Kathrin Jacobs ist seit Februar dieses Jahres neue Leiterin der Stadthalle Germering. Sie trat die hier Nachfolge von Medea Schmitt an.
Kathrin Jacobs stammt aus dem Rheinland, studierte an der Universität Hildesheim Kulturwissenschaften und Ästhetische Praxis im Diplomstudiengang und war anschließend etliche Jahre für die Kultur in Neuburg an der Donau und in Würzburg verantwortlich.
In Germering gilt es nun mit der Stadthalle ein sehr großes Haus mit Kultur zu füllen – auch in schwierigen Zeiten: „Wir sind in einem gesellschaftlichen Umbruch. Die Menschen gehen nicht mehr so leicht ins Theater oder in die Kultursäle“, sagte sie diesbezüglich dem Münchner Merkur. Die Corana-Pandemie ist noch immer zu spüren, die Menschen werden älter, die Inflation wirkt sich auch auf die ökonomische Gestaltung kultureller Projekte und auf die finanziellen Möglichkeiten der Besucher aus. Eine immense Herausforderung.
Doch das Programm für die zweite Jahreshälfte 2023 steht. Es werden wie bisher Theater, Kabarett, Klassik, Jazz, Kinderaufführungen und Musicals präsentiert. Eröffnet wird die Saison am 21. September mit der Kabarettistin Lucy van Kuhl. Absolut neu wird sein, dass Kathrin Jacobs künftig an jedem Mittwoch von 16 Uhr bis 18 Uhr eine Kultur-Sprechstunde anbietet. Der Dialog mit Künstlern und Publikum ist ihr ein besonderes Anliegen.
KultKomplott: Welche Faktoren waren ausschlaggebend, dass Sie wurden, was Sie heute sind?
Kathrin Jacobs: Genetische Ausgangslage+ Bildung x Begegnungen²: Wille - Zufall? Am Ende waren in jedem Fall meine Eltern schuld.
KK: Wen bzw. was möchten Sie mit Ihrer Arbeit erreichen?
KJ: Frei nach Hilmar Hoffmann natürlich „alle“.
KK: Mit welchen Widrigkeiten müssen Sie sich bei Ihrer Arbeit am häufigsten auseinandersetzen?
KJ: Mangelnde Zeit.
KK: Welche Erlebnisse haben Sie zuletzt stark beeindruckt?
KJ: Eine filmische Dokumentation über die Arbeit des neu eröffneten Hospiz Germering, sowie ein sensibel geführter Rundgang durch dieses Haus.
KK: Welches sind die schönsten Momente in Ihrer Arbeit?
KJ: Der Moment, in dem etwas trotz Bedenken und Herausforderung funktioniert und das ganze Team dann stolz darauf ist.
KK: Hören Sie Musik und wenn ja, welche Art von Musik mögen Sie besonders?
KJ: Ja, - und sie sollte vor allem dem Anlass zuträglich sein.
KK: Hören Sie eher CD oder Vinyl?
KJ: Ab und zu Schallplatte, kaum noch CDs.
KK: Was lesen Sie momentan?
KJ: 19 Fragen.
KK: Was ärgert Sie maßlos?
KJ: Das Gefühl von Hilflosigkeit; vor allem, wenn ich Ungerechtigkeit wahrnehme, jedoch aufgrund von verkrusteten Machtstrukturen nichts dagegen tun kann.
KK: Was freut Sie ungemein?
KJ: Das ist situativ bedingt: Das freundliche Vorlassen an der Supermarktkasse, das schöne Wetter am Wochenende, das unbeschwerte Lachen von Freunden und Freundinnen über Absurditäten des Alltags, die kluge Ausstellung im Museum oder der Garten mit Lavendelduft und 100 Hummeln um die Ecke….
KK: Haben Sie jemals ein Kleidungs- bzw. Möbelstück selbst gemacht?
KJ: Ja, - aber über das Ergebnis sprechen wir nicht, ok?
KK: Von welchem Schauspieler / welcher Schauspielerin sind sie in welchem Film beeindruckt?
KJ: John Malkovich als Vicomte de Valmont in den „Gefährlichen Liebschaften“.
KK: Was würden Sie gern erfinden, was es Ihrer Meinung bisher noch nicht gibt?
KJ: Vielleicht eine „Rückspielfunktionstaste“ fürs Leben, - vor allem, um verschiedene Lebenswege auszutesten und so das Abwegige zu erleben. Außerdem könnte ich dann endlich mal in den Situationen, die mich in der Vergangenheit sprachlos gemacht haben, nachträglich eloquent kontern.
KK: Fühlen Sie sich eher als Einzelkämpfer, oder Teamplayer?
KJ: Ich fühle mich wohler im Team, zuweilen ist es aber auch notwendig, Einzelkämpfer zu sein.
KK: In welcher Situation haben Sie die besten Einfälle?
KJ: Morgens auf meinem Fußweg in Richtung Stadthalle Germering.
KK: Welche Websites oder Blogs lesen Sie?
KJ: In den letzten Monaten sehe ich sehr gerne sogenannte „Reactions“ auf Youtube und stelle dann früher oder später schockiert fest, dass ich alt werde.
KK: Was würden Sie ändern, wenn Sie für einen Tag Staatsminister für Kultur wären?
KJ: Verstehe ich Sie richtig: Innerhalb eines Tages wollen Sie etwas in einer deutschen Bundesbehörde ändern lassen? Seien Sie nicht naiv.
KK: Wenn Sie eine Autobiographie schreiben würden, wie wäre der Titel?
KJ: Ich bin mir sehr sicher, dass dies eine der ganz wenigen Fragen ist, über die ich mir niemals ernsthaft Gedanken machen muss.
KK: Wie stellen sie sich die Zukunft vor?
KJ: Ich denke, wir stehen kurz vor gravierenden Umbrüchen, technologischen, wirtschaftlichen und damit auch gesellschaftlichen Veränderungen. Ich bin wahnsinnig neugierig, wie sich die Welt in den nächsten Jahren entwickeln wird, freue mich auf die neuen Möglichkeiten, fürchte aber auch ein wenig, dass wir als Gesellschaft mit den Herausforderungen, die Veränderungen zumeist mit sich bringen, überfordert sein könnten.