In INTERVIEW werden Persönlichkeiten vorgestellt, die auf unterschiedlichste Weise das kulturelle Leben gestalten und bereichern - dabei oftweit über die Landesgrenze hinaus wirkend. Hier eine kleine Auswahl der Vorgestellten: Henning Venske, Gisela Schneeberger, Inga Rumpf, Hauschka, Stoppok, Wellküren, Isabelle Faust, Fritz Egner, Willy Michl, Nik Bärtsch, Ewa Kupiec, Symin Samawatie, Axel Hacke u.v.a.m.
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Freitag 28.06.2024
224. Florian Willeitner – Zugfahrten frustrierender Dauerstress
Foto: Theresa Pewal
Florian Willeitner stammt aus Passau. Mit fünf beginnt er Geige zu spielen, ein Jahr später Klavier. Schon früh beschäftigt er sich mit der Musik anderer Kulturen, reist durch Frankreich, Spanien, Irland, Griechenland, den USA, Brasilien und Kuba, improvisiert mit großer Freude und studiert am am Mozarteum Salzburg klassische Geige.
Auch auf seinem neuen Album „What the Fugue“ (Act) bringt er all diese Einflüsse und Erfahrungen gemeinsam mit Ivan Turkalj (Cell) und Alexander Wienand (Piano) zusammen. Es ist ein Balanceakt zwischen der Strenge der Fugenkunst und der Freiheit des Jazz. Die ausschließlich Eigenkompositionen sind das Ergebnis der Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Musikkulturen und der ganz persönlichen Verarbeitung dieser Stilistiken. „Die Fuge, diese Königsdisziplin des Barock, fasziniert mich bereits seit Jahrzehnten. Parallel zum Kontrapunkt von Bach und Schostakowitsch beschäftige ich mich aber auch lange und intensiv mit der Funktionsweise westafrikanischer Groovemusik. Und ich staune immer wieder über die Parallelen dieser beiden Welten, in denen hochkomplexe Geflechte einer Vielzahl gleichberechtigter Stimmen symbiotisch miteinander wirken.“
Egal ob es sich im speziellen um Musikkulturen des Mittleren Ostens, die Präludien aus Bachs „Wohltemperierten Klavier“, oder eine Hommage an Willeitners „Lieblingskomponisten“ Sergej Prokofjew handelt - immer klingt das Ergebnis des Trios unglaublich musikalisch, werden zementierte Grenzen zwischen den Stilistiken mit spielerischer Leichtigkeit, aber auch Konzentration aufgelöst. „What the Fugue“ (erscheint am 24. Juni d.J.) fasziniert durch eine geistige Wendigkeit und raffiniert ausbalancierte Weltläufigkeit.
KultKomplott: Welche Faktoren waren ausschlaggebend, dass Sie wurden, was Sie heute sind?
Florian Willeitner: Eine wunderbare, fördernde, starke und gesunde Familie, die mich bis heute bedingungslos unterstützt. Zudem großes Glück, zur richtigen Zeit die richtigen Lehrer zu finden und die Freiheit des Musikmachens - jenseits aller Stile und Abgrenzungen - nie zu verlernen.
KK: Wen bzw. was möchten Sie mit Ihrer Arbeit erreichen?
FW: Menschen, die Tradition und Innovation gleichermaßen lieben. Ich möchte den Stereotypen des „klassischen Musikers“ wieder aus der reinen Interpretenrolle herausholen
KK: Mit welchen Widrigkeiten müssen Sie sich bei Ihrer Arbeit am häufigsten auseinandersetzen?
FW: Verspätungen der Deutschen Bahn. Diese haben in den letzten Jahren derartig zugenommen, dass Zugfahren für mich und meine Kollegen zum absoluten Dauerstress wird. Sehr frustrierend!
KK: Welche Erlebnisse haben Sie zuletzt stark beeindruckt?
FW: Meine Tochter (3 Jahre, 16kg), in einer Kraxn 800m auf eine Alm hinaufzutragen.
KK: Welches sind die schönsten Momente in Ihrer Arbeit?
FW: Die Begegnungen mit Menschen, die aus ganz anderen musikkulturellen Spielpraxen kommen. Das sind für mich die spannendsten künstlerischen Prozesse, aus denen viel Neues und Relevantes entstehen kann.
KK: Hören Sie Musik und wenn ja, welche Art von Musik mögen Sie besonders?
FW: Ja, ich höre extrem viel Musik. Ich mag jede Art von Musik, die mich auf ihre eigene Art fesselt und in ihren Bann zieht.
KK: Hören Sie eher CD oder Vinyl?
FW: Weder noch, ich streame.
KK: Was lesen Sie momentan?
FW: „Shantaram“ von Gregory David Roberts.
KK: Was ärgert Sie maßlos?
FW: Arroganz, rechte populistische Stimmungsmache.
KK: Was freut Sie ungemein?
FW: Der Luxus und das Glück, in Deutschland leben zu dürfen.
KK: Haben Sie jemals ein Kleidungs- bzw. Möbelstück selbst gemacht?
FW: Noch nie ein Kleidungsstück, aber einige Möbelstücke. z.B. unseren Esstisch.
KK: Was würden Sie gern erfinden, was es Ihrer Meinung bisher noch nicht gibt?
FW: Einen pizzicato Bogen
KK: Fühlen Sie sich eher als Einzelkämpfer, oder Teamplayer?
FW: Beides. Als Kammermusiker bin ich Teamplayer, aber in vielen anderen Bereichen suche und genieße ich oft auch die Stille, Einsamkeit und alleinige Entscheidungsgewalt.
KK: In welcher Situation haben Sie die besten Einfälle?
FW: Die gibts nicht. Einfälle kommen, oder sie kommen nicht. Ein Rezept hab ich dafür noch nicht gefunden.
KK: Was würden Sie ändern, wenn Sie für einen Tag Staatsminister für Kultur wären?
FW: Grundeinkommen für KünstlerInnen (nach französischem Modell).
KK: Wenn Sie eine Autobiographie schreiben würden, wie wäre der Titel?
FW: „Zwischen den Saiten“.
Autor: Siehe Artikel
Mittwoch 29.05.2024
223. Clara Haberkamp – Restaurieren und reparieren
Foto: Peter Hundert
Clara Haberkamp ist, könnte man beim Lesen ihrer Biographie meinen, erfolgs- weil preisverwöhnt. „Jugend jazzt“ und „Jugend musiziert“ hat sie mehrfach gewonnen, sie erhielt den „Newcomer Awards“ des Festivals „Jazz Baltica“ und war für den Echo Jazz nominiert. Doch all diese Auszeichnungen verleiten sie nicht, sich auf dem Erreichten auszuruhen. Jeder Auftritt, erst recht jedes Album, ist für sie eine neue Herausforderung. Nichts ist Routine. Sie komponiert, interpretiert, improvisiert, sucht immer wieder neue Ansätze, neue Mitstreiter und stellt sich Herausforderungen.
In diesem Kontext ist auch ihr neues Album „Plateaux“ (TYXart) entstanden. Mit ihren beiden instrumentalen Partnern Oliver Potratz (bass) und Jarle Vespestad (Schlagzeug) findet sie immer wieder neue Ausgangspunkte für ihre musikalischen Visionen. Das stilistische Ausdrucksspektrum ist weit gefächert. Sie verbindet im Trio Gegensätzliches, findet sehr emotional reflektierte Ausdrucksformen, nimmt sich aber auch bekannter Vorlagen wie Hollaenders „Ich bin von Kopf bis Fuss auf Liebe eingestellt“ oder der Gorden Lightfoot-Ballade „If You Could Read My Mind“ an.
KultKomplott: Welche Faktoren waren ausschlaggebend, dass Sie wurden, was Sie heute sind?
Clara Haberkamp: Meine Eltern sind auch Musiker und haben mich sehr unterstützt. Zudem haben sie mich bestärkt, meinen eigenen Weg zu gehen und wenn es sein muss, auch bisher unbetretene Pfade einzuschlagen.
Zunächst erhielt ich eine klassische Klavierausbildung, dann, mit 11 Jahren gewann ich den Wettbewerb "Jugend Jazzt“ und fand Spaß am Bandspiel und an der Improvisation. Seitdem verfolgte ich beides parallel, eignete mir die Jazzsprache durch die Schallplattensammlung meiner Eltern an und holte mir zudem viel Inspiration aus klassischen, später vermehrt impressionistischen Werken. Diese Genreoffenheit ist ein stetiger Begleiter… Nach meinem Jazzklavierstudium in Berlin studierte ich Komposition in Hamburg. Ein Studiengang, der Jazzarrangement und Neue Musik vereint… und auch mein Doktorstudium, das ich kürzlich abgeschlossen habe, bewegt sich in diesem Spannungsfeld von modernen (notierten) Kompositionsformen und ihrer Nutzbarmachung für Improvisation.
Der Hauptfaktor für meine heutige musikalische Persönlichkeit scheint mir also der Umstand zu sein, dass ich nie irgendwo reinpassen musste und dafür bin ich sehr dankbar.
KK: Wen bzw. was möchten Sie mit Ihrer Arbeit erreichen?
CH: Meine Zielgruppe ist offen. Ich möchte das Jazzpublikum erreichen, aber auch Menschen überraschen, die bisher noch keinen Zugang dazu hatten. Meine Hörerschaft ist auch sehr divers und das finde ich natürlich gut.
Mit meiner wissenschaftlichen und pädagogischen Arbeit möchte ich Impulse zum Improvisieren schaffen, die sich von herkömmlichen Übe-Mustern oder Imitationen befreien und Türen für individuelle Zugänge öffnen. Hier möchte ich Jazzstudierende, aber auch Studierende und Berufstätige des „Angewandten Klavierspiels“ in Schulen und Kirchen ansprechen.
KK: Mit welchen Widrigkeiten müssen Sie sich bei Ihrer Arbeit am häufigsten auseinandersetzen?
CH: Die ständige Eigeninitiative….
KK: Welche Erlebnisse haben Sie zuletzt stark beeindruckt?
CH: Eine Fahrradtour durch Polen und Tschechien.
KK: Welches sind die schönsten Momente in Ihrer Arbeit?
CH: - Momente auf der Bühne im interaktiven Zusammenspiel
- Wenn ich meine Kompositionen das erste Mal „Live“ mit ihrem Instrumenten (Gesamt-)klang hören kann.
KK: Hören Sie Musik und wenn ja, welche Art von Musik mögen Sie besonders?
CH: Mein Musikgeschmack ist sehr breitgefächert.
Zur Zeit finde ich Aphex Twin spannend, Gustav Mahler, Fred Hirsch und Louis Cole.
KK: Hören Sie eher CD oder Vinyl?
CH: CD.
KK: Was lesen Sie momentan?
CH: Thomas Mann, „Tristan“.
KK: Was ärgert Sie maßlos?
CH: Mangelnder Respekt.
KK: Was freut Sie ungemein?
CH: Zu viel um es hier aufzuschreiben:)
KK: Haben Sie jemals ein Kleidungs- bzw. Möbelstück selbst gemacht?
CH: Ja, einen Overall mit Punkten…
KK: Von welchem Schauspieler / welcher Schauspielerin sind sie in welchem Film beeindruckt?
CH: Hermine in Harry Potter „The Deathly Hallows“ und Dustin Hoffman in „Rain Man“.
KK: Was würden Sie gern erfinden, was es Ihrer Meinung bisher noch nicht gibt?
CH: Ich finde es manchmal schön sich auf die Dinge zu besinnen, die es schon gibt und sie wieder zu verwerten, zu restaurieren oder zu reparieren.
KK: Fühlen Sie sich eher als Einzelkämpfer, oder Teamplayer?
CH: Beides.
KK: In welcher Situation haben Sie die besten Einfälle?
CH: In Küchen und in der Natur.
KK: Welche Websites oder Blogs lesen Sie?
CH: Ich höre lieber als dass ich lese. Vorzugsweise Podcasts über Geschichte und Wissenschaft.
KK: Was würden Sie ändern, wenn Sie für einen Tag Staatsminister für Kultur wären?
CH: Ich würde dafür plädieren, dem Jazz mehr Raum in Funk und Fernsehen geben. Vor allem tagsüber und nicht zur typischen „Late Night“ Sendezeit.
KK: Wenn Sie eine Autobiographie schreiben würden, wie wäre der Titel?
CH: Unbetretene Pfade
KK: Wie stellen sie sich die Zukunft vor?
CH: – bunt.
Autor: Siehe Artikel
Montag 13.05.2024
222. Michael Hatzius - „Wie ich an nur einem Tag die Menschheit rettete"
Foto: Christine Fiedler
Michael Hatzius ist studierter Diplom?Puppenspieler/Darstellender Künstler. Vor knapp fünfzehn Jahren hat er die Echse entwickelt, mit der er seitdem auf Tour ist und mittlerweile deren drittes Programm „Echsoterik“ präsentiert. Wenn die Riesenechse bei ihm auf dem Schoß sitzt, wird er eins mit ihr. Deren lakonischer Humor besitzt etwas „altkluges“, dem eine „anarchische Kreativität“ zugrunde liegt. Was ja nicht verwundert, wenn man bedenkt, dass sie schon den Urknall erlebte und die erste Zellteilung persönlich vornahm. Hatzius Slogan, zwischen Kabarett und Puppencomedians angelegt, lautet: Der Zuschauer erlebt Bekanntes, vergisst Gewohntes und entdeckt Neues.
Am Samstag 18. Mai tritt Michael Hatzius und „Die Echse“ im Münchner Lustspielhaus, in der Occamstraße 8 auf. Beginn: 20.00 Uhr.
KultKomplott: Welche Faktoren waren ausschlaggebend, dass Sie wurden, was Sie heute sind?
Michael Hatzius: Der universelle Plan.
KK: Wen bzw. was möchten Sie mit Ihrer Arbeit erreichen?
MH: Das Publikum.
KK: Mit welchen Widrigkeiten müssen Sie sich bei Ihrer Arbeit am häufigsten auseinandersetzen?
MH: Tiefgründige Interviewfragen.
KK: Welche Erlebnisse haben Sie zuletzt stark beeindruckt?
MH: Der Zug in München ist heute pünktlich losgefahren.
KK: Welches sind die schönsten Momente in Ihrer Arbeit?
MH: Wenn ich auf der Bühne bin und alles ist im Fluss. Es gibt eine Verbindung mit dem Publikum, durch die Freude strömt und alles zusammenkommt.
KK: Hören Sie Musik und wenn ja, welche Art von Musik mögen Sie besonders?
MH: Das hängt immer von meiner Stimmung ab, und ob ich mich zum Beispiel aufpeitschen oder runter fahren will.
KK: Hören Sie eher CD oder Vinyl?
MH: Spotify.
KK: Was lesen Sie momentan?
MH: Frage 8.
KK: Was ärgert Sie maßlos?
MH: Dass ich gerade zu müde bin, um die Fragen ausführlicher zu beantworten, obwohl sie wirklich gut sind.
KK: Was freut Sie ungemein?
MH: Dass ich es trotzdem angegangen bin.
KK: Haben Sie jemals ein Kleidungs- bzw. Möbelstück selbst gemacht?
MH: Nein.
KK: Von welchem Schauspieler / welcher Schauspielerin sind sie in welchem Film beeindruckt?
MH: Hannah Herzsprung in „15 Jahre“ zum Beispiel. Auch Leonardo DiCaprio spielt immer beeindruckend.
KK: Was würden Sie gern erfinden, was es Ihrer Meinung bisher noch nicht gibt?
MH: Ein Gerät mit dem ich mich jederzeit schnell zu meiner Freundin beamen kann.
KK: Fühlen Sie sich eher als Einzelkämpfer, oder Teamplayer?
MH: Einzelkämpfer. Das spart Zeit, die sonst für Diskussionen drauf geht.
KK: In welcher Situation haben Sie die besten Einfälle?
MH: Auf der Bühne. Und wenn ich nicht damit rechne oder monotone Tätigkeiten ausführe, wie zum Beispiel joggen.
KK: Welche Websites oder Blogs lesen Sie?
MH: Ich lese die Überschriften verschiedener Nachrichtenportale, wenn ich auf der Toilette sitze.
KK: Was würden Sie ändern, wenn Sie für einen Tag Staatsminister für Kultur wären?
MH: Ich würde mich ins Büro des Verteidigungsministerkollegen schleichen und das Geld umlenken in die Kultur. Dort würde ich die freie Szene stärker bedenken.
KK: Wenn Sie eine Autobiographie schreiben würden, wie wäre der Titel?
MH: Einmal Kulturminister und zurück - wie ich an nur einem Tag die Menschheit rettete
KK: Wie stellen sie sich die Zukunft vor?
MH: Wir kommen pünktlich mit dem Zug in Berlin an.
Autor: Siehe Artikel
Mittwoch 24.04.2024
221. Mate Tabula – Bekennender Eremit
Foto: Dieter Lukas
Jeder Veranstaltungsort, der etwas auf sich hält, präsentiert mindestens einmal pro Jahr ein POETRY SLAM. Aber was ist ein POETRY SLAM? Eine der Definitionen lautet: Ein Poetry Slam ist eine Veranstaltungsform, bei der verschiedene Künstlerinnen und Künstler mit selbstgeschriebenen Texten gegeneinander antreten. Oft wird auch von einem modernen Dichterwettstreit gesprochen – wobei der altbackene Klang womöglich falsche Erwartungen weckt. Denn tiefsinnige Lyrik ist bloß eine von vielen Facetten, die einem beim Slam erwarten. Von herzergreifenden Geschichten über charmant-witziges Storytelling mit Comedy-Touch bis hin zu salvenartigen Rap-Lyrics ist nahezu alles denkbar.
Gewisse Regeln gilt es einzuhalten. Zum Beispiel müssen die vorgetragenen Texte selbst geschrieben sein; es dürfen keine Requisiten oder Kostüme verwendet werden; ein vorher ausgehandeltes Zeitlimit ist einzuhalten.
Am 02. Mai findet um 19.30 Uhr mit dem G-Town Slam der nächste Poetry Slam in der Stadthalle Germering statt. Durch das Programm führen Ko Bylanzky und Mate Tabula. Diesmal sind mit dabei: Meike Harms, Darryl Kiermeier, Fabian Navarro, Julia Steiner und Sophie Schuhmacher. Neben den geladenen Poetinnen und Poeten gibt es beim G-Town Slam auch wieder die Möglichkeit für Newcomer und Auftrittswillige aus Germering und Umgebung erste Bühnenluft zu schnuppern und Texte zu testen. Wer selbst gerne auftreten möchte, kann eine Mail an gtownslam@gmx.de schreiben und steht dann vielleicht schon im Mai selbst auf der Bühne.
KultKomplott: Welche Faktoren waren ausschlaggebend, dass Sie wurden, was Sie heute sind?
Mate Tabula: Sinn für Humor, die beste Frau der Welt und Cevapcici.
KK: Wen bzw. was möchten Sie mit Ihrer Arbeit erreichen?
MT: Die Weltherrschaft.
KK: Mit welchen Widrigkeiten müssen Sie sich bei Ihrer Arbeit am häufigsten auseinandersetzen?
MT: Mit Lampenfieber, Selbstzweifeln und dem Hochstaplersyndrom.
KK: Welche Erlebnisse haben Sie zuletzt stark beeindruckt?
MT: Dass meine Frau ihr Handy gefunden hat, ohne mich zuvor danach gefragt zu haben.
KK: Welches sind die schönsten Momente in Ihrer Arbeit?
MT: Beim Schreiben: Wenn mich ein Gag zum Lachen bringt. Beim Auftreten: Menschen, die genau bei diesem Gag besonders markant lachen.
KK: Hören Sie Musik und wenn ja, welche Art von Musik mögen Sie besonders?
MT: Wer keine Musik hört, werfe die erste Gitarre. Aktuell höre ich Provinz, Kaffkiez, Danger Dan und Olli Schulz.
KK: Hören Sie eher CD oder Vinyl?
MT: Eindeutig: Spotify
KK: Was lesen Sie momentan?
MT: Haruki Murakamis Erzählband "Blinde Weide, schlafende Frau."
KK: Was ärgert Sie maßlos?
MT: Menschen, die hupen.
KK: Was freut Sie ungemein?
MT: Andere Menschen anhupen.
KK: Haben Sie jemals ein Kleidungs- bzw. Möbelstück selbst gemacht?
MT: Nein, aber schon mal selbst gekauft.
KK: Von welchem Schauspieler / welcher Schauspielerin sind sie in welchem Film beeindruckt?
MT: Ich liebe Ryan Gosling in jedem Film, aber wie gut er als Ken Beach kann, ist schon besonders sensationell.
KK: Was würden Sie gern erfinden, was es Ihrer Meinung bisher noch nicht gibt?
MT: Eine Stummschalttaste, um Leute, die Unsinn reden, stumm zu schalten.
KK: Fühlen Sie sich eher als Einzelkämpfer, oder Teamplayer?
MT: Bis Mittag bin ich bekennender Eremit, ab dann absoluter Familienmensch.
KK: In welcher Situation haben Sie die besten Einfälle?
MT: Nach dem Aufstehen.
KK: Welche Websites oder Blogs lesen Sie?
MT: Keine. Ich lese gern die DIE ZEIT und die Freitagsausgabe der SZ.
KK: Was würden Sie ändern, wenn Sie für einen Tag Staatsminister für Kultur wären?
MT: Ich würde sofort das bedingungslose Grundeinkommen für alle Künstler:innen einführen.
KK: Wenn Sie eine Autobiographie schreiben würden, wie wäre der Titel?
MT: Meine Frau, unsere Kinder, die Schilddrüsenunterfunktion und ich.
KK: Wie stellen sie sich die Zukunft vor?
MT: Im Zweifel immer positiv.
Autor: Siehe Artikel
Donnerstag 18.04.2024
220. Notos Quartett - „Wir kennen keine Widrigkeiten, nur Herausforderungen“
Foto: Uwe Arens
„Whow! Ein musikalisches Ereignis, hochvirtuos, mit Verve und Spirit, vor begeistertem Publikum“, war zu Beginn dieses Jahres anlässlich des Auftritts des Notos Quartetts in Leutkirch in der „Schwäbischen Zeitung“ zu lesen. 2007 gegründet haben Sindri Lederer (Violine), Andrea Burger (Viola), Philipp Graham (Cello) und Antonia Köster (Klavier) seitdem etliche nationale und internationale Preise erhalten und, was vielleicht wichtiger ist, Publikum wie Kritiker gleichermaßen beeindruckt. Sie sind dabei in renommierten europäischen Konzertsälen aufgetreten, wie der Philharmonie Ko?ln, der Berliner Philharmonie, dem Konzerthaus Berlin, dem Konzerthaus Wien, dem Concertgebouw Amsterdam, der Tonhalle Zu?rich, oder dem Teatro la Fenice Venedig. Hinzu kommen Konzertreisen nach Australien, den USA, nach China und Japan und Su?dostasien.
Das Notos Quartett ist zudem für seine klare gesellschafts-politische Haltung bekannt. So gaben die Musiker den Musikpreis ECHO Klassik in der Kategorie Nachwuchsku?nstler als erste Künstler im Jahr 2017 zurück, da in der ECHO Pop-Verleihung im April 2018 ein Album mit antisemitischem und menschenverachtendem Gedankengut ausgezeichnet wurde.
Das Notos Quartett wird am 26. April d.J. im Rahmen der langen Nacht der Kammermusik im Münchner Prinzregententheater neben Quatuor Arod und dem Sitkovetsky Piano Trio auftreten. Beginn der Veranstaltung: 19.00 Uhr.
KultKomplott: Welche Faktoren waren ausschlaggebend, dass Sie wurden, was Sie heute sind?
Notos Quartett: Die unendliche Liebe zur Musik.
KK: Wen bzw. was möchten Sie mit Ihrer Arbeit erreichen?
NQ: Wir möchten die Menschen mit unserer Musik bewegen.
KK: Mit welchen Widrigkeiten müssen Sie sich bei Ihrer Arbeit am häufigsten auseinandersetzen?
NQ: Wir kennen keine Widrigkeiten, nur Herausforderungen.
KK: Welche Erlebnisse haben Sie zuletzt stark beeindruckt?
NQ: Die umfassenden und täglich wachsenden Krisen auf der ganzen Welt empfinden wir als alarmierend und beängstigend. Umso stärker hat uns das Zeichen begeistert, das die Eltern unserer Pianistin kürzlich gesetzt haben, indem sie gemeinsam mit einer Freundin zu dritt eine Demonstration in ihrem Wohnort für eine wehrhafte Demokratie, gegen Rechtsextremismus, Ausgrenzung, Fremdenhass und Hetze organisiert haben und viel Zuspruch dafür bekommen haben. Das macht Mut und beweist, dass wir alle die Möglichkeit haben, die Welt zum Besseren zu verändern.
KK: Welches sind die schönsten Momente in Ihrer Arbeit?
NQ: Der schönste Moment ist der, wenn man mit der Musik und seinen Kollegen eins wird und es schafft, die Zuhörer in ihrem tiefsten Inneren zu erreichen.
KK: Was ärgert Sie maßlos?
NQ: Diskriminierung in jeder Form.
KK: Was freut Sie ungemein?
NQ: Das Leben.
KK: Haben Sie jemals ein Kleidungs- bzw. Möbelstück selbst gemacht?
NQ: Nein, das überlassen wir den Profis.
KK: Von welchem Schauspieler / welcher Schauspielerin sind sie in welchem Film beeindruckt?
NQ: Sandra Hüller ("Zone of Interest" und "Anatomie eines Falls") und Emma Stone ("Poor Things").
KK: Was würden Sie gern erfinden, was es Ihrer Meinung bisher noch nicht gibt?
NQ: Ein umweltfreundlicher Beamer, um bei unseren Konzertreisen nicht so unglaublich viel Zeit auf der Autobahn, im Zug oder im Flugzeug verbringen zu müssen.
KK: Fühlen Sie sich eher als Einzelkämpfer, oder Teamplayer?
NQ: Wir sind selbstverständlich Teamplayer, Einzelkämpfer taugen nicht als Kammermusiker.
KK: In welcher Situation haben Sie die besten Einfälle?
NQ: In der Natur.
KK: Was würden Sie ändern, wenn Sie für einen Tag Staatsminister für Kultur wären?
NQ: Mehr und besserer Musikunterricht an den Schulen.
KK: Wenn Sie eine Autobiographie schreiben würden, wie wäre der Titel?
NQ: „Travel together, stay together.“ Ein Satz, den ein Mitarbeiter an der Passkontrolle auf einem britischen Flughafen einmal zu uns sagte. Er ist seitdem für uns zu einem geflügelten Wort geworden, da er in unzähligen Situationen passt und mit nur vier Worten sehr gut unsere gemeinsame Reise als Quartett charakterisiert
Autor: Siehe Artikel
Dienstag 16.04.2024
219. Lisa Wulff - „Die Kraft von Musik ist unerschöpflich“
Lisa Wulff gehört zur jungen Garde von aufstrebenden Jazzmusikerinnen, deren Präsenz weit über das Genre hinausreicht. Sie spielt Bass, komponiert, singt und leitet eigene Formationen.
Ein Jahr ist es her, da erhielt Lisa Wulff in Bremen den deutschen Jazzpreis als Bassistin des Jahres. Die Bremerin arbeitet seit Jahren regelmäßig mit der NDR Bigband, leitet ein eigenes Quartett und spielt im Duo mit der Pianistin und Sängerin Clara Haberkamp. Sie arbeitete mit Al Jarreau, Rolf Kühn, Caecilie Norby und etlichen anderen namhaften Solisten.
Für ihre Debu?t-CD „Encounters“ erhielt Lisa Wulff den Jazz Baltica Förderpreis und war 2017 fu?r den ECHO Jazz nominiert. Vor wenigen Wochen ist ihr neues Album „Poison Ivy“ erschienen. Eingespielt in München, hat die Bassistin etliche Musiker eingeladen, mit denen sie in wechselnden Besetzungen spielt. So entstehen völlig unterschiedliche Klangwelten, denen eine enorme Lebendigkeit und Intensität eigen ist. „Poison Ivy“ ist bei Laika Records veröffentlicht und digital, als CD und auf Vinyl erschienen.
KultKomplott: Welche Faktoren waren ausschlaggebend, dass Sie wurden, was Sie heute sind?
Lisa Wulff: Meine Familie. War und ist ausschlaggebend. Das Musikmachen habe ich am Klavier mit 3 Jahren begonnen, weil mein Vater Klavier (und Orgel) spielte und mein großer Bruder ebenfalls. Der Ebass kam dazu, um mit meinem Bruder gemeinsam Musik zu machen, der die Gitarre für sich entdeckt hatte.
Meine Mentoren am Instrument Kontrabass waren und sind Detlev Beier und Lucas Lindholm.
Detlev lernte ich beim Karatetraining kennen und er schenkte mir bei der Weihnachtsfeier eine Stunde Unterricht bei sich. Dann nahm alles seinen Lauf und ich begann ein paar Jahre später bei ihm zu studieren.
KK: Wen bzw. was möchten Sie mit Ihrer Arbeit erreichen?
LW: Ich möchte Menschen zusammenbringen, bewegen, anecken, Grenzen sprengen und zum Nachdenken anregen. Eine künstliche Gesellschaft ist eine konfliktfähige Gesellschaft, davon bin ich überzeugt.
KK: Mit welchen Widrigkeiten müssen Sie sich bei Ihrer Arbeit am häufigsten auseinandersetzen?
LW: Wertschätzung, im Allgemeinen und für die viele unbezahlte Arbeit, die man als Freiberufler ständig macht.
KK: Welche Erlebnisse haben Sie zuletzt stark beeindruckt?
LW: Ein interkulturelles Chorprojekt der Elbphilharmonie, das neben Völkerverständigung auch genau die Dinge mit Musik erreichte, die mich bewegen. Die Kraft von Musik ist unerschöpflich.
Ansonsten sind es momentan die täglichen Erlebnisse mit meiner kleinen Tochter, die mich beeindrucken.
KK: Welches sind die schönsten Momente in Ihrer Arbeit?
LW: Wenn Musik Menschen bewegt und zusammenbringt, wie bei dem oben genannten Projekt.
Wenn Musik Hoffnung spendet in Zeiten von Krieg und Krisen, Gemeinschaft schafft und eine unerschöpfliche Quelle der Kraft und Liebe für Ausübende und Zuhörende ist.
KK: Hören Sie Musik und wenn ja, welche Art von Musik mögen Sie besonders?
LW: Alles mögliche! Sehr gerne klassische Musik, allen voran J.S. Bach, aber auch modernen Jazz/Funk/Soul.
KK: Hören Sie eher CD oder Vinyl?
LW: Beides.
KK: Was lesen Sie momentan?
LW: Thomas Bernhard „Holzfällen“.
KK: Was ärgert Sie maßlos?
LW: Resignation.
KK: Was freut Sie ungemein?
LW: Kinder, Musik, sich an Alltäglichem zu erfreuen.
KK: Haben Sie jemals ein Kleidungs- bzw. Möbelstück selbst gemacht?
LW: Ich nähe sehr gerne Kleidung und das zeitweise auch sehr viel.
KK: Von welchem Schauspieler / welcher Schauspielerin sind sie in welchem Film beeindruckt?
LW: Zu Filmen hab ich keine besondere Beziehung, Francis McDormand in „Three Billboards“ fand ich stark.
KK: Was würden Sie gern erfinden, was es Ihrer Meinung bisher noch nicht gibt?
LW: Ganz banal - eine vernünftige Tasche für Kontrabass UND E-Bass in einem.
KK: Fühlen Sie sich eher als Einzelkämpfer, oder Teamplayer?
LW: Beides! Als Bandleaderin muss man schon viele Kämpfe alleine ausfechten, meine Motivation dafür ist aber das Zusammenspiel, bei dem es nur um das Ganze und keine Egos mehr geht.
KK: In welcher Situation haben Sie die besten Einfälle?
LW: Verschiedenste, aber bevorzugt, wenn ich keine Möglichkeiten habe Ideen aufzuschreiben - dann zeigt sich gleich, ob was dran war und man es sich merken kann.
KK: Welche Websites oder Blogs lesen Sie?
LW: Spiegel, momentan nicht viel - mit 2,5 jährigem Kind.
KK: Was würden Sie ändern, wenn Sie für einen Tag Staatsminister für Kultur wären?
LW: Die Kategorien E und U Musik abschaffen und damit Förderungen angleichen.
KK: Wenn Sie eine Autobiographie schreiben würden, wie wäre der Titel?
LW: Begegnungen.
KK: Wie stellen sie sich die Zukunft vor?
LW: Friedlicher als jetzt.
Autor: Siehe Artikel
KultKomplott versteht sich als ein unabhängiges, kulturelle Strömungen aufnehmendes und reflektierendes Portal.