Haben Sie einen Artikel verpasst? Dann klicken Sie hier. Im Archiv finden Sie auch ältere Veröffentlichungen.
1. Federico Albanese „Blackbirds and the Sun of October“
2. Wolfgang Amadeus Mozart „Mozart Symphonies IV - Nos. 4, 5, 6, 10 and 12â...
3. Avishai Cohen „Brightlight“
4. Josefine Opsahl „Cytropia“
5. Black Flower „Kinetic“
6. Joachim Kühn „Échappée“
Mittwoch 12.02.2025
Federico Albanese „Blackbirds and the Sun of October“
Bilder
„Blackbirds and the Sun of October“ beinhaltet die Musik eines glücklichen Heimkehrers. Sie bringt Emotionen zum Ausdruck, die jemand empfindet, der Jahre in der Fremde zugebracht und dort neue Erfahrungen gesammelt hat, der sich tagtäglich beweisen musste, der daran gewachsen und vielleicht auch manches Mal gescheitert ist. Letztendlich ist er randvoll mit Erkenntnissen, die verarbeitet sein wollen. Und mit diesen kommt er zurück, an den Ort seiner Kindheit, der Vertrautheit. Damit fällt auch etwas bedrückendes von ihm ab, er kann befreit auf- und durchatmen und mit neuen Impulsen an seine Arbeit gehen.
So geschehen bei Federico Albanese. Der italienische Komponist, Pianist und Produzent ist 1982 in Mailand geboren, hat einige Jahre im Piemont gelebt und ist dann nach Berlin ausgewandert. Von diesem inspirierenden Hexenkessel hat er sich über viele Jahre treiben lassen, hat Musik gemacht und Musik produziert, Projekte gegründet und ein Netzwerk an Kontakten aufgebaut. Dort in Berlin sind etliche Alben entstanden, hat er sich mit Filmmusik beschäftigt.
Vor drei Jahren nun ist er ins Piemont zurückgekehrt, ins Monferrato, eine wunderschöne, malerische Landschaft zwischen Genua und Turin. In dieser Vertrautheit ist der Großteil an Kompositionen für sein Album „Blackbirds and the Sun of October“ entstanden. „Es ist ein Album über Heimkehr, vor allem aber über Herkunft und Erbe“, sagt der selbst. Man spürt in seiner Musik diese innere Harmonie, selbst dann, wenn er zu experimentieren beginnt, wenn er zwischen klassischen und elektronischen Klängen changiert, wenn manche Ideen aus der Renaissance zu kommen scheinen und andere wiederum deutlich in der Moderne angelegt sind. Man spürt nie die Gegensätzlichkeit des Ausgangsmaterials, sondern immer die Harmonie, mit der diese scheinbaren Widersprüche unter der Regie von Federico Albanese zusammenfinden. „Ich fühlte mich freier, Dinge zu tun, die ich normalerweise nicht tun würde. So fügte ich an Stellen ein Schlagzeug hinzu, wo ich es sonst nie gehört hätte, oder schrieb eine Suite nur für Klavier und Cello, die 400 Jahre alt sein könnte.“ Es sind Klanglandschaften, deren minimalistische Leichtfüssigkeit beeindrucken und eine Magie ausstrahlen, die die Welt in der Schwebe hält.
Jörg Konrad

Federico Albanese
„Blackbirds and the Sun of October“
XXIM Records/Sony Music
Permalink zum ArtikelDiese Adresse können sie verwenden, um von ihrer Seite, ihrem Blog etc. direkt auf den Artikel zu verweisen.
Klicken sie dazu auf den Link und verwenden die Adresse in der Adressleiste, oder klicken mit der rechten Maustaste hier und kopieren den Link direkt.
Nach oben scrollenKlicken sie hier um schneller an den Anfang der Seite zu gelangen.
Autor: Siehe Artikel
Dienstag 11.02.2025
Wolfgang Amadeus Mozart „Mozart Symphonies IV - Nos. 4, 5, 6, 10 and 12“
Bilder
Der Wunderkind-Status des Wolfgang Amadeus Mozarts lässt sich sehr deutlich an diesen vorliegenden Aufnahmen nachvollziehen. Denn einen Teil der hier vereinten Sinfonien schrieb er neun- bzw. elfjährig. „Vermarktet“ oder sagen wir neudeutsch professionell gemanagt wurde er dabei erfolgreich von seinem Vater Leopold Mozart. Dieser tourte mit seinen beiden Kindern Wolferl und Nannerl, die fünf Jahre ältere Schwester und ausgezeichnete Pianistin, über drei Jahre quer durch Westeuropa und präsentierte an verschiedenen Höfen etliche Kompositionen seines Sohnes. Gleichzeitig erhielt Wolfgang Amadeus auf diesen Reisen durch unzählige Kontakte etliche Impulse für seine kompositorischen Arbeiten, die er zum Teil gleich vor Ort umsetzte. So traf er 1765 in London Johann Christian Bach, den jüngsten Sohn des damals noch recht unbedeutenden Vaters Johann Sebastian Bach. Der „Londoner“ Bach beeinflusste die ersten Sinfonien Mozarts maßgeblich, vor allem Nr. 4 D-Dur (KV 19) und 5 B-Dur (KV 22). Leicht, flüssig und verspielt gelingen ihm diese Arbeiten, mit wunderbaren Harmoniewechseln und berührenden Melodien.
Die folgernde, die viersätzige Sinfonie Nr. 6 (KV 43) klingt, obwohl Mozart nur zwei Jahre älter war, ausgereifter und anspruchsvoller.
Nach einer winterlichen Reise im Dezember 1769 über die Alpen nach Italien schrieb er dort seine 10. Sinfonie (KV 74), die abwechslungsreich und im Stil einer italienischen Ouvertüre dreisätzig komponiert ist.
Zwischen zwei Italienreisen schrieb Mozart im Sommer 1771 in Salzburg die Sinfonie Nr. 12 (KV 110). In diesem vierteiligen Stück mit einem relativ langen Eröffnungssatz arbeitet der Komponist verstärkt mit dem Kontrapunkt, den Padre Martini Mozart auf seiner ersten Italienreise vermittelt hat.
Das Folkwang Kammerorchester Essen, das seit weit über sechs Jahrzehnte besteht, widmet sich unter dem Dirigat von Johannes Klumpp diesen frühen Mozart-Stücken. Es ist der fünfte Teil von bemerkenswerten Mozart-Einspielungen auf dem GENUIN-Label. Die Interpretationen gelingen dem erfahrenen Spitzenorchester erfrischend und ausdrucksstark, sie sind liebevoll, aber auch anspruchsvoll angelegt. Gerade diese sehr lebensfrohe Form des Vortrags macht die Einzigartigkeit des Phänomens Mozart überdeutlich.
Alfred Esser

Wolfgang Amadeus Mozart
„Mozart Symphonies IV - Nos. 4, 5, 6, 10 and 12“
Folkwang Kammerorchester Essen
Genuin Records
Permalink zum ArtikelDiese Adresse können sie verwenden, um von ihrer Seite, ihrem Blog etc. direkt auf den Artikel zu verweisen.
Klicken sie dazu auf den Link und verwenden die Adresse in der Adressleiste, oder klicken mit der rechten Maustaste hier und kopieren den Link direkt.
Nach oben scrollenKlicken sie hier um schneller an den Anfang der Seite zu gelangen.
Autor: Siehe Artikel
Montag 10.02.2025
Avishai Cohen „Brightlight“
Bilder
Er ist eine Art Dreh- und Angelpunkt der israelischen Jazzszene. Avishai Cohen – der Bassist. Der 1970 im Kibbuz Kabri geborene Cohen hat sich mit seinem Spiel, mit seinem Sound, mit seinen Kompositionen international durchgesetzt. 22Jährig zog es ihn nach New York, wo er als Straßenmusiker unterwegs war und mit Aushilfsjobs seinen Lebensunterhalt verdiente. Er studierte an der New School for Jazz and Contemporary Music, erkämpfte sich erste Engagements bei Wynton Marsalis und Danilo Pérez und war dann langjähriges Mitglied in der Band des Pianisten Chick Corea.
Später zog es ihn wieder zurück nach Israel, wo er weiter intensiv an seiner Musik arbeitete, die Orient und Okzident miteinander verband, akustischen und elektrischen Jazz, Songstrukturen und stark rhythmische Improvisationen in enge Verbindung brachte. Er förderte einheimische Musiker wie zum Beispiel Shai Maestro oder Nitai Hershkovits und sorgte nicht zuletzt mit seiner leidenschaftlichen Hingabe für den enormen Erfolg israelischer Musiker im Jazz.
Auch auf seinem neusten, dem schon siebzehnten eigenen Album präsentiert Cohen einige Musiker seines Heimatlandes. Zu seinem regulären Trio gehören der junge, enorm talentierte Pianist Guy Moskovich und die gerade einmal 24jährige Schlagzeugerin Roni Kaspi plus einige Gastmusiker.
„Brightlight“ lebt von einer unglaublichen Vielfalt. Es ist wieder ein Album, das die unterschiedlichsten Kulturen miteinander verbindet. Ost- und westeuropäische Musik, arabische Rhythmen, verschränkte Metren, melancholische Melodien, simple, folkloristische Songstrukturen – Cohen arbeitet grenzenlos, ohne in Unverbindlichkeiten abzudriften. Dafür ist seine Musik zu komplex, zu mitreißend, zu subtil, zu beseelt. Diese behutsame und doch inspirierende Lebendigkeit begeistert mit jedem Hören mehr.
Gerhart von Keussler

Avishai Cohen
„Brightlight“
Naive
Permalink zum ArtikelDiese Adresse können sie verwenden, um von ihrer Seite, ihrem Blog etc. direkt auf den Artikel zu verweisen.
Klicken sie dazu auf den Link und verwenden die Adresse in der Adressleiste, oder klicken mit der rechten Maustaste hier und kopieren den Link direkt.
Nach oben scrollenKlicken sie hier um schneller an den Anfang der Seite zu gelangen.
Autor: Siehe Artikel
Freitag 07.02.2025
Josefine Opsahl „Cytropia“
Bilder
Josefine Opsahl katapultiert das Cello nicht nur in die Gegenwart. Auf ihrem Soloalbum „Cytropia“ wirkt die Dänin wie eine Figur aus der Zukunft, die im Hier und Heute gelandet ist und uns als Geschenk das Cello mit seinem einzigartigen und zugleich vielseitigen Klangkosmos überreicht. Ihre Musik lebt von Gegensätzen, von Träumen und Realitäten, von Klischees und Provokationen.
Aber Josefine Opsahl gelingt es, diese miteinander zu verbinden, eine wunderbare Allianz aus Akustischem und Elektronischem zu formen, Gegenwärtiges und Visionäres auszudrücken, die Tradition des Cellos und die Moderne in Bezug zu setzen. Bei ihr sind klassisches Klangbild und innovative Performance eine Seite einer Medaille.
Sämtliche Kompositionen auf „Cytropia“ stammen aus der Feder der Cellestin. Die Stücke besitzen einen sehr individuellen Charakter. Sie gefallen sowohl in ihrer Einfachheit und Poesie, als auch in ihrer pulsierenden, lebendigen Verspieltheit. Man spürt ihre enorme Erfahrung – als klassische Solistin, als interdisziplinäre Künstlerin, als Musikerin mit besonderer Originalität.
Das was Josefine Opsahl hier spielt und investiert hat nichts mit Avantgarde- Elitarismus zu tun, sondern weist einen Weg in die Zukunft, der das klassische Erbe auffrischt und es für junge Generationen zugänglich gestaltet. Und ihre internationale Anerkennung von Kritikern und Publikum, die Preise und Auszeichnungen, machen deutlich, dass sie sich auf dem absolut richtigen Weg befindet. „Cytropia“ lebt von einem wachen, vitalen Geist – und berührt tief.
Jörg Konrad


Josefine Opsahl
„Cytropia“
Neue Meister
Permalink zum ArtikelDiese Adresse können sie verwenden, um von ihrer Seite, ihrem Blog etc. direkt auf den Artikel zu verweisen.
Klicken sie dazu auf den Link und verwenden die Adresse in der Adressleiste, oder klicken mit der rechten Maustaste hier und kopieren den Link direkt.
Nach oben scrollenKlicken sie hier um schneller an den Anfang der Seite zu gelangen.
Autor: Siehe Artikel
Mittwoch 05.02.2025
Black Flower „Kinetic“
Bilder
Sie legen rhythmische Fährten, arbeiten mit tranceartigen Beats und pulsierenden Keyboardsegmenten. Darüber legen sie psychedelisch verhaltene Bläsersätze und manchmal durchziehen auch menschliche Stimmen (Meskerem Mees) dieses knisternde und siedende Gebräu. Black Flower ist ein Quintett aus Belgien, das in den zurückliegenden Jahren immer wieder mit seinen Alben und Konzerten jeden Mainstreamansatz sprengten. Manche ihrer Arbeiten zielen gnadenlos in die Beine, sind tanzbar und rauschhaft. Dann wieder beeindrucken sie mit ihrem Sound, der zeitweise aus fernen Welten zu uns herüber zu schallen scheint. Zudem fesseln die sparsamen Arrangements und manche anmutige Improvisation.
„Kinetic“ bietet von allem etwas, zeigt die Band in einem Zwischenreich von Gelassenheit und Konzentration. Klänge aus Großstadtdschungel, Kulturen verstrebend – weitab von allem Fundamentalistischen. Man spürt den Einfluss von Afrobeats, die Atmosphäre orientalischer Marktplätze, die Kraft vergangener Jazz-Großmeister und die Magie des Dub. Musik eben, die den Zeitgeist atmet, ohne sich anzubiedern oder erfolgreich sein zu müssen.
Jörg Konrad

Black Flower
„Kinetic“
Sdban
Permalink zum ArtikelDiese Adresse können sie verwenden, um von ihrer Seite, ihrem Blog etc. direkt auf den Artikel zu verweisen.
Klicken sie dazu auf den Link und verwenden die Adresse in der Adressleiste, oder klicken mit der rechten Maustaste hier und kopieren den Link direkt.
Nach oben scrollenKlicken sie hier um schneller an den Anfang der Seite zu gelangen.
Autor: Siehe Artikel
Freitag 31.01.2025
Joachim Kühn „Échappée“
Bilder
1966, Joachim Kühn war gerade aus der damaligen DDR getürmt, erschien im Jazzpodium auf einer knappen halben Seite ein gekürzter Blindfoldtest dem sich der Leipziger Pianist stellte. Vier Titel wurden ihm vorgestellt, wobei er drei von ihnen (Giuseppe Logan Quartet, Bill Evans Trio und das Attila Zoller Quartett) namentlich und mit Freude sofort benannte und jeweils einige kenntnisreiche analytische Sätze hinzu formulierte. Beim vierten Stück (der Max Greger Big Band) erkannte er zumindest sofort, dass es sich nicht um eine amerikanische Formation handelte. Kühn, dem der treibende und fiebrige Swing der Großformation fehlte, hatte auch mit dem Pianisten der Big Band aufgrund seiner „Ideenlosigkeit“ Schwierigkeiten.
Nun, knapp sechzig Jahre später, widmete ebendieses Jazzpodium dem Pianisten Kühn ein siebzehnseitiges(!!!!) Interview, woran überdeutlich wird, welch außergewöhnlichen Stellenwert der heute 80jährige Musiker einnimmt.
Gerade ist beim Zürcher Intakt Label mit „Échappée“ das (Solo-) Doppel-Werk von diesem enfant terrible des Jazz, diesem unablässigen Himmelsstürmer erschienen: Eingespielt in Kühns Domizil auf Ibiza in völliger Eigenregie. Hier arbeitet er hochprofessionell, probt, spielt und nimmt unter diesen sehr persönlichen Arbeitsbedingungen intensiv wie umfangreich auf. Den dritten Set für „Échappée“ kommentierte er: „Mehr geht nicht; da ist kein Ton mehr, der mich stört“. Dreizehn Titel in knapp 100 Minuten.Wie immer schickt Kühn nach getaner Arbeit die Bänder zu seinem Toningenieur Klaus Scheuermann im Studio in Berlin -Kreuzberg, der letztendlich Hand anlegt für die Veröffentlichung.
Sämtliche Kompositionen stammen von Joachim Kühn – die Improvisationen sowieso. Diese gut eineinhalb Stunden Musik sind ein gewaltiges Opus, ein Donnerwetter am Klavier, wie man es heute nur noch selten zu hören bekommt. In „Échappée“ steckt alles, was Kühn in seinem Leben musikalisch erlebt und gespielt hat. Die ganze Historie des Jazz blitzt auf, viel Querverweise zu Ornette Coleman, mit dem er weit über einhundert Konzerte gab, rockige Passagen, klassische Motive sowieso und immer wieder blitzt arabische Ornamentik wie selbstverständlich auf. Kühn zeigt sich als ein musikalisches Universalgenie, das sein Leben lang die Moderne des Klavierspiels aus dem Instrument herausgespielt und für den Jazz mit Leidenschaft freigelegt hat. Ein donnernder Apoll und Beherrscher der schwarz-weißen Tastatur.
Auch sein jüngster Soloexkurs verdeutlicht seine inständige visionäre Kraft, seine zügellose Virtuosität, seine Wucht und seine Poesie. Dabei heißt das Prinzip der Ordnung bei ihm ganz simpel: Freiheit - in allen Lebenslagen. „Egal welcher Ton zuerst kommt. Sie kommen alle irgendwann mal dran. Wenn du Glück hast, bist du in drei Minuten in Trance und da läuft eh alles wie von selbst“. Vor allem jene, die Joachim Kühn Live erlebt haben, wissen genau, was er damit meint. So ist „Échappée“ zu einem großen, beeindruckenden Werk geworden.
Jörg Konrad

Joachim Kühn
„Échappée“
Intakt
Permalink zum ArtikelDiese Adresse können sie verwenden, um von ihrer Seite, ihrem Blog etc. direkt auf den Artikel zu verweisen.
Klicken sie dazu auf den Link und verwenden die Adresse in der Adressleiste, oder klicken mit der rechten Maustaste hier und kopieren den Link direkt.
Nach oben scrollenKlicken sie hier um schneller an den Anfang der Seite zu gelangen.
Autor: Siehe Artikel
© 2025 kultkomplott.de | Impressum
Nutzungsbedingungen & Datenschutzerklärung
KultKomplott versteht sich als ein unabhängiges, kulturelle Strömungen aufnehmendes und reflektierendes Portal.