch Musik machen darf.

KK: Haben Sie jemals ein Kleidungs- bzw. Möbelstück selbst gemacht?
DP: Ja. Mein Vater war Tischler und es war ihm wichtig mir ein paar diesbezügliche Grundtechniken zu lehren. Ich baute schon kleine Möbelstücke.
BS: Einen Hoodie genäht und ein Bett gebaut. Jetzt fehlt nur noch einen Marathon laufen, dann kann ich eine Bestsellerautobiographie schreiben.

KK: Von welchem Schauspieler / welcher Schauspielerin sind sie in welchem Film beeindruckt?
DP: Machen wir es wasserdicht: Bruno Ganz in „Der Himmel über Berlin“.
BS: Von Naomi Watts in „I Heart Huckabees“ und von Tom Hardy in „Locke“.

KK: Was würden Sie gern erfinden, was es Ihrer Meinung bisher noch nicht gibt?
DP: Das Instrument aus Raumschiff Enterprise, mit dem Doktor Leonard McCoy nahezu jede Krankheit heilen kann.
BS: Eine App mit allen zugänglichen Toiletten in der Stadt.

KK: Fühlen Sie sich eher als Einzelkämpfer, oder Teamplayer?
DP: Ich fühle mich eher als Einzelkämpfer, der es aber auch sehr wertschätzt, im Team spielen zu können.
BS: Ich bin wohl beides, mal so, mal so.

KK: In welcher Situation haben Sie die besten Einfälle?
DP: Unter Streß.
BS: Im Dämmerzustand vor dem Einschlafen.
Vielleicht sind sie auch gar nicht so gut, ich vergesse sie ja sofort wieder, aber das Gefühl, einen tollen Einfall gehabt zu haben, bleibt.


KK: Welche Websites oder Blogs lesen Sie?
DP: Ich lese sehr viele News-Seiten.
BS: Ich höre Podcasts über Blödsinn.

KK: Was würden Sie ändern, wenn Sie für einen Tag Staatsminister für Kultur wären?
DP: Mit einem Tag kann man wohl leider kaum etwas ändern. Mir wäre es als Staatsminister für Kultur aber ein großes Anliegen, die prekären Verhältnisse, unter denen Künstler:Innen oftmals leiden müssen, zu verbessern.
BS: Ich würde den Menschen in den Clubs Brahms vorspielen und den Konzerthausgeherinnen Autechre. Das Publikum wird immer so unterschätzt. Man gönnt ihm nur ein Genre.

KK: Wenn Sie eine Autobiographie schreiben würden, wie wäre der Titel?
DP: „Was kostet die Welt“.
BS: "Sein erstes Haustier war eine Kuh".

KK: Wie stellen sie sich die Zukunft vor?
DP: Schwierige Frage, die ich nicht vermag, adäquat zu beantworten. Ich erwarte sie mir anders, als ich sie mir gerne vorstellen würden.
BS: Ich projiziere eher meine Gedanken auf die Gegenwart, so gut es geht.
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Montag 29.01.2024
213. Ulla Lenze – Von Beethoven bis Electro
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Foto: Julien Menand
Ulla Lenzes letzter Roman „Der Empfänger“ erzählt die Geschichte des mit den Nazis kollaborierenden Hobbyfunkers Josef Klein. Ein Mitläufer, ein Antiheld – ein NS-Spion. Lenze hat diese Figur trotzdem mit sensibler Einfühlung beschrieben und so einen beeindruckenden Thriller, Zeitgeist- und Familienroman vorgelegt. „Ein „hoch sensibler“ Roman, der die „Zeichen der Vergangenheit in die Gegenwart morst““, war in der NZZ zu lesen.
Ulla Lenze wurde 1973 in Mönchengladbach geboren und lebt heute in Berlin. Für ihre bisherigen Veröffentlichungen ist sie mehrfach ausgezeichnet worden. „Der Empfänger“ ist bisher in zwölf Sprachen übersetzt. Seit dem Frühjahr 2023 hat die Autorin eine Max Kade-Gastprofessur am Dartmouth College (USA).
Am 07. Februar 2024 liest Ulla Lenze in der Stadtbibliothek in der Aumühle Bullachstraße 26 in Fürstenfeldbruck aus ihrem Roman „Der Empfänger“. Beginn der Lesung ist um 20.00 Uhr.

KultKomplott: Welche Faktoren waren ausschlaggebend, dass Sie wurden, was Sie heute sind?
Ulla Lenze: Zur Schriftstellerin wurde ich, wie wahrscheinlich alle Schriftsteller*innen, nicht deshalb, weil mir die Eltern dazu geraten hätten, sondern weil ich mir ein anderes Leben nicht hätte vorstellen können und trotz mancher Widrigkeiten den Weg verfolgt habe. Außerdem prägte mich nachhaltig ein Schuljahr in Indien, ich war sechzehn und lebte in einer indischen Gastfamilie.

KK: Wen bzw. was möchten Sie mit Ihrer Arbeit erreichen?
UL: Zunächst den eigenen Ansprüchen gerecht werden. Wenn auch andere dann etwas davon haben, umso schöner.

KK: Mit welchen Widrigkeiten müssen Sie sich bei Ihrer Arbeit am häufigsten auseinandersetzen?
UL: Zu langsam, zu gründlich, mich verheddern, dann alles verwerfen und neu beginnen.

KK: Welche Erlebnisse haben Sie zuletzt stark beeindruckt?
UL: In einem Haus im Wald eingeschneit zu werden.

KK: Welches sind die schönsten Momente in Ihrer Arbeit?
UL: Wenn dieser Schreibschub wie aus dem Nichts heraus anhebt und wie nebenbei in kurzer Zeit etwas entsteht, das ich vorab nicht hätte konzipieren können.

KK: Hören Sie Musik und wenn ja, welche Art von Musik mögen Sie besonders?
UL:Ich bin mit klassischer Musik sozialisiert; als Kind Klavierunterricht, Schulmusikstudium in Köln, das hinterlässt Spuren. Darum würde ich Beethovens und Bachs Musik zu jener Musik zählen, die mich mehr ergreift als andere. Trotzdem höre ich zum Joggen oder nebenher dann eher Elektro.

KK: Hören Sie eher CD oder Vinyl?
UL: Spotify.

KK: Was lesen Sie momentan?
UL: Da ich einen Roman fertigschreibe, lese ich in dieser Phase keine anderen Autoren. Zuletzt habe ich gern Ian McEwan gelesen, und immer wieder gern Michail Bulgakow oder Dostojewski.

KK: Was ärgert Sie maßlos?
UL: Politischer Dilettantismus.

KK: Was freut Sie ungemein?
UL: Dass ich neulich beim Yoga nach langer Zeit dann doch wieder die Brücke geschafft habe.
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KK: Haben Sie jemals ein Kleidungs- bzw. Möbelstück selbst gemacht?
UL: Leider nicht.

KK: Von welchem Schauspieler / welcher Schauspielerin sind sie in welchem Film beeindruckt?
UL: Mich beeindruckt die Schauspielleistung von Jeremy Strong in der HBO Serie Succession.

KK: Was würden Sie gern erfinden, was es Ihrer Meinung bisher noch nicht gibt?
UL: Ich glaube, es gibt genug. Man muss es nur richtig nutzen.

KK: Fühlen Sie sich eher als Einzelkämpfer, oder Teamplayer?
UL: Einzelkämpfer.

KK: In welcher Situation haben Sie die besten Einfälle?
UL: Am Schreibtisch.

KK: Welche Websites oder Blogs lesen Sie?
UL: Keine.

KK: Was würden Sie ändern, wenn Sie für einen Tag Staatsminister für Kultur wären?
UL: Mehr für die Künstler tun.

KK: Wenn Sie eine Autobiographie schreiben würden, wie wäre der Titel?
UL: Almost famous

KK: Wie stellen sie sich die Zukunft vor?
UL: Das versuche ich zu vermeiden.
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Foto: Zrenner Wolkenstein
Dienstag 09.01.2024
212. Sven Faller – Gegen alle Vorurteile
Sven Faller ist weit mehr als nur Bassist. Er komponiert und arrangiert zugleich, setzt neue wie ungewöhnliche musikalische Ideen um und ist seit diesem Jahr künstlerischer Leiter der traditionsreichen Musikreihe Jazz It in der Germeringer Stadthalle.
Studiert hat der heute in der Oberpfalz lebende Faller in Linz und New York, arbeitete unter anderem mit Jane Monheit, Jim Beard, Chris Botti, Jay Berliner, John Patitucci, Scott Hamilton, Larry Coryell, Don Menza, hat Filmmusik von Marcus Rosenmüller, Doris Dörrie und Helmut Dietl eingespielt und war auf ausgedehnten Konzertreisen in vielen Ländern Europas, sowie in Nord- und Südamerika.
Fünf Konzerte umfasst die Saison pro Jahr in Germering, wobei Faller ebenso historische Entwicklungen wie auch moderne Stimmungen in seinem Programm mit aufnehmen wird. Am Freitag, 26. Januar wird die deutsche Theater- und Filmschauspielerin und Sängerin Anna Maria Sturm ihr Projekt STURM präsentieren. Sie wird durchweg Songs mit eigenen Texte auf deutsch, englisch und französisch vortragen, wobei sämtliche Kompositionen von Sven Faller stammen, der auch Teil der begleitenden Band sein wird.

KultKomplott: Welche Faktoren waren ausschlaggebend, dass Sie wurden, was Sie heute sind?
Sven Faller: Ich war der unsportlichste Elfjährige mit der dicksten Brille. Um dennoch in der Damenwelt zu punkten, beschloss ich, eine Band zu gründen. Seitdem habe ich einfach die Bälle angenommen, die mir das Schicksal zugespielt hat.

KK: Wen bzw. was möchten Sie mit Ihrer Arbeit erreichen?
SF: Viele Menschen verschließen sich in ihrem geschlossenen Weltbild, ihren Vorurteilen und Ängsten. Als Kulturschaffender habe ich die Hoffnung, Spaltung zu überwinden, Türen zu öffnen und vor allem die Menschen wirklich zu entspannen.

KK: Mit welchen Widrigkeiten müssen Sie sich bei Ihrer Arbeit am häufigsten auseinandersetzen?
SF: In meinem nächsten Leben werde ich Logistik-Unternehmer, das habe ich langsam drauf. Auf der Bühne zu stehen ist mit Abstand das Leichteste bei meiner Arbeit. Die meiste Zeit verbringe ich im Büro und auf der Autobahn.

KK: Welche Erlebnisse haben Sie zuletzt stark beeindruckt?
SF: Am Ende eines meiner Konzerte ist kürzlich eine Zuschauerin kollabiert. Wir dachten sie wäre tot. Überraschend ist sie dann wieder aufgewacht. Bis die Sanitäter eintrafen, habe ich mit meinem Kontrabass ein Stück für sie gespielt. Das hat alle Anwesenden unheimlich beruhigt und die Dame hat gestrahlt.

KK: Welches sind die schönsten Momente in Ihrer Arbeit?
SF: Das Strahlen in den Augen des Publikums sehen zu können.

KK: Hören Sie Musik und wenn ja, welche Art von Musik mögen Sie besonders?
SF: Ich höre fast alles, in letzter Zeit vor allem Jazz der 30er-50er, Pop und Rock der 60er-80er, auch viel Klassik und Barock.

KK: Hören Sie eher CD oder Vinyl?
SF: Daheim Vinyl, ansonsten meistens im Auto vom Smartphone.

KK: Was lesen Sie momentan?
SF: Ich höre nur Hörbücher, zur Zeit „A History the World in 100 Objects“ von Neil MacGregor und „Als die Musik in Deutschland spielte“ von Bruno Preisendörfer.

KK: Was ärgert Sie maßlos?
SF: Jammern.

KK: Was freut Sie ungemein?
SF: Alle Arten von Kultur.

KK: Haben Sie jemals ein Kleidungs- bzw. Möbelstück selbst gemacht?
SF: In New York habe ich meine Einrichtung mit Fundstücken vom Sperrmüll für meine winzige Wohnung selbst gebastelt.

KK: Von welchem Schauspieler / welcher Schauspielerin sind sie in welchem Film beeindruckt?
SF: Meryl Streep in "Florence Foster Jenkins".

KK: Was würden Sie gern erfinden, was es Ihrer Meinung bisher noch nicht gibt?
SF: Die nikotinfreie Friedenspfeife.

KK: Fühlen Sie sich eher als Einzelkämpfer, oder Teamplayer?
SF: Immer gerne im Team, vor allem im Netzwerk.

KK:
In welcher Situation haben Sie die besten Einfälle?
SV: Beim Spaziergang alleine.

KK: Welche Websites oder Blogs lesen Sie?
SF: Ich höre gerne Podcasts der BBC, z. B. "This Classical Life" mit Jess Gillam.

KK: Was würden Sie ändern, wenn Sie für einen Tag Staatsminister für Kultur wären?
SF: Ich glaube kaum, dass sich Probleme an einem Tag lösen lassen

KK: Wenn Sie eine Autobiographie schreiben würden, wie wäre der Titel?
SF: Sven Faller - Ein Versuch

KK: Wie stellen sie sich die Zukunft vor?
SF: Wie ein riesiges Überraschungs-Ei. Auf jeden Fall freue ich mich drauf. Wie gesagt, ich versuche immer die Bälle zu verarbeiten, die mir das Schicksal so zuspielt.
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Autor: Siehe Artikel
Montag 11.12.2023
211. Sebastian Studnitzky - Es ist wunderbar als Musiker die Welt zu bereisen
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Sebastian Studnitzky ist mit Leib und Seele Jazzmusiker. Das hat aber auch damit zu tun, dass der Jazz ihm Freiräume biete, mit seinem Instrument und seinen Kompositionen stilistisch zu wildern, musikalische Grenzerfahrungen bewusst zu unternehmen und immer wieder in den Heimathafen Jazz zurückzukehren. So hat er schon vor Jahren für „Memento“-Projekt, für fünf Streicher und fünf Holzbläser komponiert, hat mit dem Stuttgarter Kammerorchester eigene und Schostakowitsch Kompositionen miteinander verzahnt. Er ist gern gesehener Gast in der Electronic-Abteilung um Moritz von Oswald, Jazzanova und Nils Frahm. Als Solist wurde er von Nils Landgren, Dominic Miller, 2raumwohnung, Max Herre, Laith AlDeen, Joy Denalane, Thomas D, u.v.a. gebucht.
Und so ganz „nebenher“ macht der 1972 im Schwarzwald geborene Trompeter und Pianist und Komponist natürlich auch eigene Aufnahmen und geht erfolgreich auf Tournee. So spielt Studnitzky am Samstag 16. Dezember um 20.00 Uhr im Duo mit dem Pianisten Andrii Pokaz im bosco Bürger- und Kulturhaus, Oberer Kirchenweg 1, 82131 Gauting.

KultKomplott: Welche Faktoren waren ausschlaggebend, dass Sie wurden, was Sie heute sind?
Sebastian Studnitzky: Vor allem mein Vater, der früher Dirigent und dann Musikschulleiter war. Der war dafür verantwortlich dass ich schon frühkindlich ordentlich Musik mit auf den Weg bekommen habe.. und später dann war es ein wilder Mix aus Klassik, Jazz, Heavy Metal und Neue Deutsche Welle.

KK: Wen bzw. was möchten Sie mit Ihrer Arbeit erreichen?
SSt: Ich mache gerne Musik für ein möglichst vielfältiges Publikum. Es geht mir gar nicht um die Fachleute, oder Kritiker oder das „elitäre“ Kulturpublikum. Ich möchte Musik gerne mit vielen und unterschiedlichen Menschen teilen.

KK: Mit welchen Widrigkeiten müssen Sie sich bei Ihrer Arbeit am häufigsten auseinandersetzen?
SSt: Die Balance von Fokus an Musik und der ganzen administrativen Arbeit die das Leben als Freelancer so mit sich bringt ????

KK: Welche Erlebnisse haben Sie zuletzt stark beeindruckt?
SSt: Im Juli war ich in Odessa (Ukraine) um dort mit örtlichen Orchestermusikern in der Philharmonie Odessa meine Musik aufzunehmen. Das war sehr sehr beeindrucken und erscheint jetzt unter dem Namen MEMENTO Odessa auf allen gängigen Streaming-Plattformen und später auch als Vinyl.

KK: Welches sind die schönsten Momente in Ihrer Arbeit?
SSt: Das Reisen und die Momente auf der Bühne. Es ist wunderbar als Musiker die Welt zu bereisen und so interessante Orte und Menschen zu treffen. Und dann natürlich die Momente des Konzerts wenn man auf der Bühne in eine ganz spezielle Welt eintaucht…

KK: Hören Sie Musik und wenn ja, welche Art von Musik mögen Sie besonders?
SSt: Ich mag auch sehr die Stille oder die Geräusche in der Natur… Wenn ich Musik höre dann oft die großen Klassiker wie Bach, Miles Davis, Stevie Wonder…

KK: Hören Sie eher CD oder Vinyl?
SSt: Vinyl oder natürlich auch viel digital auf Reisen…

KK: Was lesen Sie momentan?
SSt: Ein Buch von Sascha Lobo „Die große Vertrauenskrise“

KK: Was ärgert Sie maßlos?
SSt: Dass es so viele Menschen in unserer Gesellschaft nicht aushalten, dass viele Dinge komplex sind und nicht einfach und pauschal zu beantworten sind. Daraus entstehen ständig neue Polarisierungen, die so unfassbar destruktiv für den Umgang mit den ganzen Herausforderungen wie Krieg, Klimawandel, Künstliche Intelligenz, Wandel der Gesellschaft sind.

KK: Was freut Sie ungemein?
SSt: Wenn ich mit meinem Sohn zusammen Musik mache

KK: Haben Sie jemals ein Kleidungs- bzw. Möbelstück selbst gemacht?
SSt: Haha ja, ich habe mir ein riesiges Bücher & Musikregal selber gebaut, außerdem ein Hochbett für meinen Sohn ????

KK: Von welchem Schauspieler / welcher Schauspielerin sind sie in welchem Film beeindruckt?
SSt: Ach da gibt es so viele… Marlon Brando in „Der Pate“ ????

KK: Was würden Sie gern erfinden, was es Ihrer Meinung bisher noch nicht gibt?
SSt: Ein Online-System, das die ganze ausufernde Bürokratie digital und automatisch erledigt…

KK: Fühlen Sie sich eher als Einzelkämpfer, oder Teamplayer?
SSt: Beides. Ich musste für mich und meine Musik ein eigenes Netzwerk schaffen (Label, Booking und XJAZZ Festival). Das ist dann wiederum nur mit einem tollen Team zu wuppen.

KK: In welcher Situation haben Sie die besten Einfälle?
SSt: Auf dem Rad.

KK: Welche Websites oder Blogs lesen Sie?
SSt: Ich höre viele Podcasts und Interviews… aktuell mit Anton Zeilinger (dem Quantenphysiker)

KK: Was würden Sie ändern, wenn Sie für einen Tag Staatsminister für Kultur wären?
SSt: Qualitativ hohem und regelmässigen Musikunterricht in Schulen eine Priorität geben

KK: Wenn Sie eine Autobiographie schreiben würden, wie wäre der Titel?
SSt: „Ein erfolgreiches und stressfreies Leben, voller Fokus und Liebe“… haha…

KK: Wie stellen sie sich die Zukunft vor?
SSt: Siehe Frage 18.
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