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19. Sheila Jordan (geb. 18. November 1928 Detroit, Michigan, gest. 11. August 2...
20. Schloss Blumentahl: Das Musikfest Blumenthal feiert 5 jähriges Jubiläum
21. Eddie Palmieri (geb. 15. Dezember 1936 New York City, gest. 06. August 2025...
22. Unterföhring: Grandioses Internationales Jazz-Weekend in Unterföhring
23. Fürstenfeld: Charlotte Hu - Feuer, Virtuosität und Leidenschaft
24. Fürstenfeld: Bach-Chor und Bach-Orchester Fürstenfeldbruck - Eindringlich...
Donnerstag 21.08.2025
Sheila Jordan (geb. 18. November 1928 Detroit, Michigan, gest. 11. August 2025 New York City)
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Sie ist vielleicht die letzte wirklich große Sängerin des Jazz. Im direkten Umfeld des Bebop sozialisiert, gemeinsam mit Charlie Parker auf der Bühne stehend, bei Lennie Tristano studierend und von George Russell für Blue Note produziert erlangte Sheila Jordan dennoch nie den Status eines singenden Superstars. Dafür war die aus fast ärmlichen Verhältnissen stammende Sängerin zu bodenständig, zu wenig divenhaft, eben nicht auf Erfolg gebürstet. Mit ihrem Album „Yesterdays“ (High Note), einem Mitschnitt aus dem Jahr 1990, zeigt Sheila Jordan einmal mehr ihren speziellen Bezug vom Vocal-Bass-Duo. Waren es in der Vergangenheit Tieftöner wie Cameron Brown, Arild Andersen oder Steve Swallow steht ihr aus „Yesterday“ mit Harvie Swartz ein Begleiter, ein Vertrauter aus alten gemeinsamen Tagen bei Steve Kuhn zur Seite. Und man spürt sofort dieses empathische Miteinander, diese fast wohllüstige Sicherheit, diesen hörbaren Spaß bei der Bearbeitung des vorzüglich zusammengestellten Standardmaterials. Sheila Jordans Stimme ist klar, sie singt gradlinig, ihre Intonation vermittelt einen spannenden Wechsel zwischen Distanz und Nähe …. . Sie ist, bleibt und wird wohl noch eine ganze Weile Maßstab in der Welt des Vocal-Jazz sein.
Jörg Konrad
(Jazzpodium April 2012)

Empfehlung: Steve Kuhn/Sheila Jordan Band
„Playground“
ECM
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Donnerstag 07.08.2025
Schloss Blumentahl: Das Musikfest Blumenthal feiert 5 jähriges Jubiläum
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Vor den Toren der Stadt Aichach im Landkreis Aichach-Friedberg liegt ein liebevoll hergerichtetes Kleinod, das Schloss Blumenthal. Genauer gesagt liegt es im Weiler Blumenthal, am Fluss Ecknach, zwischen Aichach-Klingen und Sielenbach. Seit mittlerweile fünf Jahren macht Blumenthal mit seinem jährlich stattfindenden Musikfest von sich Reden. Georg Arzberger, aufgewachsen im Nachbardorf, Klarinettist und Professor an der HMT München ist der künstlerische Leiter und hat dieses wunderbare Musikfest im Jahr 2021 mit der dafür gegründeten Camerata Vitilo ins Leben gerufen. Was seinerzeit musikalisch auf dem Dachboden des Ökonomiegebäudes dargeboten wurde hat sich schnell herumgesprochen. Und so ist dieses Musikfest mittlerweile über die Grenzen des Wittelsbacher Landes hinaus ein Magnet für nationale und internationale Musiker, die sich für ein paar Tage am letzten Wochenende im Juli zusammenfinden, gemeinsam musizieren und ein vielschichtiges Publikum begeistern.

Auch dieses Jahr wurde wieder ein abwechslungsreiches, vielseitiges Programm geboten. Das Auftaktkonzert „Grenzenlos“ bestritt Maxjoseph, ein Quartett, das Vertrautes vermischt mit zündenden Rhythmen, Jazzharmonien und so mit ihrer Version von Volksmusik verbindet. Zündend gestalten die vier Musiker so ihre eigene Vorstellung von traditioneller Musik, gespickt mit humorvollen Anekdoten, und als Höhepunkt des Abends musizierten MusikerInnen der Camerata Vitilo getreu dem Motto „Grenzenlos“ zusammen mit Maxjoseph.

Das diesjährige Wanderkonzert musste wetterbedingt auf den Dachboden des Ökonomiegebäudes verlegt werden. Da kletterten die Trompeten der Camerata Vitilo auf das Hackschnitzelwerk, zwei Flöten der Camerata spielten zwischen den Stuhlreihen ein mitreißendes Duett oder die Bühnenpoetin Meike Harms schleuderte ihre Botschaften zum Thema Umwelt oder Fahrrad ins Publikum. Not macht erfinderisch und alle hatten ihren Spaß dabei.

Das diesjährige Abschlusskonzert bestritt die Camerata Vitilo unter Leitung von Anton Legkii, dem derzeitigen 2. Kapellmeister am Nationaltheater Mannheim. Auf dem Programm standen unter dem Motto Große Symphonik die Sinfonie Nr. 1 in c-Moll op.11 von Felix Mendelssohn Bartholdy und Beethovens Sinfonie Nr. 5 in c-Moll op.67. Was nach dem Begrüßungsapplaus und einem Grußwort von Schirmherr Peter Tomaschko MdL dann abging, anders kann man es nicht beschreiben, war sensationell. Selten hat man sowohl Mendelsohn Bartholdy oder Beethoven dynamischer und mitreißend erleben dürfen. Legkii sprang kurzfristig für die verhinderte Yuki Kasai ein. Gerüchten zufolge spielt Legkii auch als Gitarrist in der Punkband „The Sunday all Stars Project“. Angesichts der ungemein dynamischen Darbietung der beiden Symphonien verwundert das nicht weiter. Geprobt wurde zweimal, dann war klar, wie der Klangkörper diese beiden Werke auf der Bühne erklingen lassen wird. Die Camerata Vitilo ist ein bunt zusammen gewürfeltes Orchester aus Musikern, das sich mittlerweile seit fünf Jahren kennt, einander begegnet und die einstudierten Werke aufführt, weil sie immensen Spaß dabei haben. Eine solch entspannte Stimmung und Verbundenheit untereinander findet man in einem Ensemble selten. Sie kommen nach Blumenthal um zu spielen und gemeinsame musikalische Interessen zu pflegen. Und, wenn es nach dem Abschlusskonzert an den Abschied geht, motiviert alle, dass man sich im kommenden Jahr wieder sieht und gemeinsam beim Musikfest musiziert.

Ebenfalls erwähnenswert das liebevolle musikalische Kinderprogramm, ein Orchesterkonzert der „Barocke Virtuosen“ und das Rahmenprogramm des Festivals, wie z.B. der Einblick in die Ziegenkäserei, Basteln von einfachen Instrumenten oder die Mitsingaktion mit Fräulein Tönchen. Blumenthal steht für ein Miteinander ohne Hemmschwellen. Die Eintrittspreise sind frei wählbar, jeder gibt was er kann oder gewillt ist zu geben. Die Leidenschaft springt über von den Musikern auf das Publikum und man fiebert schon jetzt auf das letzte Juliwochenende im nächsten Jahr, wenn es wieder heißt: „Auf zum Musikfest Blumenthal“ !
Text & Fotos: Thomas J. Krebs
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Donnerstag 07.08.2025
Eddie Palmieri (geb. 15. Dezember 1936 New York City, gest. 06. August 2025 New Jersey)
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Eddie Palmieri
„Sueno“
Intuition 1989/2025

In Eddie Palmieris Musik lodert das Feuer gebrochener Rhythmen, wuchert der Dschungel des 20. Breitengrades. Der Pianist verbindet seit Jahrzehnten erfolgreich die Wurzeln lateinamerikanischer Musik und die Komplexität modernen Jazzspiels. Salsa, Son, Rumba, Mambo und Cha Cha Cha sind seiner Spezialität, die ihm bisher zehn Grammys einbrachten.
Das Album „Sueno“ entstand 1989 und wurde neben Palmieri unter anderem von Kip Hanrahan und Vera Brandes (die gerade im Mittelpunkt des Kinofilms „Köln 75“ steht) produziert. Es ist ein hochexplosives Gemisch aus Salsa, Funk, Soul und Jazz. Palmieri hatte bei der Bandzusammenstellung freie Hand und so entschied er sich neben einer erstklassigen Trompeten-Section und einer hochkarätigen Percussions-Gruppe, die sich zum Teil aus vier Timbales-, Conga- und Bongospielern plus Schlagzeug zusammensetzt, zusätzlich für Solisten wie den Gitarristen Mike Stern, den Saxophonisten David Sanborn oder den Trompeter Brian Lynch. Diese Großformation plus Sängerinnen und Sänger bringen den rhythmischen Puls enorm auf Trab. Palmieris berstende Arrangements, die immer wieder hochexplosive Stimmungen erzeugen, seine sich stoisch wiederholenden vertrackten Pianofiguren, die die ganze Band samt Hörer in regelrechte Trance versetzen und die mitreißenden, expressiven Jazz-Soloparts geben der gesamten Musik eine mitreißende Vitalität, deren Temperament direkt über den Bauch in die Beine zielt.
Palmieri wurde 1936 in New York geboren, seine Eltern stammten aus Puerto Rico. Schon mit fünf Jahren begann er (klassisch) Klavier zu spielen und gründete mit elf in Spanish Harlem seine erste eigene Band. Er gründete später große Salsa-Orchester, brachte zugleich aber immer stärker stilistische Einflüsse der Pianisten Thelonious Monk und McCoy Tyner in sein Spiel, wodurch die Musik eine stärkere intellektuelle Ausrichtung erhielt, ohne ihre Intensität und Ekstase zu verlieren.
Sowohl in seinen Konzerten, als auch auf etlichen seiner Alben präsentierte Palmieri hochkomplexe Solo-Recitale, die stark an Klaviermusik der Moderne erinnern. Auch auf „Sueno“ befindet sich mit der gut zweiminütigen „Variations On A Given Theme“ eine solche Studie – vielleocht auch als Kontrapunkt, um die anschließend unermüdlich brodelnden Rhythmen noch besser zur Geltung zu bringen.
Jörg Konrad
(KultKomplott Juni 2025)
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Montag 21.07.2025
Unterföhring: Grandioses Internationales Jazz-Weekend in Unterföhring
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Unterföhring. Kaum zu glauben wie schnell die Zeit vergeht. Schon wieder ist ein Jahr vorbei und die Sommer-Jazz Festivalsaison steht in München vor der Tür. Traditionell beginnend mit dem Internationalen Jazz-Weekend im Bürgerhaus Unterföhring. Auch dieses Jahr hat der künstlerische Leiter Harald Scharf wieder ein atemberaubendes Programm auf die Beine gestellt. Die gesamte Organisation des Teams lief im Hintergrund perfekt. Akustisch ist das Bürgerhaus Unterföhring eine ungemein angenehme Spielstätte und mit dem Italiener „Il Diamante“ ist im Haus auch gleich für das leibliche Wohl gesorgt.

Das Internationale Jazz-Weekend startete diesmal mit Sophye Soliveau. Sie ist eine großartige, vielseitige Sängerin, Chorleiterin und Harfenistin mit Wurzeln in Guadeloupe. Gemeinsam mit dem Bassisten Eric Turpaud, Japhet Boristhene am Schlagzeug sowie den VokalistenInnen Rosanne Joseph, Slighty Maitrel und David Tshimanga verzauberte sie das Publikum von der ersten bis zur letzten Minute mit einem abwechslungsreichen musikalischen Programm, das mit einem Solo-Stück auf ihrer Harfe begann. Danach explodierte der Sound förmlich. Soliveaus Repertoire war unglaublich vielseitig, angefangen von jazzigen Balladen bis hin zu Gospel, R&B und pulsierendem Soul war alles dabei und immer wieder, zum Verschnaufen zwischendurch, Impressionen auf der Harfe solo. Zum Schluss des Konzertes tobte das Publikum, kaum einen Zuhörer hielt auf den Plätzen und der Abend endete mit zündenden Grooves, zu denen vor der Bühne ausgelassen getanzt wurde. Ein durchaus seltener Moment bei einem Jazzkonzert. Dieser Abend wirkt noch immer nach und wird musikalisch lange im Gedächtnis bleiben.

Am zweiten Abend folgte der aus LA stammende Sänger und Stimmakrobat Michael Mayo. Er gab sich im Quartett mit Andrew Freeman am Piano, dem Bassisten Kyle Miles und Schlagzeuger Robin Baytas die Ehre und bot ein breites Spektrum, angefangen von Jazz Standards zu Eigenkompositionen mit herrlich inspirierten Improvisationen. Ob Standards wie „Just Friends“, seine Originals „I wish“ oder „You and You“, mal mit Overdubs solo performt oder zusammen im Quartett, der Abend war wieder einmal viel zu schnell vorbei. Das begeisterte Publikum kitzelte noch zwei Zugaben heraus, wobei Mayo beim zweiten Encore, solo mit Coltranes „Giant Steps“, einen bleibenden Eindruck hinterließ!

Zum Abschluss des Jazzweekends gab es ein ganz besonderes Konzert mit dem Trompeter Ambrose Akinmusire, der im Nonett mit Jazz- und Streichquartett sein aktuelles, auf dem Label Nonesuch veröffentlichtes Werk „ Honey from a Winter Stone“, mit dieser Formation exklusiv in Unterföhring in Deutschland aufführte. Gemeinsam mit dem Mivos Streichquartett, Sam Harris an den Tasten, dem Bassisten Reggie Washington und Justin Brown am Schlagzeug gelang an dem Abend eine faszinierende Kombination aus Kammermusik und Jazz. Sehr schnell kann so ein Projekt akademisch oder gekünstelt ausufern. Ganz im Gegensatz dazu Akinmusires Nonett. Zum Teil schwebende Sounds waren zu hören, mal elektronisch anmutende Ambientklänge, verbunden mit Free Funk, Hip-Hop Elementen und Jazzimprovisationen, stimmlich beeindruckend in Szene gesetzt von Wortkünstler und Rapper Kokayi, mit sensiblen Texten über Selbstfindung und Verletzlichkeit. Ein ungewöhnliches, gleichzeitig dynamisches Projekt des Ausnahmetrompeters Akinmusire zum Festivalausklang mit einer enormen instrumentalen Bandbreite.?

Die vier Tage vergingen wie im Flug. Jetzt heißt es wieder warten, ein Jahr, bis das nächste, mit Sicherheit wieder spannende, Internationale Jazz-Weekend 2026 vor der Tür steht.
Text & Fotos: Thomas J. Krebs
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Dienstag 15.07.2025
Fürstenfeld: Charlotte Hu - Feuer, Virtuosität und Leidenschaft
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Foto: Dario Acosta
Recital mit der Pianistin Charlotte Hu beim „Fürstenfelder Klaviersommer“

Fürstenfeld. Der von Susanne und Dinis Schemann vor einigen Jahren initiierte Fürstenfelder Klaviersommer ist nicht nur zu einer festen Einrichtung im Jahreskalender des Stadtsaal geworden, sondern auch zu einem Geheimtipp, um neue Pianisten kennenzulernen. Auch in diesem Jahr gastieren an den drei Abenden Tastenkünstler, deren Namen wohl die meisten der Konzertbesucher noch nicht gehört haben. Sie können aber darauf vertrauen, dass sie nicht enttäuscht werden, wenn sie sich darauf einlassen. Das galt auch für den Abend am vergangenen Samstag, als die taiwanesisch-amerikanische Pianistin Charlotte Hu gastierte. Sie hatte ein Programm mitgebracht, das eher selten gespielte Werke des riesiegen Klavierrepertoires enthielt. Und sie wählte eine Reihenfolge, die chronologisch rückwärts angelegt war, was sich nachträglich als sehr gut tragfähig erwies.
Zu Beginn erklang „Clair de lune“ aus der „Suite bergamasque“ von Claude Debussy. Die impressionistische Klangsprache erwies sich später als logische Weiterentwicklung einer sich stärker öffnenden Tonalität. Hier legte sich quasi akustisch eine Mondstimmung über den Saal, der die Qualitäten eines vergrößerten Wohnzimmers hat. So samtweich der Klang auf verschiedenen dynamischen Ebenen war, so hatten die einzelnen Töne dennoch alle einen Kern, so dass kein Nebel entstand.
Enrique Granados ist ein spanischer Komponist, dessen Werke nicht nur dem frühen 20. Jahrhundert, sondern auch dem Lokalkolorit seiner Heimat verbunden sind. Aus der Sammlung seiner „Goyescas“, die von Gemälden des Malers Francisco de Goya inspiriert waren, erklangen drei Nummern. Allein der Titel „Liebe und Tod“ evoziert hohe Gefühle. Kraftvolle Akkorde zu Beginn symbolisierten die Macht der Liebe. Doch erst die Dialoge mit unendlich singenden Kantilenen deckten das Spektrum der Gefühle ab. Das spannungsvolle Musizieren fußte auf behaglichen Harmonien, die Charlotte Hu mit Eindringlichkeit offenlegte. Fahle Klänge und Generalpausen zum Schluss waren dem „Tod“ zuzuordnen. Die Harmonien in „Klagen, oder Die Maja und die Nachtigall“ waren impressionistisch in der Klangsprache angehaucht. Hörbar spanisch wurde es in „Die Schmeicheleien“ Viel Esprit begleitete das spanische Kolorit, wobei dessen Klänge in sich verschlungenen Wegen folgten. Gegen Ende gipfelten die einschmeichelnden Klänge in ekstatischer Steigerung.
Franz Liszt gehört zu den großen Virtuosen des 19. Jahrhunderts, doch wäre es zu kurz gegriffen, ihn als bloßen Tastenlöwen abzutun. Die drei Etüden, die Charlotte Hu von ihm spielte, bedienten sich zwar zahlreicher Mittel für einen brillanten Klangeindruck. Die perlenden Tongirlanden, die mit wunderbarer Leichtigkeit zu hören waren, standen jedoch nicht für sich, sondern umrahmten veritable Melodielinien, die wie aus einem Zauberreich erstanden. In größerem Zusammenhang waren solche Details in der berühmten „Rhapsodie espagnole“ zu hören. Auch hier gab es eine „hohe Tastendichte“, die mit viel Schwung und gegen Ende mit einer großen Steigerung hinein in einen fulminanten Schluss führte. Die verschiedenen Teile hatten unterschiedliche Charaktere, wurden jedoch alle mit höchst beeindruckender Energie und Intensität individuell ausgestaltet.
Am Ende wurde die Pianistin Charlotte Hu vom Publikum gefeiert. So rot ihr Kleid war, so feurig war auch ihr Spiel an diesem Abend. Mit zwei Liszt-Bearbeitungen von Schubert-Liedern als Zugabe bedankte sich die Künstlerin bei ihren Zuhörern.
Klaus Mohr
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Montag 14.07.2025
Fürstenfeld: Bach-Chor und Bach-Orchester Fürstenfeldbruck - Eindringliche Ausdrucksbreite
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Fotos: TJ Krebs
Höchst beeindruckende Aufführung von Giuseppe Verdis „Requiem“ in der Klosterkirche Fürstenfeld


Fürstenfeld. Als „Oper im Kirchengewand“ bezeichnete der Dirigent Hans von Bülow im 19. Jahrhundert das „Requiem“ von Giuseppe Verdi. Und genau an diesem Punkt scheiden sich die Geister bis heute: Obwohl Verdi nichts anderes getan hat als viele Komponisten vor ihm, nämlich die stilistischen Mittel seiner Zeit auf ein geistliches Werk zu übertragen, wird seinem Requiem immer wieder mangelnde Kirchlichkeit vorgeworfen. Dabei bewegt sich ein Requiem immer auf der Trennlinie zwischen Diesseits und Jenseits. Was das Jenseits angeht, so muss das unausweichlich Spekulation bleiben. Weder den Beweis, noch den Gegenbeweis, dass die Musik im Himmel nach Bach oder Verdi klingt, kann ein Mensch antreten. Wird Verdis Requiem im Sommer aufgeführt, stellen sich schnell Stimmungen wie bei den Opernfestspielen von Verona ein. Aber auch dieser Art der Lebensfreude widerspricht ein Requiem nicht, kennt der Tod doch weder Jahreszeit noch Monat.
Nach elf Jahren hatten Bach-Chor und Bach-Orchester Fürstenfeldbruck unter der Leitung von Gerd Guglhör das Requiem von Giuseppe Verdi am 06. Juli wieder auf ihr Programm in der ausverkauften Klosterkirche Fürstenfeld gesetzt. Die Zahl der Sängerinnen und Sänger im Chor erfuhr dabei eine Erweiterung durch die Hinzunahme des ebenfalls von Guglhör geleiteten „orpheus chor münchen“. Als Solisten waren Susanne Bernhard (Sopran), Freya Apffelstaedt (Mezzosopran), Mario Lerchenberger (Tenor) und Daniel Ochoa (Bass) zu hören. Eine große Zahl an wunderbaren Bläsern ermöglichte einen bis in Nuancen ausdifferenzierten Orchesterklang.
Sowohl in der Oper, als auch bei der Frage des Lebensendes, werden vielfältige emotionale Gefühlslagen fokussiert und verdichtet. Und allein aufgrund der riesigen Zahl an Mitwirkenden liegt die Vermutung nahe, dass diese Aufführung vor allem laut gewesen sein könnte. Erstaunlicherweise war das Gegenteil der Fall: Innerhalb der großen dynamischen Spannweite waren es insbesondere die ganz leisen Passagen, die tief berührten und quasi unter die Haut gingen. Schon in der Eröffnungsnummer „Requiem“ wurde durch das Orchester und mehr noch durch den Chor ein samtener Klangteppich in der Kirche ausgelegt, der eine mystisch-entrückte Stimmung zauberte. In diese hinein kontrastierte der imitatorische Choreinsatz „Te decet hymnus“, der im kraftvollen Forte den Lobpreis Gottes intonierte. Diese dynamischen Pole unterschieden sich jedoch nicht in der Spannung, so dass Intensität und Vitalität stets erhalten blieben. Beeindruckende klangmalerische Effekte prägten immer wieder die Aufführung: Das „Dies irae“ peitschte den Zorn Gottes in donnernden Akkorden und herabstürzenden Tongirlanden auf die Erde, der Chor verstärkte im homophonen Satz diesen Ausdruck noch.
Verdis ausgeklügelte Dramaturgie mit dem Wechsel an Ausdrucks- und Besetzungsformaten fordert von den Interpreten den großen Spannungsbogen. Den Rückbezug auf die Tradition der Kirchenmusik stellte die kurze Imitation der Chorstimmen bei „Salva me“ dar, die dann mit den Solisten zu einem achtstimmigen Gesamtklang verwoben war. Wunderbar waren die vier herausragenden und auch in ihrem Zusammenklang ideal aufeinander abgestimmten Solisten im intimen Satz „Domine Jesu“ zusammengeführt. Der sparsame Orchestersatz stellte hier eindringlich das vokale Element in den Vordergrund, was sich aus dem Inhalt des Abschnitts mit der Bitte um Befreiung der Seelen kongenial ergab.
Der bittende Gestus und die Unvollkommenheit des Menschen waren im „Agnus Dei“ durch den solistischen Beginn ausschließlich mit Sopran und Mezzosopran im Unisono sehr beeindruckend umgesetzt. Diese Eindringlichkeit wurde im weiteren Verlauf noch gesteigert durch den im Pianissimo, ebenfalls unisono einsetzenden Chor. Wie entfesselt wirkte der Charakter im „Libera me“ am Ende. Der kraftvoll und vor Zuversicht strotzende Chorsatz hätte diese fulminante Wirkung jedoch nicht erreichen können, wären ihm nicht der Hauch der Worte „Requiem“ im vierfachen Piano unmittelbar vorausgegangen und wäre er am Ende nicht in das „Libera me“ in gleicher Weise gemündet.
Dem großen Beifall gingen gefühlt unendliche Momente des Schweigens voraus, untrügliches Zeichen dafür, dass die Musik bei den Zuhörern angekommen war.
Klaus Mohr
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Autor: Siehe Artikel
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