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43. Bruchgold & Koralle „Bruchgold & Koralle“
44. Martin Lutz Group „HiLife / LoLife“
45. Botticelli Baby „Boah“
46. Anoushka Shankar „Chapter I: Forever, For Now“
47. Shake Stew „Lila“
48. Tim Allhoff „Silence Is Something You Can Actually Hear“
Freitag 03.11.2023
Bruchgold & Koralle „Bruchgold & Koralle“
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Bei diesem Quartett geht's zur Sache: Temperamentvoll, konzentriert, transparent. Jörg Hochapfel führt seine Viererbande mit dem unwiderstehlichen Namen „Bruchgold & Koralle“ in Bereiche freier, als auch traditioneller Kommunikation. Die Band versteht eine Menge von Dramaturgie, ohne sich in ihrer Leidenschaft dabei einzugrenzen. Hier vereinen sich auf bemerkenswerte Weise das Vermächtnis und die Zukunft der Musik. Gipfelstürmer des Jazz auf Expeditionskurs.
Keyboarder Hochapfel hat die Gerüste der Kompositionen gezimmert. Die restlichen drei (Johannes Schleiermacher an Saxophonen und Flöte, James Banner am Bass und Schlagzeuger Max Andrzejewski) vervollständigen die Strukturen, füllen die Themen und angedachten Formen rotierend aus. Alle vier begreifen den Jazz als eine musische Herausforderung an die Gegenwart und den Augenblick. Trotzdem ist stets und ständig das historische Potenzial dieser Musik zu spüren. Das Ineinandergreifen der melodischen, harmonischen und rhythmischen Strukturen lassen ein komplexes Netzwerk entstehen, als idealer Nährboden für individuelle Improvisationen. Gespeist aus Offenheit und Neugierde.
Bruchgold & Koralle ist neben etlichen anderen Hochapfels neustes Projekt und hat den Anspruch eines „Spagat zwischen tiefster Melancholie und abseitigstem Humor“. Wobei er mit den drei beteiligten Instrumentalisten jeweils schon eine Weile musiziert. Über drei Dutzend Titel hat der 1976 in Ravensburg geborene Musiker bisher eingespielt und mit „Zirkus“ zudem „ein Musikbilderbuch zum Gucken, Hören und Mitmachen“.
Jörg Konrad

Bruchgold & Koralle
„Bruchgold & Koralle“
Klaeng
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Dienstag 31.10.2023
Martin Lutz Group „HiLife / LoLife“
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Trotz Globalisierung und den Möglichkeiten grenzenlosen Kulturaustauschs, dürfte der Name Martin Lutz im deutschsprachigen Raum weniger bekannt sein. Zumindest in jazzmusikalischen Kreisen. Das ist schade und sollte sich ändern. Denn Lutz Musik vermittelt Besinnung und Lebensfreude zugleich, er ist ein reflektierter Komponist, der eine gewisse Melancholie ausdrückt und dessen Ästhetikansatz gleichzeitig zum Tanzen einlädt.
Der dänisch-deutsche Pianist und Komponist verbrachte viele Jahre seiner Kindheit im östlichen und südlichen Afrika. Viele seiner in dieser Zeit gesammelten gesellschaftlichen und kulturellen Erfahrungen sind noch heute, längst wieder in Dänemark lebend, Teil seiner Persönlichkeit. Und so wundert es nur wenig, dass auch die von ihm geschriebene und eingespielte Musik von diesen Eindrücken zehrt. So besteht auch „HiLife / LoLife“, Lutz mittlerweile zehntes Album, aus Segmenten afrikanischer Folklore, der mehr introvertierten skandinavischen Mentalität, dem swingenden Jazzgedanken des Westens plus der europäischen Musiktradition. Das mag hier gelesen schon etwas mühsam klingen, ist musikalisch aber relativ einfach aufzunehmen. Denn Lutz besitzt die Gabe, schwieriges leicht klingen zu lassen, komplexes mit wunderbar erfrischenden Melodien anzureichern.
Auf den ersten sechs Titeln dieses Albums dominieren ruhige, asketische, aber stark emotionale, immer etwas verhangene Melodien, die eine gewisse Besonnenheit und Nachdenklichkeit zum Ausdruck bringen.
Die restlichen sechs Kompositionen, ebenfalls aus der Feder Martin Lutz, sind temperamentvoller, kommen eher hymnischen Freudengesängen, bei rhythmisch gebrochenem Unterbau nahe. Die Instrumentation besteht auf dem gesamten Album aus zwei Alt- und einem Tenorsaxophon, Bass und Schlagzeug und natürlich Lutz selbst am Rhodes-Piano. Wunderbar stimmige Musik, die es zu (auch von Veranstaltern!) entdecken gilt und mit Sicherheit ein glückliches Publikum finden wird.
Jörg Konrad

Martin Lutz Group
„HiLife / LoLife“
Koda
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Autor: Siehe Artikel
Freitag 27.10.2023
Botticelli Baby „Boah“
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Bei Botticelli Baby finden Attribute zusammen, von denen man nicht glaubt dass sie zueinander gehören - oder miteinander klingen. Aber auch in der Musik ist eben alles nur eine Sache der Perspektive. Wer grenzenlos denkt, lebt grenzenlos und musiziert zwangsläufig ebenso freiheitlich. Die Essener Formation vereint in ihrer Spielauffassung Jazz und Folk, Rock`n Roll der 1970er Jahre und das Temperament südosteuropäischer Brass Bands, Punk und Pop, diszipliniertes Chaos und positiv zu wertende Willkür. In fast allen Songs begegnet dem Hörer die Archaik unterschiedlichster Musikstile, umgesetzt mit unglaublicher Leidenschaft, gespielt mit vollem Risiko, bei größtmöglicher Lebensfreude und überdurchschnittlicher Intelligenz.
Vor zehn Jahren fand die Band zueinander und von Beginn an mit einem beeindruckend aufeinander abgestimmten Bläsersatz. Gemeinsam ging man durch „dick und dünn“, nahm bisher vier Alben in Eigenregie auf, produzierte diese auch selber und erreichte so eine Art Botticelli-Pur, ohne Netz und doppelten Boden, ohne sich um Moden oder Styles zu kümmern.
Frontmann ist Bassist und Sänger Marlon Bösherz, von dem auch sämtliche Texte stammen: „Die meisten meiner Texte gehen aus Gedichten hervor, die ich auf deutsch schreibe“, erklärt er seine Herangehensweise. Die Inhalte sind so bunt wie das Leben, reichen von Trauer, Glück, Abschied bis Euphorie und Weltschmerz. Zudem hat Bösherz bisher mehrere Gedichtbände veröffentlicht und ist europaweit auf Autorenlesungen anzutreffen.
Nun also „Boah“ („ … bei uns im Pott ist der Begriff 'boah' ein Ausruf der Erstaunens ...“), das die bisherigen Ansätze und Erfahrungen der Band auf den Punkt bringt. „Dieses Album ist eine Art Tribute an unsere eigene Historie und Resilienz“, beschreibt Bösherz die Veröffentlichung. Musik, die auch trotz nachdenklicher Texte jede Trübsal verbannt, die das Leben als einen brodelnden Klang-Vulkan feiert.
Jörg Konrad
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Autor: Siehe Artikel
Mittwoch 25.10.2023
Anoushka Shankar „Chapter I: Forever, For Now“
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Natürlich verbindet man den Namen Anoushka Shankar mit dem ihres Vaters Ravi Shankar. Dieser war in seiner Heimat in Indien ein Sitar-Meister. Mit dem Aufkommen von Interkontinentalflügen bereiste Ravi Shankar ab Mitte der 1950er Jahre die Welt und verschrieb sich stärker als zuvor der experimentellen Verschmelzung von westlicher und klassischer nordindischer Instrumentation. So wurde er schon früh, als der Terminus Weltmusik noch in weiter Ferne lag, eine Art musikalischer Botschafter und Sitar-Superstar außerhalb des subindischen Kontinents.
1981 wurde seine Tochter Anoushka geboren. Schon mit neun Jahren studierte sie bei ihrem Vater Musik, erlernte ebenfalls das Spielen der Sitar und gab nur vier Jahre später ihr Debütkonzert. Mittlerweile bewegt sich die heute in London lebende Anoushka, deren Halbschwester übrigens die Pianistin und Sängerin Norah Jones ist, deutlich auf den Spuren ihres Vaters. Sechs Grammy-Nominierungen, der „House of Commons Shield“ des britischen Parlaments, als jüngste und erste weibliche Preisträgerin, die Wahl zum „Asian Hero“ durch das Magazin TIME sind nur einige ihrer Auszeichnungen.
Mit „Forever, For Now“ eröffnet Anoushka Shankar im Oktober dieses Jahres eine Mini-Alben-Trilogie. Eingespielt sind die Stücke in den Studios des Berliner Funkhauses. Insgesamt vier Titel enthält dieses erste Kapitel, die alle von Arooj Aftab produziert wurden. „Ich wollte mit unseren Aufnahmen Momente einfangen, statt sie aus einer zukünftigen Perspektive zu analysieren, wie es so oft passieren kann, wenn man über einen längeren Zeitraum an Alben arbeitet“, beschreibt Anoushka ihre Herangehensweise.
Eine große Inspiration war für die Sitarspielerin nach ihren Aussagen Nils Frahm, der auf einigen Aufnahmen am Klavier, an der Glass Harmonica und am Harmonium zu hören ist. Zudem ist „Forever, For Noew“ auf seinem Label Leiter erschienen.
Die ganze Musik vermittelt etwas Schwebendes, Stmosphärisches, wie man dies von den Ragas aus der klassischen indischen Musik kennt. Diese Klänge kehren dem hektischen Alltag den Rücken, sind Impressionen, die etwas Leichtes, im positiven Sinne Flüchtiges, Regenerierendes beinhalten.
Trotz der Verbindung indischer und westlicher Musikkulturen ist hier nicht der geringste Anhalt von Konfrontationen zu spüren. Es ist ein sehr harmonisches, spirituelles Miteinander, ohne klangliche Reibungen oder sich gegenseitig herausfordernde Stimmungslagen. Magie pur.
Jörg Konrad

Anoushka Shankar
„Chapter I: Forever, For Now“
Leiter / BMG
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Autor: Siehe Artikel
Montag 23.10.2023
Shake Stew „Lila“
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Diese Band ist wie ein Gesundbrunnen mit schier unerschöpflichen Energiereserven. Man fragt sich, woher Shake Stew ihre Vitalität und Inspiration nehmen. 2016 erstmals in Saalfelden am Steinernen Meer in Erscheinung getreten, hat das Septett seitdem sechs Alben eingespielt. Alle Titel waren Volltreffer und wer eines ihrer Konzerte erlebte, musste sich anschließend mit neuen Live-Maßstäben rumschlagen. Vielleicht liegt es ja daran, dass die Shake Stew-Mitglieder durchweg in eigene/andere Projekte eingebunden sind und von dort jede Menge Ideen und Erleuchtungen mit einbringen?
Grundlage sind aber erst einmal die Kompositionen von Bassist Lukas Kranzelbinder. Er schreibt auch auf „Lila“ der Band die Songs regelrecht auf den Leib. Dabei weiß er genau um deren Vorlieben und kennt natürlich ihre Fähigkeiten. Sie wiederum nehmen seine Vorgaben mit Freuden auf, füllen sie mit musikalischem Leben und erweitern die Weisungen um individuelle Noten.
Zwei Bassisten und zwei Schlagzeuger sorgen bei Shake Stew für den groovenden Unterbau. Eine fiebrig agierende Rhythmus-Crew, die swingt, den Rhythmus bricht, afrikanische Trommel-Rituale zelebriert, die wie ein fliegender Teppich trägt, Songs klar strukturiert und prombt wieder explodieren lässt.
Und dann ist da dieser wunderbare Bläsersatz, mit Astrid Wiesinger (Altsaxophon), Mario Rom (Trompete) und Johannes Schleiermacher (Tenorsaxophon und Flöte). Die drei spielen außergewöhnlich miteinander, unisono oder solistisch, sich dabei akustisch genau beobachtend – ZUHÖREN eben! Selbst dann, wenn die Improvisationen körperlich werden, ins Spirituelle driften, herrlich aus dem Ruder laufen.
Alles in allem ein komplexes System, das auch noch ordentlich zu rocken versteht, oder hymnische Balladen anstimmt. Diesmal haben Shake Stew noch die nigerianisch-österreichsiche Spoken Word Künstlerin Precious Nnebedum mit ins Studio geholt. Über Nacht sozusagen – weil es sich einfach so ergeben hat. Dieses schnelle Umsetzen von Ideen ist typische Shake Stew-Spontanität. Klangmaterialvielfalt – oder wie immer man das nennen mag.
Jörg Konrad

Shake Stew
„Lila“
Traumton
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Autor: Siehe Artikel
Freitag 20.10.2023
Tim Allhoff „Silence Is Something You Can Actually Hear“
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Es mag paradox klingen, aber es gibt Instrumentalisten, die sich intensiv mit der Stille beschäftigen, ja, die sogar der Meinung sind, das eigentlich wichtige in der Musik sind deren Pausen. Tim Allhoffs neues Album "Silence Is Something You Can Actually Hear“ stellt die Stille ins Zentrum seiner Arbeit. „Als ich begann für dieses Album zu schreiben,“, sagt der Münchner Pianist „wurde mir schnell klar, dass ich Werke präsentieren wollte, die eher kontemplativ sind und ihre Energie aus der Ruhe schöpfen.
Vier Stücke stammen von Allhoff selbst, die restlichen (Fremd-) Kompositionen bekamen von ihm ein neues Arrangement. Es ist eine illustre Schar an Namen, die sich hier versammeln: Johann Sebastian Bach, Martin Gore von Depeche Mode, Theo Mackeben, Edvard Grieg, George Gershwin und auch ein ukrainisches Volkslied befindet sich im Repertoire.
Allhoffs ruhigen, sehr maßvollen Interpretationen sind keinem Genre verlässlich zuzuordnen. Es steht ein feinfühliger, tiefsinniger Ausdruck im Mittelpunkt der Musik, Klänge, die den lärmenden Alltag eher ausgrenzen, auch einen Weg weisen, sich diesem bewusster auszusetzen, oder ihn entsprechend kritisch anzunehmen. Man folgt den leisen, sparsamen Noten aufmerksam, spürt die innere Ruhe, die sie vermitteln. Auch dann noch, wenn der Pianist die Vienna Morphing Soloists oder das SIGNUM Saxophone Quartet musikalisch einbaut. „Silence Is Something You Can Actually Hear“ ist wie ein leises Ein- und Ausatmen, wie ein atmosphärisches Ruhen im Moment.
Jörg Konrad

Tim Allhoff
„Something You Can Aktally Hear“
Neue Meister
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Autor: Siehe Artikel
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