Germering. Das Klaviertrio ist eine der beliebtesten Besetzungen im Jazz. Etabliert haben dieses Format Erroll Garner und Bud Powell Ende der 1940er Jahre, gefolgt von Ahmad Jamal, die zwar jeweils völlig unterschiedliche Persönlichkeiten waren, aber sich doch besonders in dieser Gruppierung kreativ und abenteuerlustig zeigten.
Heute sind die jährlichen Album-Veröffentlichungen in dieser Besetzung kaum noch zu zählen. Was jedoch nicht bedeutet, das Thema wäre ausgereizt, oder es gäbe diesbezüglich musikalisch nichts Neues mehr zu sagen resp. zu spielen.
Auch die deutsche Pianistin Anke Helfrich favorisiert das Klavier-Trio, zu dem sie aber hin und wieder Gastsolisten einlädt. Ihre letzte Produktion, „We'll Rise“ von 2023 sprengte jedoch den rein musikalischen Rahmen, in dem sich die in Namibia aufgewachsene Musikerin in zehn Songs auf Künstlerinnen und Aktivistinnen aus verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen bezog. Mit diesem Programm gastierte das Anke Helfrich Trio am Freitagabend in der Reihe Jazz It in der Germeringer Stadthalle. Und es war ein furioses Konzert, das den Jazz in den unterschiedlichsten Schattierung präsentierte.
Eine der großen Favoriten der Pianistin ist Thelonious Monk, dieses geniale, sich zwischen Exzentrik und pianistischer Tektonik bewegende Genie am Instrument. Wichtigen Frauen an Monks Seite ist zum Beispiel das Stück „The Nell-Nica“ gewidmet, einer Zusammenstellung aus den Namen seiner Ehefrau Nellie Smith und der Jazz-Mäzenin Pannonica (genannt Nica) de Koenigswarter. Andere Kompositionen ehren die Malerin Frida Carlo („Prologue: Colors of Frida“), die britische Forscherin Rosalind Franklin, die australische Ausnahmesportlerin Cathy Freeman („’Cos I’m Free“) oder die Pianistin Geri Allen („Time Will Tell“). Eine engagiertes Herangehen, nicht nur was den musikalischen Aspekt Anke Helfrichs betrifft, sondern auch die Sichtbarmachung einer gesellschaftlichen Eigenart besonders der Vergangenheit, die enormen Leistungen von Frauen nicht entsprechend zu würdigen.
Die Musik des Trios bewegt sich natürlich auf den Spuren eines kantigen Thelonious Monk, der für Anke Helfrich eine Art Hausheiliger ist. Zugleich swingt aber das Trio unglaublich gelenkig, finden die langjährigen musikalischen Partner Dietmar Fuhr (Bass) und Jens Düppe (Schlagzeug) fast im Blindflug zueinander. Alles an diesem Abend scheint einem überzeugenden Gedanken des Teamplays geschuldet – selbst die einzelnen Solopassagen wären ohne die Vorlagen und Beiträge der Mitspielerin und des Mitspielers kaum vorstellbar. Manches gelingt in diesem Zusammenspiel schmerzhaft schön, anderes beeindruckt aufgrund der blitzschnellen Wechsel und eigenwilligen Struktur der Kompositionen. Es wird verschoben und verdichtet, am Tempo geschraubt und der Gruppendynamik viel Raum gelassen. Letztendlich bleibt ein Musikabend, der insgesamt reines Vergnügen war – für Kopf und Bauch.
Jörg Konrad
Das neue Programm der Germeringer Reihe Jazz It für 2025 steht. Die Termine:
24. Januar 2025: Marialy Pacheco (Klavier)
21. März 2025: Markus Harm Group
06. Juni 2025: Peter Gall Quintet
19. September 2025: Scott Hamilton & Friends
28. November 2025: Libor Smoldas NYC Trio (mit Jay Anderson, bass & Adam Nussbaum, drums)