Natürlich verbindet man den Namen
Anoushka Shankar mit dem ihres Vaters
Ravi Shankar. Dieser war in seiner Heimat in Indien ein Sitar-Meister. Mit dem Aufkommen von Interkontinentalflügen bereiste Ravi Shankar ab Mitte der 1950er Jahre die Welt und verschrieb sich stärker als zuvor der experimentellen Verschmelzung von westlicher und klassischer nordindischer Instrumentation. So wurde er schon früh, als der Terminus Weltmusik noch in weiter Ferne lag, eine Art musikalischer Botschafter und Sitar-Superstar außerhalb des subindischen Kontinents.
1981 wurde seine Tochter Anoushka geboren. Schon mit neun Jahren studierte sie bei ihrem Vater Musik, erlernte ebenfalls das Spielen der Sitar und gab nur vier Jahre später ihr Debütkonzert. Mittlerweile bewegt sich die heute in London lebende Anoushka, deren Halbschwester übrigens die Pianistin und Sängerin
Norah Jones ist, deutlich auf den Spuren ihres Vaters. Sechs Grammy-Nominierungen, der „House of Commons Shield“ des britischen Parlaments, als jüngste und erste weibliche Preisträgerin, die Wahl zum „Asian Hero“ durch das Magazin TIME sind nur einige ihrer Auszeichnungen.
Mit „
Forever, For Now“ eröffnet Anoushka Shankar im Oktober dieses Jahres eine Mini-Alben-Trilogie. Eingespielt sind die Stücke in den Studios des Berliner Funkhauses. Insgesamt vier Titel enthält dieses erste Kapitel, die alle von
Arooj Aftab produziert wurden. „
Ich wollte mit unseren Aufnahmen Momente einfangen, statt sie aus einer zukünftigen Perspektive zu analysieren, wie es so oft passieren kann, wenn man über einen längeren Zeitraum an Alben arbeitet“, beschreibt Anoushka ihre Herangehensweise.
Eine große Inspiration war für die Sitarspielerin nach ihren Aussagen
Nils Frahm, der auf einigen Aufnahmen am Klavier, an der Glass Harmonica und am Harmonium zu hören ist. Zudem ist „Forever, For Noew“ auf seinem Label Leiter erschienen.
Die ganze Musik vermittelt etwas Schwebendes, Stmosphärisches, wie man dies von den Ragas aus der klassischen indischen Musik kennt. Diese Klänge kehren dem hektischen Alltag den Rücken, sind Impressionen, die etwas Leichtes, im positiven Sinne Flüchtiges, Regenerierendes beinhalten.
Trotz der Verbindung indischer und westlicher Musikkulturen ist hier nicht der geringste Anhalt von Konfrontationen zu spüren. Es ist ein sehr harmonisches, spirituelles Miteinander, ohne klangliche Reibungen oder sich gegenseitig herausfordernde Stimmungslagen. Magie pur.
Jörg Konrad
Anoushka Shankar
„Chapter I: Forever, For Now“
Leiter / BMG