Seit beinahe zehn Jahren existiert das Duo BartolomeyBittmann. Der Geiger (Klemens Bittmann) und der Cellist (Matthias Bartolomey) waren auf der Suche nach neuen musikalischen Herausforderungen und haben beinahe zwangsläufig ihren kreativen Kosmos erheblich erweitert. Zwar spielen und interpretieren sie noch immer und auch leidenschaftlich die klassischen Komponisten. „Stilistisch wiederum sind wir sehr an Rock-, Metal- oder Jazzeinflüssen interessiert“, erzählten sie vor einiger Zeit in einem Interview, „wo es darum geht, Grenzen auszuloten und in extremere Spieltechniken hineinzugehen.“
Anlässlich ihres auf Act Music veröffentlichten Albums „Dynamo“ lobte Wolfgang Muthspiel: „Selten hat man Streicher gehört, die sich so lustvoll dem Groove hingeben. BartolomeyBittmann bringen jene musikalische Tugenden leichtfüßig auf den Punkt, die man üblicherweise nicht mit klassischen Instrumenten verbindet: Unbändige Spiellust und radikalen Rhythmus.“
„Das ist virtuos und herrlich schräg, aber auch artistisch. Musikantentum der Extraklasse“, schrieb die Zeitschrift Stereo.
Am Mittwoch 23. März spielt das Duo BartolomeyBittmann in Fürstenfeld im Rahmen der Reihe JAZZ FIRST. Beginn des Konzertes um 20.00 Uhr.
KultKomplott: Welche Faktoren waren ausschlaggebend, dass Sie wurden, was Sie heute sind?
Klemens Bittmann: Ein gemeinsames Ziel, die gemeinsame Ausdauer und eine klare Kommunikation.
Matthias Bartholonay: Geduld & Scheitern als wichtigen und essenziellen Teil des Lebens anzunehmen.
KK: Wen bzw. was möchten Sie mit Ihrer Arbeit erreichen?
KB: Ein Musik & Kultur-interessiertes, offenes Publikum ohne Alterseinschränkung.
MB: Es geht immer darum Geschichten zu erzählen und das Publikum, in welche Richtung auch immer, im Innersten zu bewegen.
KK: Mit welchen Widrigkeiten müssen Sie sich bei Ihrer Arbeit am häufigsten auseinandersetzen?
KB: Mangel an Zeit, verkrustete & institutionalisierte Veranstalter-Strukturen, visionslose Agenturen.
MB: Kalte Backstage-Räume.
KK: Welche Erlebnisse haben Sie zuletzt stark beeindruckt?
KB: Das Kriegsverbrechen gegen die Ukraine, die unfassbare Ohnmacht Europas gegenüber der russischen Diktatur.
MB: Die große Hilfsbereitschaft quer durch die Gesellschaft für Flüchtende aus der Ukraine.
KK: Welches sind die schönsten Momente in Ihrer Arbeit?
KB: Die kreativ schaffende Zeit mit Matthias, also das gemeinsame Komponieren eines BartolomeyBittmann Repertoires.
MB: Der Moment wenn wir mit BartolomeyBittmann, nach intensiver Entwicklungs- und Komponierarbeit ein neues Stück aus der Taufe heben.
KK: Hören Sie Musik und wenn ja, welche Art von Musik mögen Sie besonders?
KB: Von Barock bis Drum & Bass, von Jazz bis Rock, am liebsten live.
MB: Früher habe ich deutlich mehr Musik gehört. Von Zeit zu Zeit höre ich aber eine Band, ein Ensemble oder einen Song und werde davon komplett in den Bann gezogen. Das kann aus den unterschiedlichsten Stilrichtungen sein.
KK: Hören Sie eher CD oder Vinyl?
KB: CD im Auto.
MB: Beides
KK: Was lesen Sie momentan?
KB: „Dummheit“ von Heidi Kastner.
MB: Christoph Ransmayr ‚Atlas eines ängstlichen Mannes'
KK: Was ärgert Sie maßlos?
KB: Der Krieg, die Ungerechtigkeit.
MB: Menschen, die sich in der Straßenbahn die Nägel klippen.
KB: Was freut Sie ungemein?
KB: Derzeit Tennis.
MB: Zeit zu haben.
KK: Haben Sie jemals ein Kleidungs- bzw. Möbelstück selbst gemacht?
KB: Einmal einen alten Küchentisch mit einer Flex abgeschliffen und mich dabei beinahe selbst entmannt.
MB: Ich habe schon etliche Ikea-Regale aufgebaut.
KK: Von welchem Schauspieler / welcher Schauspielerin sind sie in welchem Film beeindruckt?
KB: Volodymyr Zelenskyy in„Being Volodymyr Zelenskyy"
MB: Joaquin Phoenix in ’The Master’.
KK: Was würden Sie gern erfinden, was es Ihrer Meinung bisher noch nicht gibt?
KB: Einen Ungerechtigkeits-Konsequenz-Generator. Menschen, die verbrecherisches Unrecht tun, lösen sich durch die Maschine in klimaneutrale Luft auf.
MB: Geräuschlose Nagelklipper.
KK: Fühlen Sie sich eher als Einzelkämpfer, oder Teamplayer?
KB: In der Musik bin ich Teamplayer, im Tennis besser im Single.
MB: Je nach Situation.
KK: In welcher Situation haben Sie die besten Einfälle?
KB: Kann ich nicht sagen.
MB: Meistens plötzlich zwischendurch bei ganz alltäglichen Tätigkeiten.
KK: Welche Websites oder Blogs lesen Sie?
KB: DLF, CNN, Channel4, Eurosport
MB: Verschiedene Tageszeitungen.
KK: Was würden Sie ändern, wenn Sie für einen Tag Staatsminister für Kultur wären?
KB: Meine Ein-Tages-Befristung als Kulturstaatsminister.
MB: Meinen Namen.
KK: Wenn Sie eine Autobiographie schreiben würden, wie wäre der Titel?
KB: „Des hamma a no gmocht“
MB: 'Hummerchips Blues‘.
KK: Wie stellen sie sich die Zukunft vor?
KB: Ich hoffe auf eine Zukunft in Frieden.
MB: Die Zukunft wird sich selbst vorstellen, dafür braucht sie mich nicht.