Maisach. Joe Pass spielte sein erstes Album 1962 ein, da war er Patient im Synanon Drug Centers in Kalifornien, einer Einrichtung für heroinabhängige Jazzmusiker. Nachdem er kurz darauf geheilt entlassen wurde, begann seine eigentliche Karriere als Jazzgitarrist. Er nahm ungezählte Alben auf, Solo, im Duo mit Herb Ellis, als Begleiter von Ella Fitzgerald, in der Count Basie Big Band und mit Duke Ellington. Und er gab Unterricht, vermittelte sein Wissen und seine Erfahrung an jüngere Generationen von Saitenkünstlern weiter, die ihm ihr Leben lang dankbar waren.
Zu ihnen gehört auch Peter Autschbach aus Siegen, der sich aber eigentlich nicht als Jazzmusiker versteht. Wie jedoch am Freitag in der Maisacher Beer & Guitar Reihe zu erleben war, ist Autschbach ein exzellenter Techniker, ein Improvisator mit Esprit und ein Geschichtenerzähler am Instrument. Sein Spiel kommt eher vom Rock und Folk, ist das Ergebnis einer sehr breit angelegten und komplexen Beschäftigung mit Musik. Dabei muss er sich und seinem Publikum nichts in Form von instrumentalen Spitzfindigkeiten beweisen, sondern überzeugt mit seiner enormen Musikalität und der Freude am Spiel.
So greift er im Räuber Kneissl Keller zwar tief in die Schatztruhe des Jazz, hat Evergreens wie „Autumn Leaves“, dessen Ursprung übrigens auf einem französisches Chanson von Joseph Kosma fußt, Antonio Carlos Jobim's Klassiker „The Girl From Ipanema“ oder „Stomping At The Savoy“ (von Edgar Sampson!) im Repertoire-Gepäck. Präsentiert aber ansonsten auch einige Rock-Klassiker („Little Wing“ oder „It's A Boy“) und vor allem etliche Eigenkompositionen. Er bewegt sich somit eher in einem Bereich, der stilübergreifend an ein kosmopolitisches Koordinatensystem erinnert. Es scheint, als würde es Peter Autschbach darum gehen, die Tiefen seiner Erfahrungen und Gefühle klanglich auszuloten, sein Instrument entsprechend seinem Bewusstsein in Stellung zu bringen. Es sind häufig die Melodien, die ihn faszinieren und die sich manchmal erst im Laufe der schwierigen Akkorde eines Songs entwickeln und mit der Zeit zu voller Blüte entfalten.
Auch wenn manches recht eingängig klingt, nichts von dem, was Peter Autschbach spielt, ist auf unangenehme Weise sentimental oder wirkt pathetisch. Selbst dann nicht, wenn er mit traumverlorener Stimme singt. Die hat bei ihm etwas unschuldiges, naives und steht so ganz im positiven Gegensatz zu seinen subtilen Gitarrenimpressionen.
Jörg Konrad