Rückblickend waren es zwei deutsche Jazz-Label, die der Pianistin
Geri Allen erstmals die Möglichkeiten boten, eigene Alben zu veröffentlichen.
Stephan Meyner von
Minor Music mit Sitz im Baden-Württembergischen Blaustein und
Stefan F. Winter von JMT München.
Doch entdeckt hat die Jazz-Pianistin, Komponistin, Musikethnologin und Hochschullehrerin der Amerikaner
James Newton. Geri Allen veröffentlichte 1984 an der
University Of Pittsburgh ihre Abschlussarbeit mit dem Thema: „
Eric Dolphy: Eine musikalische Analyse von drei Stücken mit einer kurzen Biografie“. Newton las die Schrift und war hochbeeindruckt.
Er ließ sich von der 1957 in Detroit geborenen Geri Allen Kassetten mit Musik schicken und war gänzlich begeistert. Ihre Transkriptionen von Dolphy-Kompositionen, ihre eigenen außergewöhnlich ausformulierten Songs und ihre eigenwillig groovenden Improvisationen faszinierten Newton dermaßen, dass er umgehend ein Quartett mit der Pianistin gründete.
Mit dieser Band, zu der außerdem der Bassist
Anthony Cox und der Schlagzeuger
Andrew Cyrille gehörten, ging der Flötist Newton auf Europatournee und spielte am 26. März 1983 im schweizerischen Willisau, wo
Niklaus Troxler diesen Auftritt mitschnitt.
Nun, über vier Jahrzehnte später, ist das Konzert erstmals auf Tonträger erschienen. Es ist somit rückwirkend auch die erste Aufnahme Geri Allens, die nur ganz wenige Jahre später durch ihre schwelgerische und individuelle Verbindung von Tradition und Moderne für große Aufmerksamkeit sorgte. Ihre komplexe tonale und melodische Verarbeitung des musikalischen Ausgangsmaterials, als auch ihre strahlend frischen Improvisationen waren außergewöhnlich und wirken in ihren Unerbittlichkeit und Eindrücklichkeit bis heute nach. Mit dieser Art Klavier zu spielen war sie Vorreiterin von Pianisten wie
Kris Davis und
Angelica Sanchez, wie
Vijay Iyer, Craig Taborn oder
Marilyn Crispell.Der frühe tragische Tod Geri Allens schockte 2017 die Jazzwelt regelrecht.
Ethan Iverson, Pianist des Erfolgstrios
The Bad Plus, schrieb damals in einem Nachruf: „Es gibt im Jazz eine Zeit vor Geri Allen und eine Zeit nach Geri Allen.“
Auch deshalb darf „
Live In Willisau 1983“ als eine editorische Meisterleistung eingestuft werden.
Jörg Konrad
James Newton Quartet
„Live In Willisau 1983“
Rhythm Flow Records