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1. Meklit „A Piece Of Infinity“
2. Kenny Barron „Songbook“
3. James Newton Quartet „Live In Willisau 1983“
4. Tortoise „Touch“
5. Jesse Harris „If You Believed In Me“
6. Simon Oslender / Steve Gadd / Will Lee / Bruno Müller „On A Roll – Liv...
Mittwoch 12.11.2025
Meklit „A Piece Of Infinity“
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Ihre ethnischen Wurzeln liegen sowohl in Äthiopien als auch in den USA, denn geboren wurde Meklit Hadero in Addis Abeba, aufgewachsen ist sie jedoch in San Francisco. Ihre Musik widerspiegelt deutlich diese beiden Einflüsse, die traditionelle äthiopische Folklore, als auch das Singer-Songwriting des westlichen Pop und Rock. Während einer westafrikanischen Tournee vor über zehn Jahren wurde ihr jedoch bewusst, wie wenig sie im Grunde von ihrem Geburtsland wusste und wie reichhaltig diese Kultur letztendlich ist. Sie setzte sich verstärkt, auch kritisch, mit ihren Wurzeln auseinander und es flossen stärker als zuvor diese Erfahrungen in ihre künstlerischen Aktivitäten ein. So singt sie heute Songs in Kembatigna, Amharisch und Oromigna, den Hauptsprachen Äthiopines, neben über 80 weiteren Idiomen und 300 Dialekten mit denen man im Ursprungsland des Kaffees untereinander kommuniziert.
Meklits rauchig-bluesige Stimme, ihre eigenwillige Phrasierung der Texte und ihre polyphone Musik hat ihr nicht nur in San Francisco eine treue Fangemeinschaft beschert. Aufgrund mittlerweile mehrerer Gastspiele in Äthiopien ist sie auch hier ein Star der populär-zeitgenössischen Szene. „Als ich mit der Musik anfing, hätte ich nie im Leben gedacht, dass die Leute in Äthiopien das, was ich mache, mögen würden. Ich spreche Amharisch mit Akzent!“, erzählt sie in einem Interview. „Aber ich habe auch festgestellt, dass die traditionellen Musiker dort sehr aufgeschlossen sind. Sie haben keine starren Grenzen.
A Piece Of Infinity“ ist eine hörenswerte Mischung aus traditioneller äthiopischer Musik, westlichen Folkanleihen, Jazzharmonien und jeder Menge Unbekümmertheit, die selbst den ernsteren Themen ihre Songs eine gewisse Art von Leichtigkeit vermitteln. Sie nimmt sich die Freiheit, sich in einem weiten stilistischen Kontext auszudrücken, der ihre Individualität unterstreicht und ihr eine faszinierende vokale Aura verleiht.
Jörg Konrad

Meklit
„A Piece Of Infinity“
Folk Ways
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Mittwoch 12.11.2025
Kenny Barron „Songbook“
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Er gehört zu den gefeierten Altmeistern am Klavier: Kenny Barron. Ein Allroundtalent im Jazz, ein gefragter Sideman und exzellenter Solist, ein erfolgreicher Bandleader und promovierter Hochschullehrer.
Aufgrund seiner allenthalben gerühmten Sensibilität und Empathie gilt der 1943 in Philadelphia geborene Barron als ein idealer Begleiter, der ganz besonders von Sängerinnen außerordentlich geschätzt wird. Für sein neues Album „Songbook“ hat der Pianist dreizehn Songs komponiert, für die wiederum Lyrikerin Janice Jarrett fast alle Texte schrieb.
Barron konnte für dieses, sein erstes reines Vokalalbum überhaupt, etliche Sängerinnen und Sänger engagieren, die durchgängig zu seinen Favoriten gehören. Dazu zählen so arrivierte stimmliche Ausnahmeerscheinungen wie Cécile McLorin Salvant, Kurt Elling, Catherine Russell oder Tyreek McDole. Hinzu kommen einige Newcomer, wie die vielversprechende New Yorkerin Kavita Shah oder das kamerunisch-amerikanische Stimmwunder Ekep Nkwelle.
„Songbook“ ist ein Album geworden, das beeindruckend sämtliche Facetten des Jazzgesangs auf höchstem Niveau zum Ausdruck bringt. Hier finden Leidenschaft und große Gesten, Vokal-Tradition und unprätentiöse Kunstlieder, die Stimme als Instrument und experimentelle Ansätze zu einer Einheit.
Barron kann sich in der swingenden, bluesigen und balladesken Begleitung auf seine eingeschworenen Mitstreiter Kiyoshi Kitagawa am Bass und Joanthan Blake am Schlagzeug vollends verlassen. Ein Trio der Extraklasse – und für jede Sängerin und jeden Sänger eine musikalisch sichere Bank.
Jörg Konrad

Kenny Barron
„Songbook“
Artwork Records
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Dienstag 11.11.2025
James Newton Quartet „Live In Willisau 1983“
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Rückblickend waren es zwei deutsche Jazz-Label, die der Pianistin Geri Allen erstmals die Möglichkeiten boten, eigene Alben zu veröffentlichen. Stephan Meyner von Minor Music mit Sitz im Baden-Württembergischen Blaustein und Stefan F. Winter von JMT München.
Doch entdeckt hat die Jazz-Pianistin, Komponistin, Musikethnologin und Hochschullehrerin der Amerikaner James Newton. Geri Allen veröffentlichte 1984 an der University Of Pittsburgh ihre Abschlussarbeit mit dem Thema: „Eric Dolphy: Eine musikalische Analyse von drei Stücken mit einer kurzen Biografie“. Newton las die Schrift und war hochbeeindruckt.
Er ließ sich von der 1957 in Detroit geborenen Geri Allen Kassetten mit Musik schicken und war gänzlich begeistert. Ihre Transkriptionen von Dolphy-Kompositionen, ihre eigenen außergewöhnlich ausformulierten Songs und ihre eigenwillig groovenden Improvisationen faszinierten Newton dermaßen, dass er umgehend ein Quartett mit der Pianistin gründete.
Mit dieser Band, zu der außerdem der Bassist Anthony Cox und der Schlagzeuger Andrew Cyrille gehörten, ging der Flötist Newton auf Europatournee und spielte am 26. März 1983 im schweizerischen Willisau, wo Niklaus Troxler diesen Auftritt mitschnitt.
Nun, über vier Jahrzehnte später, ist das Konzert erstmals auf Tonträger erschienen. Es ist somit rückwirkend auch die erste Aufnahme Geri Allens, die nur ganz wenige Jahre später durch ihre schwelgerische und individuelle Verbindung von Tradition und Moderne für große Aufmerksamkeit sorgte. Ihre komplexe tonale und melodische Verarbeitung des musikalischen Ausgangsmaterials, als auch ihre strahlend frischen Improvisationen waren außergewöhnlich und wirken in ihren Unerbittlichkeit und Eindrücklichkeit bis heute nach. Mit dieser Art Klavier zu spielen war sie Vorreiterin von Pianisten wie Kris Davis und Angelica Sanchez, wie Vijay Iyer, Craig Taborn oder Marilyn Crispell.
Der frühe tragische Tod Geri Allens schockte 2017 die Jazzwelt regelrecht. Ethan Iverson, Pianist des Erfolgstrios The Bad Plus, schrieb damals in einem Nachruf: „Es gibt im Jazz eine Zeit vor Geri Allen und eine Zeit nach Geri Allen.“
Auch deshalb darf „Live In Willisau 1983“ als eine editorische Meisterleistung eingestuft werden.
Jörg Konrad

James Newton Quartet
„Live In Willisau 1983“
Rhythm Flow Records
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Dienstag 11.11.2025
Tortoise „Touch“
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Als Tortoise, das Musikerkollektiv aus Chicago, sich zu Beginn der 1990er Jahre über Umwege zusammenfand, entstanden hochspannende, legendäre Alben, die den Begriff des Post-Rock prägten. Eine mehr intellektuell und psychedelisch ausgerichtete Abspaltung dessen, was auf der anderen Seite Grunge ausmachte.
Eine der Besonderheiten der Band war, dass man sich spontan zusammenfand und in relativ kurzer Zeit zu einem gemeinsamen musikalischen Ergebnis fand. Ihre Instrumentalstücke bestanden aus den unterschiedlichsten Weltanschauungen der Mitglieder, aus der individuellen Freude am kompromisslosen Experimentieren, aus Zitaten des Rock'n Roll und Jazz-Anleihen, aus Techno, Minimal, Dub, Kraut und Computersounds.
Das letzte Album „The Catastrophist“ liegt neun Jahre zurück und natürlich hat sich in der Zwischenzeit bei dieser Formation von kreativen Unruhegeistern etliches geändert. Ein Teil von ihnen lebt heute in Los Angeles, Gründungsmitglied John McEntire zog es nach Portland, Oregon. Die Zentrale aber ist und bleibt Chicago.
Geändert hat sich auf „Touch“ auch die Herangehensweise an ein Album insgesamt. Traf man sich früher gemeinsam in einem Raum und kam letztendlich in kurzer Zeit und von Angesicht zu Angesicht auf einen gemeinsamen Nenner, hat die Arbeit an „Touch“ ganze vier Jahre gedauert. Man bewegte sich in unterschiedlichen Studios, war digital miteinander verbunden, machte individuelle Vorschläge und ging anschließend manchmal für Monate wieder auseinander, um die Ideen reifen zu lassen. Eine völlig neue Arbeitsweise, über die John McEntire sagte: „Es hat sehr, sehr lange gedauert, bis die Musik zusammengewachsen ist. Unterwegs gab es einige Fragen wie 'was machen wir hier eigentlich?'“. John Herdon, Schlagzeuger bei Tortoise, geht rückblickend noch einen Schritt weiter und beschreibt die Situation bei der Entwicklung des Eröffnungstitels „Vexations“: „Wir waren ratlos, was das Arrangement anging, und kamen einfach nicht weiter.
Letztendlich haben Tortoise wie immer von diesen Herausforderungen jedoch profitiert. Zwar klingt „Touch“ weniger experimentell als ein Großteil seiner Vorgänger. Aber man spürt in den Grooves, den bizarren Gitarren-Figuren und stimmigen Keyboardflächen noch immer deutlich die Genialität der einzelnen Instrumentalisten, die ein akustisch kreatives Konglomerat abliefern, das sich weitab von Zeitgeist und Mainstream strahlend entfaltet.
Jörg Konrad

Tortoise
„Touch“
International Anthem
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Freitag 07.11.2025
Jesse Harris „If You Believed In Me“
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Er ist mit Sicherheit einer der ruhigsten und tiefgründigsten Singer-Songwriter New Yorks. Man kann bei Jesse Harris schon von einer Art (zurückhaltendem) Superstar sprechen, denn der Grammy-Gewinner von 2023 ist ein absolut begehrter Sideman, hat mit Norah Jones, John Zorn, Melody Gardot, Bill Frisell, Madeleine Peyroux und Lizz Wright gearbeitet und in den Bereichen Jazz, Folk, Pop und brasilianische Musik eigene Aufnahmen veröffentlicht.
If You Believed In Me“ ist das erste Album des Komponisten, Sängers, Gitarristen und Produzenten mit großer Orchesterbegleitung. „Ich hatte vorher keinerlei Absicht, ein Album mit Orchester aufzunehmen“, erzählte Jesse in einem Interview. „Die Gelegenheit ergab sich ganz unerwartet, denn Maycon Ananias (Arrangeur und Dirigent) erzählte mir, dass er in Estland an einem Auftragswerk für die Geburtstagsfeier von Arvo Pärt arbeitete, einige Aufnahmen mit dem ESPR-Orchester machen würde und mir anbieten könnte, Arrangements für meine Lieder zu erstellen. Wir begannen mit „Dolores“. Der Klang hat mich umgehauen. Ich beschloss spontan, ein ganzes Album mit ihm aufzunehmen.“
Zudem konnte Jesse noch Norah Jones, Jake Sherman und die französische Songwriterin Marine Quemere für diese Aufnahmen gewinnen. Sie alle stehen für eine wunderbar stimmige, emotionale Musik, die die Zeit zum Stillstand zu bringen scheint. „If You Believed In Me“ ist wie eine Therapiestunde für gehetzte Zeitgeister, orchestraler Pop zum runterkommen, voller Wärme und rauschhafter Vitalität. Ein Geniestreich!
Jörg Konrad

Jesse Harris
„If You Believed In Me“
Artwork Records
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Freitag 07.11.2025
Simon Oslender / Steve Gadd / Will Lee / Bruno Müller „On A Roll – Live“
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Von wegen Fusion ist Out. Sogar generationsübergreifend gibt es noch so einiges Ungespieltes, was in diesem Metier mit Leidenschaft und Spaß zum Ausdruck gebracht werden kann. Simon Oslender, vielleicht der europäische Keyboard-Newcomer der Gegenwart und mit großer Wahrscheinlichkeit der Tastenheld von morgen, hat wiederholt eine All Star Band zusammen gestellt, mit der er im letzten Jahr in Deutschland unterwegs war. Vierzehn Titel sind von dieser Tour auf dem Album „On A Roll – Live“ enthalten und diese Nummern haben es in sich, was Intensität und Temperament betrifft. Fusion der Extraklasse, voller Groove, Gruppendynamik und atemberaubender Solis.
Bassist Will Lee und Schlagzeug-Ikone Steve Gadd sorgen für den rhythmischen Unterbau. Bruno Müller, ein Gitarre spielender Tausendsassa, steht für stilistisch breitgefächerte Saitenabenteuer. Als Gäste sind Routinier Nils Landgren an der Posaune und die juvenile Lichtgestalt unter den europäischen Altsaxophonisten Jakob Manz mit von der Partie. Simon Oslender hält als Leader diese hingebungsvoll musizierende Mannschaft zusammen.
Eine technisch brillant musizierende Band, die sich detailbesessen und kopfüber in das Repertoire stürzt. Sie bringen, neben etlichen Eigenkompositionen des Leaders, eine Stevie Wonder Nummer aus dem Jahr 1970 mit vollem Risiko zum Glühen und selbst Bob Dylans Country-Rock-Song „Watching The River Flow“ wird hier zur treibenden, druckvollen Blues-Rock-Nummer, mit großartigen Soloparts von Jakob Manz, Bruno Müller und Simon Oslender an der Hammond B3. Totgesagte leben länger – auch Dank „On A Roll – Live“.
Jörg Konrad

Simon Oslender / Steve Gadd / Will Lee / Bruno Müller
„On A Roll – Live“
Leopard
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Autor: Siehe Artikel
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