Sebastian Studnitzky ist mit Leib und Seele Jazzmusiker. Das hat aber auch damit zu tun, dass der Jazz ihm Freiräume biete, mit seinem Instrument und seinen Kompositionen stilistisch zu wildern, musikalische Grenzerfahrungen bewusst zu unternehmen und immer wieder in den Heimathafen Jazz zurückzukehren. So hat er schon vor Jahren für „Memento“-Projekt, für fünf Streicher und fünf Holzbläser komponiert, hat mit dem Stuttgarter Kammerorchester eigene und Schostakowitsch Kompositionen miteinander verzahnt. Er ist gern gesehener Gast in der Electronic-Abteilung um Moritz von Oswald, Jazzanova und Nils Frahm. Als Solist wurde er von Nils Landgren, Dominic Miller, 2raumwohnung, Max Herre, Laith AlDeen, Joy Denalane, Thomas D, u.v.a. gebucht.
Und so ganz „nebenher“ macht der 1972 im Schwarzwald geborene Trompeter und Pianist und Komponist natürlich auch eigene Aufnahmen und geht erfolgreich auf Tournee. So spielt Studnitzky am Samstag 16. Dezember um 20.00 Uhr im Duo mit dem Pianisten Andrii Pokaz im bosco Bürger- und Kulturhaus, Oberer Kirchenweg 1, 82131 Gauting.
KultKomplott: Welche Faktoren waren ausschlaggebend, dass Sie wurden, was Sie heute sind?
Sebastian Studnitzky: Vor allem mein Vater, der früher Dirigent und dann Musikschulleiter war. Der war dafür verantwortlich dass ich schon frühkindlich ordentlich Musik mit auf den Weg bekommen habe.. und später dann war es ein wilder Mix aus Klassik, Jazz, Heavy Metal und Neue Deutsche Welle.
KK: Wen bzw. was möchten Sie mit Ihrer Arbeit erreichen?
SSt: Ich mache gerne Musik für ein möglichst vielfältiges Publikum. Es geht mir gar nicht um die Fachleute, oder Kritiker oder das „elitäre“ Kulturpublikum. Ich möchte Musik gerne mit vielen und unterschiedlichen Menschen teilen.
KK: Mit welchen Widrigkeiten müssen Sie sich bei Ihrer Arbeit am häufigsten auseinandersetzen?
SSt: Die Balance von Fokus an Musik und der ganzen administrativen Arbeit die das Leben als Freelancer so mit sich bringt ????
KK: Welche Erlebnisse haben Sie zuletzt stark beeindruckt?
SSt: Im Juli war ich in Odessa (Ukraine) um dort mit örtlichen Orchestermusikern in der Philharmonie Odessa meine Musik aufzunehmen. Das war sehr sehr beeindrucken und erscheint jetzt unter dem Namen MEMENTO Odessa auf allen gängigen Streaming-Plattformen und später auch als Vinyl.
KK: Welches sind die schönsten Momente in Ihrer Arbeit?
SSt: Das Reisen und die Momente auf der Bühne. Es ist wunderbar als Musiker die Welt zu bereisen und so interessante Orte und Menschen zu treffen. Und dann natürlich die Momente des Konzerts wenn man auf der Bühne in eine ganz spezielle Welt eintaucht…
KK: Hören Sie Musik und wenn ja, welche Art von Musik mögen Sie besonders?
SSt: Ich mag auch sehr die Stille oder die Geräusche in der Natur… Wenn ich Musik höre dann oft die großen Klassiker wie Bach, Miles Davis, Stevie Wonder…
KK: Hören Sie eher CD oder Vinyl?
SSt: Vinyl oder natürlich auch viel digital auf Reisen…
KK: Was lesen Sie momentan?
SSt: Ein Buch von Sascha Lobo „Die große Vertrauenskrise“
KK: Was ärgert Sie maßlos?
SSt: Dass es so viele Menschen in unserer Gesellschaft nicht aushalten, dass viele Dinge komplex sind und nicht einfach und pauschal zu beantworten sind. Daraus entstehen ständig neue Polarisierungen, die so unfassbar destruktiv für den Umgang mit den ganzen Herausforderungen wie Krieg, Klimawandel, Künstliche Intelligenz, Wandel der Gesellschaft sind.
KK: Was freut Sie ungemein?
SSt: Wenn ich mit meinem Sohn zusammen Musik mache
KK: Haben Sie jemals ein Kleidungs- bzw. Möbelstück selbst gemacht?
SSt: Haha ja, ich habe mir ein riesiges Bücher & Musikregal selber gebaut, außerdem ein Hochbett für meinen Sohn ????
KK: Von welchem Schauspieler / welcher Schauspielerin sind sie in welchem Film beeindruckt?
SSt: Ach da gibt es so viele… Marlon Brando in „Der Pate“ ????
KK: Was würden Sie gern erfinden, was es Ihrer Meinung bisher noch nicht gibt?
SSt: Ein Online-System, das die ganze ausufernde Bürokratie digital und automatisch erledigt…
KK: Fühlen Sie sich eher als Einzelkämpfer, oder Teamplayer?
SSt: Beides. Ich musste für mich und meine Musik ein eigenes Netzwerk schaffen (Label, Booking und XJAZZ Festival). Das ist dann wiederum nur mit einem tollen Team zu wuppen.
KK: In welcher Situation haben Sie die besten Einfälle?
SSt: Auf dem Rad.
KK: Welche Websites oder Blogs lesen Sie?
SSt: Ich höre viele Podcasts und Interviews… aktuell mit Anton Zeilinger (dem Quantenphysiker)
KK: Was würden Sie ändern, wenn Sie für einen Tag Staatsminister für Kultur wären?
SSt: Qualitativ hohem und regelmässigen Musikunterricht in Schulen eine Priorität geben
KK: Wenn Sie eine Autobiographie schreiben würden, wie wäre der Titel?
SSt: „Ein erfolgreiches und stressfreies Leben, voller Fokus und Liebe“… haha…
KK: Wie stellen sie sich die Zukunft vor?
SSt: Siehe Frage 18.