In INTERVIEW werden Persönlichkeiten vorgestellt, die auf unterschiedlichste Weise das kulturelle Leben gestalten und bereichern - dabei oftweit über die Landesgrenze hinaus wirkend. Hier eine kleine Auswahl der Vorgestellten: Henning Venske, Gisela Schneeberger, Inga Rumpf, Hauschka, Stoppok, Wellküren, Isabelle Faust, Fritz Egner, Willy Michl, Nik Bärtsch, Ewa Kupiec, Symin Samawatie, Axel Hacke u.v.a.m.
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1. 221. Mate Tabula – Bekennender Eremit
2. 220. Notos Quartett - „Wir kennen keine Widrigkeiten, nur Herausforderung...
3. 219. Lisa Wulff - „Die Kraft von Musik ist unerschöpflich“
4. 218. Paulo Morello – Ich versuche relaxed zu bleiben
5. 217. Anna Holzhauser - Mitten in der Nacht, wenn der Mond mich weckt
6. 216. Anna-Marie Schluifelder - Das Bergson Kunstkraftwerk ist eine spektaku...
Mittwoch 24.04.2024
221. Mate Tabula – Bekennender Eremit
Bilder
Foto: Dieter Lukas
Jeder Veranstaltungsort, der etwas auf sich hält, präsentiert mindestens einmal pro Jahr ein POETRY SLAM. Aber was ist ein POETRY SLAM? Eine der Definitionen lautet: Ein Poetry Slam ist eine Veranstaltungsform, bei der verschiedene Künstlerinnen und Künstler mit selbstgeschriebenen Texten gegeneinander antreten. Oft wird auch von einem modernen Dichterwettstreit gesprochen – wobei der altbackene Klang womöglich falsche Erwartungen weckt. Denn tiefsinnige Lyrik ist bloß eine von vielen Facetten, die einem beim Slam erwarten. Von herzergreifenden Geschichten über charmant-witziges Storytelling mit Comedy-Touch bis hin zu salvenartigen Rap-Lyrics ist nahezu alles denkbar.
Gewisse Regeln gilt es einzuhalten. Zum Beispiel müssen die vorgetragenen Texte selbst geschrieben sein; es dürfen keine Requisiten oder Kostüme verwendet werden; ein vorher ausgehandeltes Zeitlimit ist einzuhalten.
Am 02. Mai findet um 19.30 Uhr mit dem G-Town Slam der nächste Poetry Slam in der Stadthalle Germering statt. Durch das Programm führen Ko Bylanzky und Mate Tabula. Diesmal sind mit dabei: Meike Harms, Darryl Kiermeier, Fabian Navarro, Julia Steiner und Sophie Schuhmacher. Neben den geladenen Poetinnen und Poeten gibt es beim G-Town Slam auch wieder die Möglichkeit für Newcomer und Auftrittswillige aus Germering und Umgebung erste Bühnenluft zu schnuppern und Texte zu testen. Wer selbst gerne auftreten möchte, kann eine Mail an gtownslam@gmx.de schreiben und steht dann vielleicht schon im Mai selbst auf der Bühne.


KultKomplott: Welche Faktoren waren ausschlaggebend, dass Sie wurden, was Sie heute sind?
Mate Tabula: Sinn für Humor, die beste Frau der Welt und Cevapcici.

KK: Wen bzw. was möchten Sie mit Ihrer Arbeit erreichen?
MT: Die Weltherrschaft.

KK: Mit welchen Widrigkeiten müssen Sie sich bei Ihrer Arbeit am häufigsten auseinandersetzen?
MT: Mit Lampenfieber, Selbstzweifeln und dem Hochstaplersyndrom.

KK: Welche Erlebnisse haben Sie zuletzt stark beeindruckt?
MT: Dass meine Frau ihr Handy gefunden hat, ohne mich zuvor danach gefragt zu haben.

KK: Welches sind die schönsten Momente in Ihrer Arbeit?
MT: Beim Schreiben: Wenn mich ein Gag zum Lachen bringt. Beim Auftreten: Menschen, die genau bei diesem Gag besonders markant lachen.

KK: Hören Sie Musik und wenn ja, welche Art von Musik mögen Sie besonders?
MT: Wer keine Musik hört, werfe die erste Gitarre. Aktuell höre ich Provinz, Kaffkiez, Danger Dan und Olli Schulz.

KK: Hören Sie eher CD oder Vinyl?
MT: Eindeutig: Spotify

KK: Was lesen Sie momentan?
MT: Haruki Murakamis Erzählband "Blinde Weide, schlafende Frau."

KK: Was ärgert Sie maßlos?
MT: Menschen, die hupen.

KK: Was freut Sie ungemein?
MT: Andere Menschen anhupen.

KK: Haben Sie jemals ein Kleidungs- bzw. Möbelstück selbst gemacht?
MT: Nein, aber schon mal selbst gekauft.

KK: Von welchem Schauspieler / welcher Schauspielerin sind sie in welchem Film beeindruckt?
MT: Ich liebe Ryan Gosling in jedem Film, aber wie gut er als Ken Beach kann, ist schon besonders sensationell.

KK: Was würden Sie gern erfinden, was es Ihrer Meinung bisher noch nicht gibt?
MT: Eine Stummschalttaste, um Leute, die Unsinn reden, stumm zu schalten.

KK: Fühlen Sie sich eher als Einzelkämpfer, oder Teamplayer?
MT: Bis Mittag bin ich bekennender Eremit, ab dann absoluter Familienmensch.

KK: In welcher Situation haben Sie die besten Einfälle?
MT: Nach dem Aufstehen.

KK: Welche Websites oder Blogs lesen Sie?
MT: Keine. Ich lese gern die DIE ZEIT und die Freitagsausgabe der SZ.

KK: Was würden Sie ändern, wenn Sie für einen Tag Staatsminister für Kultur wären?
MT: Ich würde sofort das bedingungslose Grundeinkommen für alle Künstler:innen einführen.

KK: Wenn Sie eine Autobiographie schreiben würden, wie wäre der Titel?
MT: Meine Frau, unsere Kinder, die Schilddrüsenunterfunktion und ich.

KK: Wie stellen sie sich die Zukunft vor?
MT: Im Zweifel immer positiv.
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Donnerstag 18.04.2024
220. Notos Quartett - „Wir kennen keine Widrigkeiten, nur Herausforderungen“
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Foto: Uwe Arens
Whow! Ein musikalisches Ereignis, hochvirtuos, mit Verve und Spirit, vor begeistertem Publikum“, war zu Beginn dieses Jahres anlässlich des Auftritts des Notos Quartetts in Leutkirch in der „Schwäbischen Zeitung“ zu lesen. 2007 gegründet haben Sindri Lederer (Violine), Andrea Burger (Viola), Philipp Graham (Cello) und Antonia Köster (Klavier) seitdem etliche nationale und internationale Preise erhalten und, was vielleicht wichtiger ist, Publikum wie Kritiker gleichermaßen beeindruckt. Sie sind dabei in renommierten europäischen Konzertsälen aufgetreten, wie der Philharmonie Ko?ln, der Berliner Philharmonie, dem Konzerthaus Berlin, dem Konzerthaus Wien, dem Concertgebouw Amsterdam, der Tonhalle Zu?rich, oder dem Teatro la Fenice Venedig. Hinzu kommen Konzertreisen nach Australien, den USA, nach China und Japan und Su?dostasien.
Das Notos Quartett ist zudem für seine klare gesellschafts-politische Haltung bekannt. So gaben die Musiker den Musikpreis ECHO Klassik in der Kategorie Nachwuchsku?nstler als erste Künstler im Jahr 2017 zurück, da in der ECHO Pop-Verleihung im April 2018 ein Album mit antisemitischem und menschenverachtendem Gedankengut ausgezeichnet wurde.
Das Notos Quartett wird am 26. April d.J. im Rahmen der langen Nacht der Kammermusik im Münchner Prinzregententheater neben Quatuor Arod und dem Sitkovetsky Piano Trio auftreten. Beginn der Veranstaltung: 19.00 Uhr.

KultKomplott: Welche Faktoren waren ausschlaggebend, dass Sie wurden, was Sie heute sind?
Notos Quartett: Die unendliche Liebe zur Musik.

KK: Wen bzw. was möchten Sie mit Ihrer Arbeit erreichen?
NQ: Wir möchten die Menschen mit unserer Musik bewegen.

KK: Mit welchen Widrigkeiten müssen Sie sich bei Ihrer Arbeit am häufigsten auseinandersetzen?
NQ: Wir kennen keine Widrigkeiten, nur Herausforderungen.

KK: Welche Erlebnisse haben Sie zuletzt stark beeindruckt?
NQ: Die umfassenden und täglich wachsenden Krisen auf der ganzen Welt empfinden wir als alarmierend und beängstigend. Umso stärker hat uns das Zeichen begeistert, das die Eltern unserer Pianistin kürzlich gesetzt haben, indem sie gemeinsam mit einer Freundin zu dritt eine Demonstration in ihrem Wohnort für eine wehrhafte Demokratie, gegen Rechtsextremismus, Ausgrenzung, Fremdenhass und Hetze organisiert haben und viel Zuspruch dafür bekommen haben. Das macht Mut und beweist, dass wir alle die Möglichkeit haben, die Welt zum Besseren zu verändern.

KK: Welches sind die schönsten Momente in Ihrer Arbeit?
NQ: Der schönste Moment ist der, wenn man mit der Musik und seinen Kollegen eins wird und es schafft, die Zuhörer in ihrem tiefsten Inneren zu erreichen.

KK: Was ärgert Sie maßlos?
NQ: Diskriminierung in jeder Form.

KK: Was freut Sie ungemein?
NQ: Das Leben.

KK: Haben Sie jemals ein Kleidungs- bzw. Möbelstück selbst gemacht?
NQ: Nein, das überlassen wir den Profis.

KK: Von welchem Schauspieler / welcher Schauspielerin sind sie in welchem Film beeindruckt?
NQ: Sandra Hüller ("Zone of Interest" und "Anatomie eines Falls") und Emma Stone ("Poor Things").

KK: Was würden Sie gern erfinden, was es Ihrer Meinung bisher noch nicht gibt?
NQ: Ein umweltfreundlicher Beamer, um bei unseren Konzertreisen nicht so unglaublich viel Zeit auf der Autobahn, im Zug oder im Flugzeug verbringen zu müssen.

KK: Fühlen Sie sich eher als Einzelkämpfer, oder Teamplayer?
NQ: Wir sind selbstverständlich Teamplayer, Einzelkämpfer taugen nicht als Kammermusiker.

KK: In welcher Situation haben Sie die besten Einfälle?
NQ: In der Natur.

KK: Was würden Sie ändern, wenn Sie für einen Tag Staatsminister für Kultur wären?
NQ: Mehr und besserer Musikunterricht an den Schulen.

KK: Wenn Sie eine Autobiographie schreiben würden, wie wäre der Titel?
NQ: „Travel together, stay together.“ Ein Satz, den ein Mitarbeiter an der Passkontrolle auf einem britischen Flughafen einmal zu uns sagte. Er ist seitdem für uns zu einem geflügelten Wort geworden, da er in unzähligen Situationen passt und mit nur vier Worten sehr gut unsere gemeinsame Reise als Quartett charakterisiert
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Dienstag 16.04.2024
219. Lisa Wulff - „Die Kraft von Musik ist unerschöpflich“
Lisa Wulff gehört zur jungen Garde von aufstrebenden Jazzmusikerinnen, deren Präsenz weit über das Genre hinausreicht. Sie spielt Bass, komponiert, singt und leitet eigene Formationen.
Ein Jahr ist es her, da erhielt Lisa Wulff in Bremen den deutschen Jazzpreis als Bassistin des Jahres. Die Bremerin arbeitet seit Jahren regelmäßig mit der NDR Bigband, leitet ein eigenes Quartett und spielt im Duo mit der Pianistin und Sängerin Clara Haberkamp. Sie arbeitete mit Al Jarreau, Rolf Kühn, Caecilie Norby und etlichen anderen namhaften Solisten.
Für ihre Debu?t-CD „Encounters“ erhielt Lisa Wulff den Jazz Baltica Förderpreis und war 2017 fu?r den ECHO Jazz nominiert. Vor wenigen Wochen ist ihr neues Album „Poison Ivy“ erschienen. Eingespielt in München, hat die Bassistin etliche Musiker eingeladen, mit denen sie in wechselnden Besetzungen spielt. So entstehen völlig unterschiedliche Klangwelten, denen eine enorme Lebendigkeit und Intensität eigen ist. „Poison Ivy“ ist bei Laika Records veröffentlicht und digital, als CD und auf Vinyl erschienen.

KultKomplott: Welche Faktoren waren ausschlaggebend, dass Sie wurden, was Sie heute sind?
Lisa Wulff: Meine Familie. War und ist ausschlaggebend. Das Musikmachen habe ich am Klavier mit 3 Jahren begonnen, weil mein Vater Klavier (und Orgel) spielte und mein großer Bruder ebenfalls. Der Ebass kam dazu, um mit meinem Bruder gemeinsam Musik zu machen, der die Gitarre für sich entdeckt hatte.
Meine Mentoren am Instrument Kontrabass waren und sind Detlev Beier und Lucas Lindholm.
Detlev lernte ich beim Karatetraining kennen und er schenkte mir bei der Weihnachtsfeier eine Stunde Unterricht bei sich. Dann nahm alles seinen Lauf und ich begann ein paar Jahre später bei ihm zu studieren.

KK: Wen bzw. was möchten Sie mit Ihrer Arbeit erreichen?
LW: Ich möchte Menschen zusammenbringen, bewegen, anecken, Grenzen sprengen und zum Nachdenken anregen. Eine künstliche Gesellschaft ist eine konfliktfähige Gesellschaft, davon bin ich überzeugt.

KK: Mit welchen Widrigkeiten müssen Sie sich bei Ihrer Arbeit am häufigsten auseinandersetzen?
LW: Wertschätzung, im Allgemeinen und für die viele unbezahlte Arbeit, die man als Freiberufler ständig macht.

KK: Welche Erlebnisse haben Sie zuletzt stark beeindruckt?
LW: Ein interkulturelles Chorprojekt der Elbphilharmonie, das neben Völkerverständigung auch genau die Dinge mit Musik erreichte, die mich bewegen. Die Kraft von Musik ist unerschöpflich.
Ansonsten sind es momentan die täglichen Erlebnisse mit meiner kleinen Tochter, die mich beeindrucken.

KK: Welches sind die schönsten Momente in Ihrer Arbeit?
LW: Wenn Musik Menschen bewegt und zusammenbringt, wie bei dem oben genannten Projekt.
Wenn Musik Hoffnung spendet in Zeiten von Krieg und Krisen, Gemeinschaft schafft und eine unerschöpfliche Quelle der Kraft und Liebe für Ausübende und Zuhörende ist.

KK: Hören Sie Musik und wenn ja, welche Art von Musik mögen Sie besonders?
LW: Alles mögliche! Sehr gerne klassische Musik, allen voran J.S. Bach, aber auch modernen Jazz/Funk/Soul.

KK: Hören Sie eher CD oder Vinyl?
LW: Beides.

KK: Was lesen Sie momentan?
LW: Thomas Bernhard „Holzfällen“.

KK: Was ärgert Sie maßlos?
LW: Resignation.

KK: Was freut Sie ungemein?
LW: Kinder, Musik, sich an Alltäglichem zu erfreuen.


KK: Haben Sie jemals ein Kleidungs- bzw. Möbelstück selbst gemacht?
LW: Ich nähe sehr gerne Kleidung und das zeitweise auch sehr viel.

KK: Von welchem Schauspieler / welcher Schauspielerin sind sie in welchem Film beeindruckt?
LW: Zu Filmen hab ich keine besondere Beziehung, Francis McDormand in „Three Billboards“ fand ich stark.

KK: Was würden Sie gern erfinden, was es Ihrer Meinung bisher noch nicht gibt?
LW: Ganz banal - eine vernünftige Tasche für Kontrabass UND E-Bass in einem.

KK: Fühlen Sie sich eher als Einzelkämpfer, oder Teamplayer?
LW: Beides! Als Bandleaderin muss man schon viele Kämpfe alleine ausfechten, meine Motivation dafür ist aber das Zusammenspiel, bei dem es nur um das Ganze und keine Egos mehr geht.

KK: In welcher Situation haben Sie die besten Einfälle?
LW: Verschiedenste, aber bevorzugt, wenn ich keine Möglichkeiten habe Ideen aufzuschreiben - dann zeigt sich gleich, ob was dran war und man es sich merken kann.

KK: Welche Websites oder Blogs lesen Sie?
LW: Spiegel, momentan nicht viel - mit 2,5 jährigem Kind.

KK: Was würden Sie ändern, wenn Sie für einen Tag Staatsminister für Kultur wären?
LW: Die Kategorien E und U Musik abschaffen und damit Förderungen angleichen.

KK: Wenn Sie eine Autobiographie schreiben würden, wie wäre der Titel?
LW: Begegnungen.

KK: Wie stellen sie sich die Zukunft vor?
LW: Friedlicher als jetzt.
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Dienstag 02.04.2024
218. Paulo Morello – Ich versuche relaxed zu bleiben
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Paulo Morello gehört in die erste Riege europäischer Gitarristen. Studiert in Mannheim und New York lernte er bei Jim Hall, John Scofield, Attila Zoller und Richie Beirach. Er spielt Jazz und brasilianische Musik unter anderem mit Randy Brecker, dem legendären Organisten Jimmy Smith, mit Bob Berg und Billy Cobham, Airto Moreira, Ivan Lins und Raul de Souza, zudem mit den Gitarrenkollegen Larry Coryell, Pat Martino und Philip Catherine.
Seit 2020 ist Morello Hochschullehrer am Jazzinstitut Berlin und seit 2021 am gleichen Haus Künstlerischer Direktor.
Momentan tourt er mit seinem Sambop Quartett und dem Brazilian Experience Quartet quer durch Europa und gastiert am 12. April im Duo mit dem schwedischen Gitarristen Ulf Wakenius in der Germeringer Stadthalle. Konzertbeginn: 19.30 Uhr.

KultKomplott: Welche Faktoren waren ausschlaggebend, dass Sie wurden, was Sie heute sind?
Paulo Morello: Ich denke der Hauptfaktor war, dass ich immer großen Spaß am Gitarrespielen und -üben hatte. Heute bin ich genauso gerne als Musiker auf der Bühne, wie als Hochschulprofessor in der Lehre aktiv.

KK: Wen bzw. was möchten Sie mit Ihrer Arbeit erreichen?
PM: Möglichst viele Menschen, die Freude an meiner Musik haben.

KK: Mit welchen Widrigkeiten müssen Sie sich bei Ihrer Arbeit am häufigsten auseinandersetzen?
PM: Nervig ist oft das Booking von Konzerten und auch die anstrengende Logistik von Tourneen.

KK: Welche Erlebnisse haben Sie zuletzt stark beeindruckt?
PM: Seit ein paar Wochen bin ich begeistert von der Möglichkeit mit AI Programmen aufgenommene Musik in unterschiedliche Instrumente aufzusplitten - so ist es möglich z.B. aus einer Bandaufnahme nur das Saxophon herauszufiltern.

KK: Welches sind die schönsten Momente in Ihrer Arbeit?
PM: Am liebsten spiele ich Konzerte zusammen mit Freunden - aber auch das Unterrichten kann oft sehr schön sein.

KK: Hören Sie Musik und wenn ja, welche Art von Musik mögen Sie besonders?
PM: Ich höre am liebsten Jazz und brasilianische Musik.

KK: Hören Sie eher CD oder Vinyl?
PM: Fast nur Stream, manchmal CD und Vinyl.

KK: Was lesen Sie momentan?
PM: Kenny Mathieson – Cookin`.

KK: Was ärgert Sie maßlos?
PM: Ich versuche, mich wegen nichts maßlos zu ärgern und relaxed zu bleiben.

KK: Was freut Sie ungemein?
PM: Gute Musik freut mich immer noch sehr - sei es Live oder als Aufnahme.

KK: Haben Sie jemals ein Kleidungs- bzw. Möbelstück selbst gemacht?
PM: Ich glaube früher hab ich irgendwann einmal einen Schal gestrickt.

KK: Von welchem Schauspieler / welcher Schauspielerin sind sie in welchem Film beeindruckt?
PM: Sean Penn in Sweet and Lowdown.

KK: Was würden Sie gern erfinden, was es Ihrer Meinung bisher noch nicht gibt?
PM: Software, die aufgenommene Musik in musikalische Notation übersetzen kann.

KK: Fühlen Sie sich eher als Einzelkämpfer, oder Teamplayer?
PM: Ich bin ein absoluter Teamplayer.

KK: In welcher Situation haben Sie die besten Einfälle?
PM: Oft beim Joggen.

KK: Welche Websites oder Blogs lesen Sie?
PM: Ich lese am liebsten Tageszeitungen online, Süddeutsche, Frankfurter Allgemeine und Tagesspiegel, aber auch Kultkomplott!

KK: Was würden Sie ändern, wenn Sie für einen Tag Staatsminister für Kultur wären?
PM: Mehr kulturellen Fokus auf den Jazz legen.

KK: Wenn Sie eine Autobiographie schreiben würden, wie wäre der Titel?
PM: On a misty Night.

KK: Wie stellen sie sich die Zukunft vor?
PM: Ich wünsche mir, dass ich so lange wie möglich Musik machen kann, Konzerte spielen, Komponieren, Aufnehmen, Improvisieren
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Montag 11.03.2024
217. Anna Holzhauser - Mitten in der Nacht, wenn der Mond mich weckt
Anna Holzhauser stammt aus einer Künstlerfamilie und ist selbst Musikerin, Komponistin und Musikpädagogin. Sie studierte an der Hochschule für Künste Bremen Elementare Musikpädagogik und Klavier und Jazzgesang an der Hochschule für Musik und Theater München. Sie tritt mit ihrem Bruder Florian im Duo The Cupcakes auf und leitet das Anna Holzhauser Trio.
Am Samstag 16. März stellt Anna Holzhauserin Zusammenarbeit mit ihren Eltern und dem Duo Text will Töne im Augsburger Abraxas Theater Sommestraße 30 ihr neues Album „Paula - Ein Lied aus deinen Bildern“ Live vor. Anna Holzhauser und ihre Band beziehen sich literarisch und musikalisch auf das Werk und das Leben der Malerin Paula Modersohn-Becker.
Der Abend läuft unter dem Motto: DIE KUNST IST DOCH DIE ALLERSCHÖNSTE. Beginn ist 20.00 Uhr

KultKomplott: Welche Faktoren waren ausschlaggebend, dass Sie wurden, was Sie heute sind?
Anna Holzhauser: Als Kind habe ich innerhalb meiner Großfamilie viel musiziert und gesungen, wir Kinder wurden ganz natürlich eingebunden. Mein Vater ist Jazzgitarrist und meine Mutter
Schauspielerin. Sie beide haben sich bei der Musiktheater Produktion Linie 1 im Stadttheater Augsburg kennengelernt und so war ich öfter mal hinter der Bühne, im Publikum oder auch in der Maske mit dabei. Das hat mich fasziniert und ich fand es sehr spannend, die Verwandlungen dort zu beobachten und den ganz eigenen Theatergeruch mochte ich sehr.
Später haben meine Eltern sich selbstständig gemacht und das Fakstheater Augsburg gegründet, ein mobiles Theater für Kinder.
Meine Brüder und ich waren meist die Ersten, die ihre neue Musik hören durften oder nach einer Aufführung unser kindliches Feedback gaben. Erste Erfahrungen an der Gitarre sammelte ich während meiner Grundschulzeit autodidaktisch und durch Unterricht bei meinem Vater: Kinderlieder singen und die passenden Akkorde hörend auf der Gitarre zu entdecken war aufregend. In der ersten eigenen Band, die wir selbstbewusst die Super#Holzis tauften, spielten wir bei unserem allerersten Gig auf dem Schulhof: Schule ist blöd!
Als ich ans Gymnasium kam lernte ich klassisches Klavier, später Jazzklavier und E-Bass. Erst als Teenager mit meiner Band Till Salu kam ich eher zufällig zum Singen. Es war ein tolles Gefühl eigene Lieder zu schreiben, sich Texte auszudenken, gemeinsam für einen Gig zu proben, Flyer zu verteilen, die eigene Musik auf CDs zu brennen oder total bekloppte Bandfotos mit einer Wegwerfkamera zu schießen.
Nach dem Abi habe ich in Bremen Musikpädagogik und klassisches Klavier bei Frau Almut Cordes studiert. Sie hat mich sehr geprägt und mir nicht nur viel am Klavier, sondern auch über das Leben beigebracht. Anschließend zog ich nach München, um an der Hochschule für Musik und Theater Jazzgesang zu studieren. Dort konnte ich an meine Band Erfahrungen aus meiner Zeit als Teenager anknüpfen und fing wieder an eigene Musik zu schreiben.

KK: Wen bzw. was möchten Sie mit Ihrer Arbeit erreichen?
AH: Es gibt keine bestimmte Zielgruppe für mich, da sich hier in mir dann etwas sträubt und das so kommerziell anmutet. Für mich ist Musik etwas sehr persönliches, aber gleichzeitig auch verbindendes, die uns genau wie ein Buch eine andere Welt näher bringen kann oder unsere Empathie wachsen lässt.
Vielleicht: Alle die Lust auf echtes Zuhören bzw. Freude an lyrischen Texten haben und offen sind für einen Stilmix aus Pop, Jazz und Singersongwriter Elementen. Diese seltsamen Grenzen zwischen U- und E- Musik empfinde ich seit meiner Jugend als sehr befremdlich.


KK: Mit welchen Widrigkeiten müssen Sie sich bei Ihrer Arbeit am häufigsten auseinandersetzen?
AH: Alles unter einen Hut bekommen: Meine Arbeit als Musikpädagogin, die Verantwortung als Mutter von zwei Kindern im Grundschulalter und meine Selbstständigkeit als Musikerin und Komponistin. Genug Vertrauen zu haben, dass manches auf mich zukommt, ohne dass ich etwas künstlich herbeiführen muss und gleichzeitig das Selbstbewusstsein im richtigen Augenblick die Dinge in die Hand zu nehmen und sich für wichtige Projekte einzusetzen.

KK: Welche Erlebnisse haben Sie zuletzt stark beeindruckt?
AH: Im Sommer 2024 ein Besuch im Louisiana Museum in Dänemark. Ein absoluter Traumort für mich: Ein architektonisch interessantes Museum am Meer, weitläufig, mit viel Grün und sehr alten Bäumen. Wir haben dort eine intensive, multimediale Ausstellung des Musikers und Künstlers Ragnar Kjartansson erlebt. Das wirkt bis heute nachhaltig auf mich.
Auch die Kinder fanden es toll, denn sie konnten sich dort ganz frei bewegen und selbst in Werkstätten aktiv werden. Für die Erwachsenen gab es Kaffee. So schlau diese Dänen!:)
Zwischendrin saßen wir draußen im feuchten Gras, streckten die Zehen aus und konnten dabei unkompliziert ein Freiluft Live-Konzert genießen. Es war wirklich eine spezielle, fast elegische Atmosphäre an diesem besonderen Ort mit dem gräulich wolkenbehangenen Himmel gepaart mit sonnigen Momenten, dem Meer und zugleich der Musik zu lauschen.

KK: Welches sind die schönsten Momente in Ihrer Arbeit?
AH: Das Song Schreiben in meinem Musikzimmer. Ich mag diese ruhigen Momente, wenn die Kinder versorgt sind und ich mich zurückziehen kann, um ohne Ablenkung in der Arbeit zu versinken. Das Allerschönste sind die ersten Proben mit den Musikern, wenn das, was ich mir ausgedacht habe lebendig wird, weil die Ideen von mir und der Band zusammenkommen.
Magisch ist auch die Arbeit im Studio z.B. für mein neues Album „Paula - Ein Lied aus deinen Bildern“. Dieses gemeinsame Abtauchen ist eine ganz intime und intensive Arbeit, bei der es mir danach schwer fällt wieder in den Alltag zurückzufinden. Der Tag nach einem wichtigen Konzert, wenn alle Anspannung der letzten Wochen abfällt und ich das im ganzen Körper spüren kann.
Zusammenfassen kann man diese Erlebnisse wohl mit einem Gefühl völliger Gegenwärtigkeit. Das ist wohl auch der Zauber eines Album, hier werden diese Momente fixiert. Gleichzeitig ist der Weg dorthin manchmal geprägt von Selbstzweifeln und wirren Ängsten, die aber durchschritten werden müssen, um diese wundersame Präsenz herzustellen.

KK: Hören Sie Musik und wenn ja, welche Art von Musik mögen Sie besonders?
AH: Ja, ich höre viel Musik. Manchmal bleibe ich bei einem Stück hängen und höre sie in der Schleife. Zuletzt folgende Stücke: You can’t catch me now - Olivia Rodrigo, Show You - Cyrille Aimee, Heroines- Jakob Bro, Praise- Aaron Parks. Das ist dann wie eine Art Meditation, fast Besessenheit, aber von der richtig guten Art!
Als Kind konnte ich ein Hörspiel ewig oft anhören und teils fließend mitsprechen. Noch heute habe ich ganz genau die besonders schönen oder speziellen Sprecherstimmen und deren stimmliche Eigenheiten und Nuancen im Kopf und sie laufen bei mir wie in einem Film mit, während ich den Kindern Bücher wie „Das Kleine Gespenst“ oder dieses hier vorlese: „Die Geschichte die euch diesmal erzählen werde ist höchst merkwürdig, erstens ist sie merkwürdig weil sie merkwürdig ist und zweitens ist sie wirklich passiert.“ (Erich Kästner, "Pünktchen und Anton")
Am liebsten höre ich Jazzmusik in allen Facetten von Ella Fitzgerald, über Cyrille Aimee, Joni Mitchell, Bill Evans, bis hin zu Brad Mehldau oder Billie Eilish. Mir gefällt auch die Energie von den Ärzten oder Madsen. Die Band Muse mag ich, weil es eine echte gewachsene Band ist, mit der ich mich identifizieren kann. Sie haben auch als Teenager in irgendeinem Keller in England angefangen Musik zu machen.
Was das wirklich schwere Texten und Vertonen auf deutsch/österreichisch angeht, liebe ich die Musik von Element of Crime, Dota, Sarah Lesch oder auch das wienerisch#morbide, leicht kaputte von Voodoo Jürgens.
Auch in klassische Musik von Brahms, Schubert, Bach, Mozart oder Beethoven kann ich mich versenken, wobei ich manches nicht in jeder seelischen Verfassung anhören kann.

KK: Hören Sie eher CD oder Vinyl?
AH: Nachdem ich lange traurig war, dass die vielen CDs in meinem Regal plötzlich gar keinen Wert mehr haben sollen und ich aus Trotz auf Live Konzerten immer noch weiter Alben kaufe und Spotify viel länger als Andere nicht genutzt habe, muss ich zugeben, dass das Streaming mir im Alltag sehr viel Freude macht.
Aber in mir rebelliert immer noch etwas gegen diese Form des Musik Konsumierens, daher habe ich mir zu meinem letzten Geburtstag einen Plattenspieler gewünscht. Vom Hörerlebnis ist das mein Favorit und kommt tatsächlich einem Live-Konzert sehr nahe.
Ich bin aber auch eher der Mensch der bei der Auswahl von 100 Joghurtsorten im Supermarkt eher plötzlich keine Lust mehr auf Joghurt hat.

KK: Was lesen Sie momentan?
AH: Obwohl ich sehr gerne lese, bin ich seit die Kinder auf der Welt sind, nicht mehr so viel zum Lesen gekommen, da ich abends oft sehr müde vom Tag bin. Meine letzten Bücher habe ich im Urlaub gelesen: "Love is a Mixtape" - von Liebe, Leid und lauter Musik von Rob Sheffield und "Ein eigenes Haus" von Deborah Levy. Beide mochte ich sehr.
Wir lesen den Kindern aber viel vor. Aktuell: "Der Wald heult" von Petra Hartlieb und Hubert Flattinger, ein tolles Buch für Kinder. Die Erwachsenenwelt wird dort immer wieder als charmant chaotisch und für Kinder manchmal wenig nachvollziehbar entlarvt. Mit diesem Buch haben wir schon ein paar lustige und gruselige Momente erlebt. Es wird wieder kommen das entspannte Lesen, das weiß ich ganz sicher und darauf freue ich mich jetzt schon.

KK: Was ärgert Sie maßlos?
AH: Fanatismus in jeglicher Hinsicht, rechtes Gedankengut, Ignoranz, Überheblichkeit, Männer, die Frauen nicht auf Augenhöhe behandeln oder sie nur als Objekt sehen, sich selbst überschätzende Diktator*innen & Frauen, die ihre wertvolle Lebenszeit damit verschwenden, Brotzeitvideos für Instagram zu drehen. Außer es macht sie tatsächlich extrem glücklich, Herzen aus Gurken auszustechen, dann kann ich da mitgehen.
Ich ärgere mich aber auch über mich selbst, wenn ich mir eine ähnliche Art Videos mit einer befremdlichen Mischung aus Staunen und Unverständnis ansehe.

KK: Was freut Sie ungemein?
AH: Wenn die Hühner vom Garten nebenan zu Besuch kommen. Ich kann mich dann sehr darüber freuen, dass ich mich um sie nicht kümmern muss und mich trotzdem an Ihnen erfreuen darf, wie sie durch den Garten flitzen und mich und die Kinder zum Lachen bringen.
Über den extrem guten Capuccino, der mich stabil jeden Morgen auf dem Frühstückstisch empfängt und den nur mein Mann so gut machen kann, weil er diese Art von positiver Pedanterie besitzt, die mir selbst fehlt, die mich manchmal in den Wahnsinn treibt, aber die ich heimlich sehr an ihm bewundere. Also im Grunde unzählige sehr viele kleine Dinge.

KK: Haben Sie jemals ein Kleidungs- bzw. Möbelstück selbst gemacht?
AH: Für meine Barbies und meine Puppen habe ich früher selbst aus alten Stoffen ganze Kollektionen erstellt. Deswegen freut es mich, wenn meine Tochter urplötzlich anfängt, aus Stoffresten Kleider für ihre Puppenmädels zu entwerfen. Sie hat dafür aber sehr viel mehr Geschick als ich. Während der Schwangerschaft habe ich gerne gestrickt, da ich das Aussuchen der Farben und die Haptik der Wolle mochte und gerne schenke. Leider bin ich handwerklich nicht sehr geduldig und manchmal etwas fahrig.
Aber ich liefere oft die erste Idee und mein Mann näht dann das Wahnsinns - Prinzessinnenkleid oder baut die Bank oder was auch immer uns wieder einfällt. Zuletzt haben wir unser hässliches Klo renoviert und die braunen 60-Jahre Fließen in einem tollen Blauton überstrichen. Das hat Spaß gemacht!

KK: Von welchem Schauspieler / welcher Schauspielerin sind sie in welchem Film beeindruckt?
AH: Juliette Binoche in „Chocolat“, Rachel Brosnahan und viele andere Schauspieler in der Serie „The Marvelous Mrs. Maisel“, eine grandiose Serie, über den Aufstieg und das Scheitern einer Comedian in den 1950er Jahren. An dieser Serie ist alles gut, die Kleider, die Musik und die Schauspieler, Winona Ryder in „Night on Earth“, John Cusack in „High Fidelity“, Charlie Caplin generell…Ich merke gerade ich war lange nicht in einem Erwachsenen Film im Kino.

KK: Was würden Sie gern erfinden, was es Ihrer Meinung bisher noch nicht gibt?
AH: Eine Wunschmaschine, die würde aber auf keinen Fall unsere Probleme lösen… . Nein, ich denke nicht oder einen Putzroboter, ich selbst finde putzen unglaublich langweilig, aber es ist schon schön, wenn es sauber ist. Hm, dank von KI gibt es den aber sicher schon oder sicherlich sehr bald.

KK: Fühlen Sie sich eher als Einzelkämpfer, oder Teamplayer?
AH: Im Grunde bin ich Teamplayer, weil es Freude macht gemeinsam etwas zu bewirken. Als schüchterner Mensch mit vielen Antennen fühle ich mich von großen Gruppen manchmal überfordert. Daher stehe ich hier oft kritisch, beobachtend am Rand und bin nicht der Wortführer. An guten Tagen schaffe ich es mit Galgen-Humor verfahrene Situationen zu retten oder klärende Fragen zu stellen, an schlechten ziehe ich mich zurück und fange an an mir selbst zu zweifeln.

KK: In welcher Situation haben Sie die besten Einfälle?
AH: Mitten in der Nacht, wenn der Mond mich weckt und alles um mich still ist. So ist mein Song A Winter’s Tale von meinem ersten Album "Departure Time" entstanden. Draußen war es sternenklar und die ersten Schneeflocken tanzten durch die Nacht.
Auf dem Weg zum Kindergarten, wenn plötzlich eine Textzeile entsteht, um die man lange gerungen hat, oder in einem Gespräch mit einer guten Freundin, wenn die Idee für ein neues Stück entsteht.
Oder während ich diese eine Mail lese, die mit „Sorry for the Silence“ beginnt und ich mir denke: Cooler Songtitel.

KK: Welche Websites oder Blogs lesen Sie?
AH: Online lese ich nicht so gerne. Hier bin ich ein Ohrenmensch: ich höre sehr gerne Bayern 2 oder Deutschlandradio Kultur, das Format Jazz und Politik, das immer Samstags um 17 Uhr auf BR2 läuft, mit dieser für mich betörenden Stimme von Lukas Hammerstein, höre ich oft.
Außerdem liebe ich den Podcast von Till Reiners und Moritz Neumeier: Talk ohne Gast. Humor hilft mir, mich selbst und auch das ganze wilde Treiben um mich herum nicht so ernst und wichtig zu nehmen.

KK: Was würden Sie ändern, wenn Sie für einen Tag Staatsminister für Kultur wären?
AH: Ein Tag? Ok, ich liebe wohl die Herausforderung mehr als ich dachte.:)
Als Staatsministerin für Kultur würde ich generell mehr Geld in die Kultur und die kulturelle Bildung unserer Kinder stecken.Mehr kreative und kostenfreie Plätze mit gut ausgestatteten Proberäumen, Ateliers, Werkstätten und Begegnungsmöglichkeiten für Künstler, Jugendliche, Kinder und Menschen die Lust auf Kultur haben. Einen Raum für die Subkultur halte ich für ein wichtiges Puzzleteil für die Zukunft unserer Kinder, in der sie sehr kreative und bewegliche Köpfe brauchen werden, um all den aktuellen Herausforderungen zu begegnen.

KK: Wenn Sie eine Autobiographie schreiben würden, wie wäre der Titel?
AH: Ich würde nie eine Autobiographie schreiben, das würde mich extrem langweilen.

KK: Wie stellen sie sich die Zukunft vor?
AH: Jeden Tag versuche ich meine Kinder dabei zu begleiten keine Idioten zu werden, denen die Gemeinschaft egal ist. Dabei mache ich ständig viele Fehler und scheitere sicher mehrmals pro Tag oder benehme mich oft genug selbst wie eine Idiotin. Wenn sie lernen, dass es in Ordnung ist Fehler zu machen, während man sich um etwas bemüht und sie zwei stabile Erwachsene werden, würde mich das sehr glücklich machen.
Was mich angeht: Ich sehe mich gerne mit meinem Mann in einer kleinen Tinyhouse#Siedlung gemischt mit jungen, alten und sehr alten Menschen. So eins mit Holzofen an einem kleine Bach und viel Natur.
Oft könnte man mich in der Stadtbücherei oder bei Discy antreffen mit einem Buch oder auffällig viel zu vielen Büchern im Arm oder Kopfhörern auf dem Kopf. Mit einer Tasse Kaffee und einem Stück Kuchen, würde ich dann im Café um die Ecke bis abends dort sitzen und lesen, wenn sie mich lassen und ich mich traue. Abends trifft man mich mit meinen Freundinnen beim Tanzen oder ich gebe selbst ein Konzert.
Musik machen möchte ich bis ich sterbe!
Im Hinblick auf die Lage der Welt habe ich im Moment kein gutes Gefühl. Beim Erstarken von rechtsextremen Tendenzen weltweit und den Herausforderungen der Klima Krise, muss ich gerade oft an meine Luzi-Oma denken, die immer wieder in Gesprächen meinte: „Bitte nie wieder so einen Krieg. Anna, das ist das Allerschlimmste. Das kann sich keiner vorstellen.“
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Freitag 08.03.2024
216. Anna-Marie Schluifelder - Das Bergson Kunstkraftwerk ist eine spektakuläre, ganz neue Venue in München und dabei ein privat initiiertes Projekt.
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Foto Anna-Marie Schluifelder: Georg Stirnweiß
Mit den rund 850 Konzerten, die während ihrer dreieinhalbjährigen Amtszeit als “Head of Office and Production” im Jazzclub Unterfahrt stattfanden, hat Anna-Marie Schluifelder das kulturelle Leben in München maßgeblich beeinflusst. Kolleg*innen und Freunde sprechen von einer unglaublich hart arbeitenden und effektiven Person, die immer uneitel für die Szene und die Musiker*innen da ist.

Seit Oktober 2022 gehört Schluifelder zum Team eines großen neuen Kulturprojekts, dem Bergson Kunstkraftwerk in Aubing am westlichen Stadtrand von München, das im April als "einzigartiger Ort für Konzerte, Kunst, Gastronomie und Events" eröffnet wird. Interview für den Internationalen Frauentag von Sebastian Scotney


Sebastian Scotney: Gab es einen Moment in deinem Leben, in dem du wusstest, dass die Verantwortung für Live-Veranstaltungen ein wichtiger Teil deines Lebens sein würde?
Anna-Marie Schluifelder: Ja, das war im Januar 2006, als ich die große Chance bekam Leiterin der Veranstaltungsabteilung einer bekannten Tourismusdestination in Bayern (Bad Wörishofen, 80km von München entfernt) zu werden. Musik und Konzerte waren privat schon immer sehr wichtig für mich. Beruflich aber kam die Liebe dazu dann tatsächlich durch die Tätigkeit. Es war total verrückt, denn ich wurde damals mit gerade mal 22 Jahren Leiterin eines städtischen Veranstaltungsbüros, ohne vorher jemals eine Veranstaltung organisiert zu haben. Ich habe eine journalistische Ausbildung, ich war also die absolute Quereinsteigerin und es war learning by doing. Ich blieb 13 Jahre. Du kannst Dir vorstellen, dass der Job ein sehr wichtiger Teil meines Lebens war. Wir haben dort jährlich über 3.000 Veranstaltungen angeboten, der Stadt war das kulturelle Angebot sehr wichtig. Das war meine große Schule und ich bin unendlich dankbar für diese Chance.

SC: Und war der Jazz schon immer da ... oder kam er plötzlich?
A-MS: Ausgewiesener Jazzfan war ich 2006 noch nicht, aber ein großer Bluesfan. In Bad Wörishofen fand auch ein Jazzfestival statt, es gibt dort ein wunderbares altes Kino, das war der Veranstaltungsort.
Das Festival wurde 1991 von Bürgern in privater Initiative ins Leben gerufen, die Stadt unterstützte das Projekt aber von Anfang an. Als Leiterin der Veranstaltungsabteilung war ich deshalb Teil des „Arbeitskreises Jazz“. Ich traf auf wunderbare Menschen, wurde mit offenen Armen aufgenommen, habe viel gelernt, durfte aber auch viel beitragen. Das Festival - und damit der Jazz - wurden zu meinem Herzensprojekt. Der Festivalgründer Horst Fröhlich ist bis heute einer meiner besten Freunde und ich habe ihm sehr viel zu verdanken, 13 Festivals haben wir gemeinsam veranstaltet.

SC: Für Leser, die die Münchner Jazzszene nicht kennen: Was waren die großen Entwicklungen der letzten Jahre?
A-MS: Mich hat besonders die junge Szene sehr beeindruckt. Ich hatte das Glück in der Unterfahrt viele Studierende des Jazz-Instituts der Hochschule für Musik und Theater München erleben zu dürfen. Und ich bin sehr glücklich darüber jetzt beobachten zu können, wie diese großen Talente erfolgreich ihren Weg gehen. Shuteen Erdenebaatar zum Beispiel, Nils Kugelmann, Alma Naidu, Enji Erkhem… und viele andere.
Ich würde mir wünschen, dass die Münchner Szene insgesamt mehr Aufmerksamkeit erhält. Aber vielleicht können wir da ja mit dem Bergson einen Beitrag leisten.

SC: Menschen in deiner Position entwickeln einen "sechsten Sinn" für das, was schiefgehen könnte, und sorgen dafür, dass die Dinge richtig laufen... gibt es ein Beispiel, auf das du stolz bist?
A-MS: Ha, ja, das ist sicher richtig! Wenn man sehr regelmäßig Live-Konzerte mit international tourenden Musiker*innen organisiert, dann passiert so einiges. Man kann nur vorbauen und die guten Rahmenbedingungen schaffen, was spontan passiert, damit kann man nicht kalkulieren. Das weiß jede Veranstalter*in. Wichtig ist, einen kühlen Kopf zu bewahren und Lösungen zu finden, auch mal um die Ecke zu denken. Und vor allem im Vorfeld auch auf alle Kleinigkeiten zu achten, damit die Künstler*innen es möglichst leicht haben, sich wohlfühlen und einen erfolgreichen Gig spielen können. Ich denke das macht den Unterschied. Das kann ich sehr gut und darauf bin ich stolz.

SC: Was ist Bergson? Und beschreibe Deine Rolle und warum Du gerne dort bist.
A-MS: Das Bergson Kunstkraftwerk ist eine spektakuläre, ganz neue Venue in München und dabei ein privat initiiertes Projekt. Unsere Basis ist ein altes Heizwerk aus den 1920er-Jahren. Ein beeindruckendes, wunderschönes Gebäude, das die Eigentümer umbauen und es der Kultur gewidmet haben. Das Ziel ist ein kulturelles Gravitationszentrum zu schaffen, einen Ort, an dem Kultur anders dargeboten und erlebt werden kann. Alles, was dort an Musik passiert, machen wir selbst oder veranstalten wir selbst. Wir haben zum Einen die Jazzrausch Bigband als resident band. Darüber hinaus haben wir einen Stamm an 100 lokalen Musiker:innen aus dem Jazz und der Klassik aufgebaut, die Bergson Artists, die in unseren Eigenproduktionen zu erleben sein werden. Und wir bieten Bands eine Bühne, die wir richtig gut finden. Für das Booking bin ich verantwortlich und ich leite das Künstlerische Betriebsbüro, bin also auch für die Organisation und die reibungslosen Abläufe zuständig.
Das Bergson bringt Kunst, Kultur, Events und Gastronomie zusammen und das in einem architektonisch aufregenden Gebäude, das sehr ästhetisch und geschmackvoll ausgestattet ist. Wir haben neben den unterschiedlichsten Veranstaltungsräumen auch 2.000 Quadratmeter Galeriefläche im Haus, dazu ein eigenes Restaurant mit Tagesbar und Biergarten. Es vereint ganz viel von dem, was mir persönlich viel bedeutet. Und das Team ist unglaublich!

SC: Erzähl uns von den Spielräumen und Deiner Rolle. Hoffnungen, Träume.
A-MS: Ich wünsche mir, dass das Projekt in seiner Einzigartigkeit die Aufmerksamkeit erhält, die es verdient und viele Menschen zu uns kommen. Damit die Vision Wirklichkeit wird und die viele Arbeit und der Mut belohnt werden.

SC: Stimmt es, dass die beiden Leute, Leo Betzl und Roman Sladek, die vor allem durch ihre Arbeit mit der Jazzrausch Big Band bekannt sind, jetzt deine Kollegen bei Bergson sind? Wie wird das funktionieren?
A-MS: Leo Betzl gehört zu unseren Bergson Artists, er wird also viel auf unseren Bühnen zu erleben sein. Und Roman Sladek ist mein Chef. Er ist unser Artistic Director und leitet die Geschäfte der Bergson Kultur GmbH, die für alles Kulturelle im Haus verantwortlich zeichnet. Das ganze Projekt ist ja ein Privatunternehmen, wir erhalten keine öffentlichen Fördergelder. Gleichzeitig ist das Bergson das neue Zuhause seiner Jazzrausch Bigband. Bei Roman laufen die Fäden zusammen, sein Pensum ist unglaublich. Denn die Bigband existiert ja auch noch außerhalb des Bergsons und tourt regelmäßig. Aber wenn das jemand kann, dann Roman!

SC: Was ist Deine Meinung zum Frauentag?
A-MS: Ich finde den Aktionstag wichtig, hatte aber ehrlicherweise bislang keinen großen persönlichen Bezug dazu. Das wird sich nach diesem Interview für mich sicher ändern – und ich hoffe, dass der Weltfrauentag viele solcher Änderungen bewirken kann.
Wie man in meinem konkreten Fall nun sieht, ist es eine tolle Möglichkeit, Aufmerksamkeit und Plattformen zu schaffen bzw. zu geben. Man muss sie nur nutzen. Danke, dass Du das Thema aufgreifst und den Tag zum Anlass für Deine Interviewreihe nimmst.
(Interview aus http://londonjazznews.com/)

Homepage Bergson: https://bergson.com/
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