Nun drängen auch wieder die Herbststernbilder mit dem auffälligen Herbstviereck (Algenib, Scheat, Markab und Sirrah) in den Mittelpunkt. Die beiden inneren Planeten Merkur und Venus gehen bereits kurz nach der Sonne unter und sind so nur sehr schwer auffindbar. Dafür beherrschen die Gasriesen Jupiter und Saturn den nächtlichen Himmelsanblick, beide sind mühelos schon vor Mitternacht in südlicher Richtung im Sternbild Schütze zu finden.
Man schrieb den 24.August 2006 und die Jahrestagung der Internationalen Astronomischen Union (IAU) in Prag war eigentlich so gut wie zu Ende. Einige Teilnehmer hatten sich schon auf ihren Weg zum Flughafen gemacht. Da kam plötzlich noch ein Eilantrag auf die Tagesordnung, der es in sich hatte: Konnte der 1930 von dem Amerikaner Clyde Tombaugh entdeckte Pluto aufgrund seiner enormen Entfernung zur Sonne, seiner „schiefen“ Bahn zur Ekliptik und seiner geringen Größe überhaupt noch ein Planet sein?
Die Mehrheit der noch anwesenden Stimmberechtigten gab ein eindeutiges Votum und von nun an wurde Pluto als der größte Himmelskörper der neuen Kategorie der Zwergplaneten ausgewiesen.
Natürlich war der Ärger vorprogrammiert. Vor allem die amerikanischen NASA-Wissenschaftler, die ein halbes Jahr zuvor mit der Raumsonde „New Horizons“ eine Planetensonde auf ihre knapp 10jährige Erkundungsmission zum fernsten aller Planeten geschickt hatten, waren vollends enttäuscht. Ihre Mission war gewissermaßen auf Zwergenniveau herabgestuft wurden. Erst ein Jahrzehnt später ließen die hochauflösenden Aufnahmen von Pluto und seinem großem Charon den Ärger verfliegen und die Mission gilt seitdem als größter Erfolg bei der Erforschung des fernen Sonnensystems jenseits des Neptuns.
Wenige Jahre später konnten bereits vier weitere Himmelskörper den Zwergplaneten zugeordnet werden, wobei nach seiner Entdeckung der Zwergplanet Eris dem guten alten Pluto fast noch den Rang abgelaufen hätte. Doch eine genauere zweite Messung ergab dann, dass Eris mit 2326 km Durchmesser doch knapp 50 km kleiner ist als Pluto. Als Kriterium für die Aufnahme in den Kreis der „Dwarf Planets“, wie die englischsprachigen Astronomen die Gruppe nennen, ist ein Durchmesser von 1000 km angesetzt.
Allerdings gibt es auch da eine kleine Ausnahme, denn Ceres kann nur 973 km Durchmesser aufweisen. Die Entdeckung von Ceres geht auf den italienischen Astronomen Giuseppe Piazzi zurück. Am 1. Januar 1801 spürte er den eisigen Körper in dem bis dahin leeren Raum zwischen Mars und Jupiter auf und wurde euphorisch als Entdecker eines neuen Planeten gefeiert. Doch der deutsche Astronom Heinrich Wilhelm Olbers aus Bremen konnte schon ein Jahr später durch das Auffinden von Pallas beweisen, dass mit den Asteroiden eine ganz neue Gruppe von Himmelskörpern entdeckt war. Genau dieser Gruppe von Himmelskörpern, die einst die Ceres gewissermaßen begründete, gehört sie nun aber nicht mehr an.
So gestalteten die Astronomen also in den vergangen Jahrzehnten die Nomenklatur der Himmelskörper grundlegend neu: Neben den bekannten acht Planeten, die sich praktischerweise in jeweils vier Gesteinsplaneten (Merkur, Venus, Erde, Mars) und vier Gasplaneten (Jupiter, Saturn, Uranus, Neptun) unterscheiden lassen, gibt es im Sonnensystem über 200 Monde. Die Gruppe der Asteroiden wächst und wächst und auch die Zahl der Meteoroide steigt durch die immer besseren Beobachtungsmethoden der nächtlichen Himmelsforscher.
Für die größten Überraschungen sind allerdings die Kometen verantwortlich, denn ihre oft über Jahrhunderte oder gar Jahrtausende dauernde Reise durch unser Sonnensystem wird eigentlich nur dann so recht interessant, wenn einer dieser kosmischen Vagabunden in Sonnennähe eine Koma und einen Schweif entwickelt. Der bekannteste Komet wurde – wie es später auch zur Tradition wurde – nach seinem Entdecker Edmund Halley benannt. In der heutigen Zeit sind es oft himmelsüberwachende Satelliten, die den ersten Blick auf die Schweifsterne erhaschen. So konnte man zum Beispiel den von der gleichnamigen Raumsonde erstmals erfassten Kometen NEOWISE im Sommer 2020 sogar mit bloßem Auge bewundern. Für das Jahr 2031 sind die Erwartungen schon jetzt recht groß, denn ein kürzlich entdeckter, 160 km große Kometen-Mutterkörper entwickelt schon jetzt erste Anzeichen von Aktivität. Benannt wurde das Objekt nach seinen beiden Entdeckern: Bernardinelli-Bernstein. Wird er zum neuen Jahrhundert-Komet werden ?
Abschließend seien dann noch die Himmelskörper genannt, die unserem Sonnensystem nur einen kurzen Besuch abstatten und somit keine geschlossene Bahn um unser Zentralgestirn aufweisen. Es ist die neue Gruppe der interstellaren Himmelskörper, die mit der Entdeckung von 1 I / Oumuamua im Jahre 2017 erstmals nachgewiesen werden konnte (siehe Kosmos 53). Die Identifizierung des zweiten Objekts dieser Gruppe gelang erst kürzlich mit 2 I / Borisov. Dabei steht das I für Interstellar. In diesem speziellen Fällen verabschieden sich also zum ersten Mal zwei neu entdeckte Körper gleich wieder aus unserem Sonnensystem. Werden weitere Besucher folgen?
Klaus Huch, Planetarium Halberstadt Abschließend seien dann noch die Himmelskörper genannt, die unserem Sonnensystem nur einen kurzen Besuch abstatten und somit keine geschlossene Bahn um unser Zentralgestirn aufweisen. Es ist die neue Gruppe der interstellaren Himmelskörper, die mit der Entdeckung von 1 I / Oumuamua im Jahre 2017 erstmals nachgewiesen werden konnte (siehe Kosmos 53). Die Identifizierung des zweiten Objekts dieser Gruppe gelang erst kürzlich mit 2 I / Borisov. Dabei steht das I für Interstellar. In diesem speziellen Fällen verabschieden sich also zum ersten Mal zwei neu entdeckte Körper gleich wieder aus unserem Sonnensystem. Werden weitere Besucher folgen?