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49. Ragnhild Hemsing „Vetra – My Norwegian Winter“
50. Ruth Maria Rossel „Ambiguous Truth“
51. Dell Lillinger Westergaard feat. Bob Degen „Supermodern Vol. II“
52. Bruchgold & Koralle „Bruchgold & Koralle“
53. Martin Lutz Group „HiLife / LoLife“
54. Botticelli Baby „Boah“
Freitag 10.11.2023
Ragnhild Hemsing „Vetra – My Norwegian Winter“
Bilder
Hardanger ist eine kleine Provinz im Südwesten Norwegens und gekennzeichnet von seinen traumhaften Fjorden. Hier entstand vor knapp vierhundert Jahren die Hardangerfiedel, ein zehnsaitiges Streichinstrument, das seitdem in der Volksmusik des Landes als unverzichtbar gilt. Mittlerweile findet die Kastenhalslaute aber auch in der Klassik und im Jazz ihren Platz und wird von namhaften Solisten gespielt, die den leicht schnarrenden, gambenartigen Ton zu nutzen verstehen.
Ragnhild Hemsing beherrscht sowohl das Spiel auf der Violine, als auch das auf der Hardangerfiedel. Sie hat mit beiden Instrumenten in der Vergangenheit weltweit Konzerte gegeben und Aufnahmen eingespielt. Mit „Vetra – My Norwegian Winter“ ist jetzt eines ihrer wohl stimmungsvollsten und berührendsten Alben erschienen. Es sind fast ausschließlich Bearbeitungen traditioneller Volkslieder Norwegens, in deren Mittelpunkt der Winter steht.
Ganz im Gegensatz zu den bisherigen Veröffentlichungen Hemsings, dabei handelt es sich um Interpretationen von Werken Edvard Griegs oder Max Bruchs, verzichtet die Solistin fast gänzlich auf Virtuosität und Perfektion. Hier bestimmt eine feierliche Melancholie das akustische Gesamtbild. Es sind strahlende Töne, ohne jedes Vibrato gespielt, die eine besinnliche Ruhe und einen inneren Frieden vermitteln. Nichts wirkt aufgesetzt, kein Hauch künstlerischer Selbstdarstellung beeinträchtigt diese Aufnahmen. Es sind subtile Klangmalereien, bei denen Ragnhild Hemsing von ihren Mitmusikern wie Mathias Eick (Trompete), Terje Isungset (Percussion), oder Ole und Knut Aastad Braten kongenial unterstützt wird. Man glaubt tatsächlich Feld-Aufnahmen beizuwohnen und selbst ein Teil des Landschaftsbilds zu werden.
Jörg Konrad

Ragnhild Hemsing
„Vetra – My Norwegian Winter“
Berlin Classics
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Mittwoch 08.11.2023
Ruth Maria Rossel „Ambiguous Truth“
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Es ist eines der Instrumente, dessen Klang einfach verzaubert. Egal ob im Satz gespielt oder solistisch gestrichen, die Wärme, die das Cello ausstrahlt, der besondere Schmelz seines Tons, ist sinnlich und herausfordernd zugleich. Ruth Maria Rossel, seit Kinderjahren mit diesem Instrument vertraut, weiß zudem um dessen Vielseitigkeit. Denn der gewaltige Tonumfang des Cellos, gepaart mit der entsprechenden Spielfertigkeit, gibt dem Instrumentalisten ungezählte Möglichkeiten seines Einsatzes.
So hat die in Augsburg beheimatete Cellistin zwar in Würzburg, Stuttgart und Salzburg klassische Musik studiert, sich später jedoch auf „Abwege“ begeben und ihre Kunst stärker in den Bereich der populären Musik eingebracht. Zudem erweiterte sie das eigentlich schon recht breite Klangspektrum des Cellos um eine weitere Dimension - indem sie elektronische Bausteine, oder gar das Elektrocello wirkungsreich nutzt.
Ambiguous Truth“ ist Ruth Maria Rossels neues Album, auf dem sie akustisch deutlich macht, was musikalisch in ihr und ihrem Instrument steckt. Die Aufnahme enthält neue und ältere, bisher unveröffentlichte Einspielungen, in deren Zentrum durchweg das Cello als Solostimme steht. Neben Eigenkompositionen von Ruth Maria Rossel stehen Coverversionen von Queen („The Show Must Go On“), José Feliciano („Feliz Navidad“) und 2-Raumwohnung („Nimm Mich Mit“), eine Hip Hop-Nummer mit Dominik Clement („Kalt“) und sogar ein Christmas-Song („Oh Du Fröhliche“).
Man spürt die Erfahrung, mit der Rossel ihr Repertoire angeht. Sie beherrscht die dynamische, vom Pop geprägte Stilistik ebenso wie die subtile Kunst des Rubato-Spiels, sie beeindruckt mit feinen Improvisationen, zeigt am Instrument Temperament und Sinnlichkeit, sowie jede Menge lebensbejahende Vitalität.
Alfred Esser

Ruth Maria Rossel tritt am 18. November 2023 um 19:30 Uhr im rimo.Dance.Art e.V. in Augsburg in der Gubenerstr. 11E (neben Bombig) auf!!

Ruth Maria Rossel
„Ambiguous Truth“
Rossel Music
Vinyl
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Dienstag 07.11.2023
Dell Lillinger Westergaard feat. Bob Degen „Supermodern Vol. II“
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Die Besetzung des DLW-Trios feat. Bob Degen ist identisch mit der des Modern Jazz Quartet: Vibraphon, Klavier, Bass, Schlagzeug. Das ist wahrscheinlich kein Zufall.
Letztere Formation nimmt in der Geschichte des Jazz einen besonderen Platz ein. Bis heute, denn das MJQ spielte sozusagen gegen das Minderwertigkeitsgefühl des damaligen Jazz gegenüber der Kunstmusik an. „Dezent und seriös“ nannte der wortgewaltige schweizer Musikbeschreiber Peter Rüedi einmal deren Alben, die speziell zwischen Mitte der 1950er bis Anfang der 1970er Jahre Hochkonjunktur hatten. Eine der ersten Kammerformationen im Jazz, die in Europa mit Schlips und Kragen durch die klassischen Konzertsäle tourten.
Das DLW-Trios feat. Bob Degen beschäftigt sich hingegen stärker mit der Moderne, sowohl im Jazz- als auch im klassischen Bereich. Ihr Spiel klingt bei weitem unorthodoxer, manchmal nach Gipfelstürmerei und eurozentrischer Weltsicht. Ähnlich hingegen ist ihre Transparenz und die Detailliertheit, das Überraschungsmoment und ihre komplexe Herangehensweise an die Musik. Und beide Formationen spielen vor allem bluesbetont! Das ist sozusagen ihr Bezug zur Realität, um nicht zu sagen zur Straße! Die Beschreibung der Musik in der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ) mag diesem Eindruck entgegen stehen: „Ausgangspunkt für ein Stück bildet stets ein einzelner Takt, der rhythmisch verschachtelt und trancehaft wiederholt wird, bis kleinste Unregelmäßigkeiten auftreten, die festgeschrieben und kreativ weiterverarbeitet werden. Aus dieser „Uberlagerungs-Kombinatorik“ (Christopher Dell) entspinnt sich eine Perpetuum-mobile-artige Klangbewegung, die auf Schallplatte durch Klangverfremdungen und Cut-up-Techniken noch radikalisiert wird.
Der scheinbare freie Austausch innerhalb der Kommunikation „funktioniert“ also nach festen Regeln. Trotzdem werden Dell, Lillinger und Westergaard als gemeinsame Komponisten aller siebzehn Titel genannt. Offensichtliche Melodien braucht dieses Quartett nicht unbedingt. „Supermodern II“ lebt in seiner Summe allein von Kreativität und Spannung, von Zeitlosigkeit und Understatement - ohne jedes restaurierte Nachspielen, trotz klassischer Besetzung.
Jörg Konrad

Dell Lillinger Westergaard feat. Bob Degen
„Supermodern Vol. II“
HGBS Blue
Vinyl
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Freitag 03.11.2023
Bruchgold & Koralle „Bruchgold & Koralle“
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Bei diesem Quartett geht's zur Sache: Temperamentvoll, konzentriert, transparent. Jörg Hochapfel führt seine Viererbande mit dem unwiderstehlichen Namen „Bruchgold & Koralle“ in Bereiche freier, als auch traditioneller Kommunikation. Die Band versteht eine Menge von Dramaturgie, ohne sich in ihrer Leidenschaft dabei einzugrenzen. Hier vereinen sich auf bemerkenswerte Weise das Vermächtnis und die Zukunft der Musik. Gipfelstürmer des Jazz auf Expeditionskurs.
Keyboarder Hochapfel hat die Gerüste der Kompositionen gezimmert. Die restlichen drei (Johannes Schleiermacher an Saxophonen und Flöte, James Banner am Bass und Schlagzeuger Max Andrzejewski) vervollständigen die Strukturen, füllen die Themen und angedachten Formen rotierend aus. Alle vier begreifen den Jazz als eine musische Herausforderung an die Gegenwart und den Augenblick. Trotzdem ist stets und ständig das historische Potenzial dieser Musik zu spüren. Das Ineinandergreifen der melodischen, harmonischen und rhythmischen Strukturen lassen ein komplexes Netzwerk entstehen, als idealer Nährboden für individuelle Improvisationen. Gespeist aus Offenheit und Neugierde.
Bruchgold & Koralle ist neben etlichen anderen Hochapfels neustes Projekt und hat den Anspruch eines „Spagat zwischen tiefster Melancholie und abseitigstem Humor“. Wobei er mit den drei beteiligten Instrumentalisten jeweils schon eine Weile musiziert. Über drei Dutzend Titel hat der 1976 in Ravensburg geborene Musiker bisher eingespielt und mit „Zirkus“ zudem „ein Musikbilderbuch zum Gucken, Hören und Mitmachen“.
Jörg Konrad

Bruchgold & Koralle
„Bruchgold & Koralle“
Klaeng
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Dienstag 31.10.2023
Martin Lutz Group „HiLife / LoLife“
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Trotz Globalisierung und den Möglichkeiten grenzenlosen Kulturaustauschs, dürfte der Name Martin Lutz im deutschsprachigen Raum weniger bekannt sein. Zumindest in jazzmusikalischen Kreisen. Das ist schade und sollte sich ändern. Denn Lutz Musik vermittelt Besinnung und Lebensfreude zugleich, er ist ein reflektierter Komponist, der eine gewisse Melancholie ausdrückt und dessen Ästhetikansatz gleichzeitig zum Tanzen einlädt.
Der dänisch-deutsche Pianist und Komponist verbrachte viele Jahre seiner Kindheit im östlichen und südlichen Afrika. Viele seiner in dieser Zeit gesammelten gesellschaftlichen und kulturellen Erfahrungen sind noch heute, längst wieder in Dänemark lebend, Teil seiner Persönlichkeit. Und so wundert es nur wenig, dass auch die von ihm geschriebene und eingespielte Musik von diesen Eindrücken zehrt. So besteht auch „HiLife / LoLife“, Lutz mittlerweile zehntes Album, aus Segmenten afrikanischer Folklore, der mehr introvertierten skandinavischen Mentalität, dem swingenden Jazzgedanken des Westens plus der europäischen Musiktradition. Das mag hier gelesen schon etwas mühsam klingen, ist musikalisch aber relativ einfach aufzunehmen. Denn Lutz besitzt die Gabe, schwieriges leicht klingen zu lassen, komplexes mit wunderbar erfrischenden Melodien anzureichern.
Auf den ersten sechs Titeln dieses Albums dominieren ruhige, asketische, aber stark emotionale, immer etwas verhangene Melodien, die eine gewisse Besonnenheit und Nachdenklichkeit zum Ausdruck bringen.
Die restlichen sechs Kompositionen, ebenfalls aus der Feder Martin Lutz, sind temperamentvoller, kommen eher hymnischen Freudengesängen, bei rhythmisch gebrochenem Unterbau nahe. Die Instrumentation besteht auf dem gesamten Album aus zwei Alt- und einem Tenorsaxophon, Bass und Schlagzeug und natürlich Lutz selbst am Rhodes-Piano. Wunderbar stimmige Musik, die es zu (auch von Veranstaltern!) entdecken gilt und mit Sicherheit ein glückliches Publikum finden wird.
Jörg Konrad

Martin Lutz Group
„HiLife / LoLife“
Koda
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Freitag 27.10.2023
Botticelli Baby „Boah“
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Bei Botticelli Baby finden Attribute zusammen, von denen man nicht glaubt dass sie zueinander gehören - oder miteinander klingen. Aber auch in der Musik ist eben alles nur eine Sache der Perspektive. Wer grenzenlos denkt, lebt grenzenlos und musiziert zwangsläufig ebenso freiheitlich. Die Essener Formation vereint in ihrer Spielauffassung Jazz und Folk, Rock`n Roll der 1970er Jahre und das Temperament südosteuropäischer Brass Bands, Punk und Pop, diszipliniertes Chaos und positiv zu wertende Willkür. In fast allen Songs begegnet dem Hörer die Archaik unterschiedlichster Musikstile, umgesetzt mit unglaublicher Leidenschaft, gespielt mit vollem Risiko, bei größtmöglicher Lebensfreude und überdurchschnittlicher Intelligenz.
Vor zehn Jahren fand die Band zueinander und von Beginn an mit einem beeindruckend aufeinander abgestimmten Bläsersatz. Gemeinsam ging man durch „dick und dünn“, nahm bisher vier Alben in Eigenregie auf, produzierte diese auch selber und erreichte so eine Art Botticelli-Pur, ohne Netz und doppelten Boden, ohne sich um Moden oder Styles zu kümmern.
Frontmann ist Bassist und Sänger Marlon Bösherz, von dem auch sämtliche Texte stammen: „Die meisten meiner Texte gehen aus Gedichten hervor, die ich auf deutsch schreibe“, erklärt er seine Herangehensweise. Die Inhalte sind so bunt wie das Leben, reichen von Trauer, Glück, Abschied bis Euphorie und Weltschmerz. Zudem hat Bösherz bisher mehrere Gedichtbände veröffentlicht und ist europaweit auf Autorenlesungen anzutreffen.
Nun also „Boah“ („ … bei uns im Pott ist der Begriff 'boah' ein Ausruf der Erstaunens ...“), das die bisherigen Ansätze und Erfahrungen der Band auf den Punkt bringt. „Dieses Album ist eine Art Tribute an unsere eigene Historie und Resilienz“, beschreibt Bösherz die Veröffentlichung. Musik, die auch trotz nachdenklicher Texte jede Trübsal verbannt, die das Leben als einen brodelnden Klang-Vulkan feiert.
Jörg Konrad
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Autor: Siehe Artikel
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