Zauber des Nordens
Ausstellung vom 15. September 2023 bis 22. Januar 2024
Berlinische Galerie, Berlin
Edvard Munchs (1863–1944) radikale Modernität der Malerei forderte seine Zeit heraus. Das galt insbesondere für die Berliner Kunstszene um die Jahrhundertwende, auf die der norwegische Symbolist großen Einfluss nahm. Die Ausstellung „Edvard Munch. Zauber des Nordens“ ist eine Kooperation mit dem MUNCH in Oslo und erzählt anhand von 90 Werken aus Malerei, Grafik und Fotografie von der Beziehung zwischen dem
norwegischen Maler und Berlin.
norwegischen Maler und Berlin.
Thomas Köhler, Direktor Berlinische Galerie: „Edvard Munch war ein zentraler Wegbereiter der Moderne. Was viel zu wenig bekannt ist: Der norwegische Künstler hatte großen Einfluss auf die Berliner Kunstszene Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts. Ein Kunstskandal verhalf ihm 1892zu erstem Ruhm und schließlich richtete ihm die Nationalgalerie Berlin 1927 die bis dahin größte Retrospektive aus. Es ist eine einmalige Gelegenheit, Munchs hochkarätige Werke in dieser Fülle zeigen zu können.“
Tone Hansen, Direktorin MUNCH:
„Deutschland war für Edvard Munch das Land seines künstlerischen Durchbruchs und wurde zu einem wichtigen Ort für den Verkauf seiner Werke. Heute ist die Kulturstadt Berlin ein wichtiger Partner für Norwegen. Wir sind unheimlich stolz auf Munchs großartige Rückkehr in Form dieser erstklassig kuratierten Ausstellung. Wir freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit unserer beiden Institutionen und hoffen, dass die
Ausstellung ein noch stärkeres Interesse an norwegischer Kunst hervorbringen wird.“
Die „Affaire Munch“
Die Begeisterung für alles Nordische hatte Ende des 19. Jahrhunderts die Reichshauptstadt Berlin erfasst. „Die Besten Deutschlands, die ganze schöpferische Literatur um die Jahrhundertwende verfiel damals dem magischen Zauber des Nordens“, erinnerte sich der Schriftsteller Stefan Zweig 1925. Die Faszination erstreckte sich auch auf die bildende Kunst und war ein Anlass, den damals weitgehend unbekannten Munch für den November 1892 zu einer Einzelausstellung in den Verein Berliner Künstler einzuladen. Vorgeschlagen hatte ihn sein in Berlin und Norwegen ansässiger Landsmann Adelsteen Normann, der selbst auf populäre Fjordlandschaften spezialisiert war, die sich sehr gut verkauften – unter anderem an Kaiser Wilhelm II.
Die Berliner Kunstszene zu Beginn der 1890er-Jahre war noch wenig progressiv. Sie wurde von einem auf Repräsentation und Tradition ausgerichteten Kunstgeschmack beherrscht, befördert von Kaiser Wilhelm II. und dem einflussreichen Maler Anton von Werner, der dem Verein Berliner Künstler vorstand. Die 55 Werke Munchs, die im Architektenhaus in der Wilhelmstraße präsentiert wurden, waren für Berlin so avantgardistisch und fremd, dass sie wie ein Meteorit in die Kunstwelt einschlugen und diese spalteten. Etablierte Mitglieder des Vereins empörten sich und stellten den Antrag auf sofortige Schließung. Nur wenige Tage nach ihrer Eröffnung musste die Schau wieder abgebaut werden. Mit der „Affaire Munch“, wie die zeitgenössische Presse den Skandal ironisierte, begann in der Stadt die Moderne.
Munch, zu dem Zeitpunkt noch keine dreißig Jahre alt, genoss die unerwartete Publicity. Er schrieb nach Hause: „Das ist übrigens das Beste, was passieren kann, bessere Reklame kann ich gar nicht haben.“
Umgehend zog er an die Spree, wo er von 1892 bis 1908 immer wieder für längere Zeit lebte und arbeitete, bevor er sich ab 1909 in Norwegen niederließ. Munchs frühe Berliner JahreWährend Berlin Ende des 19. Jahrhunderts sehnsuchtsvoll nach Norden blickte, übte die moderne
Reichshauptstadt auch umgekehrt großen Reiz auf nordische Länder aus. Henrik Ibsen, August Strindberg oder Ola Hansson, deren Werke in ihrer skandinavischen Heimat scharf kritisiert oder zensiert wurden, fanden in Berlin Nischen und Möglichkeiten zu publizieren oder ihren Stücken, vor allem über den Verein Freie Bühne, ein Publikum zu verschaffen. Bildenden Künstler*innen bot Berlin zahlreiche Ausstellungsmöglichkeiten. Die schillernde Boheme traf sich damals in der Weinstube „Zum schwarzen Ferkel“.
„Deutschland war für Edvard Munch das Land seines künstlerischen Durchbruchs und wurde zu einem wichtigen Ort für den Verkauf seiner Werke. Heute ist die Kulturstadt Berlin ein wichtiger Partner für Norwegen. Wir sind unheimlich stolz auf Munchs großartige Rückkehr in Form dieser erstklassig kuratierten Ausstellung. Wir freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit unserer beiden Institutionen und hoffen, dass die
Ausstellung ein noch stärkeres Interesse an norwegischer Kunst hervorbringen wird.“
Die „Affaire Munch“
Die Begeisterung für alles Nordische hatte Ende des 19. Jahrhunderts die Reichshauptstadt Berlin erfasst. „Die Besten Deutschlands, die ganze schöpferische Literatur um die Jahrhundertwende verfiel damals dem magischen Zauber des Nordens“, erinnerte sich der Schriftsteller Stefan Zweig 1925. Die Faszination erstreckte sich auch auf die bildende Kunst und war ein Anlass, den damals weitgehend unbekannten Munch für den November 1892 zu einer Einzelausstellung in den Verein Berliner Künstler einzuladen. Vorgeschlagen hatte ihn sein in Berlin und Norwegen ansässiger Landsmann Adelsteen Normann, der selbst auf populäre Fjordlandschaften spezialisiert war, die sich sehr gut verkauften – unter anderem an Kaiser Wilhelm II.
Die Berliner Kunstszene zu Beginn der 1890er-Jahre war noch wenig progressiv. Sie wurde von einem auf Repräsentation und Tradition ausgerichteten Kunstgeschmack beherrscht, befördert von Kaiser Wilhelm II. und dem einflussreichen Maler Anton von Werner, der dem Verein Berliner Künstler vorstand. Die 55 Werke Munchs, die im Architektenhaus in der Wilhelmstraße präsentiert wurden, waren für Berlin so avantgardistisch und fremd, dass sie wie ein Meteorit in die Kunstwelt einschlugen und diese spalteten. Etablierte Mitglieder des Vereins empörten sich und stellten den Antrag auf sofortige Schließung. Nur wenige Tage nach ihrer Eröffnung musste die Schau wieder abgebaut werden. Mit der „Affaire Munch“, wie die zeitgenössische Presse den Skandal ironisierte, begann in der Stadt die Moderne.
Munch, zu dem Zeitpunkt noch keine dreißig Jahre alt, genoss die unerwartete Publicity. Er schrieb nach Hause: „Das ist übrigens das Beste, was passieren kann, bessere Reklame kann ich gar nicht haben.“
Umgehend zog er an die Spree, wo er von 1892 bis 1908 immer wieder für längere Zeit lebte und arbeitete, bevor er sich ab 1909 in Norwegen niederließ. Munchs frühe Berliner JahreWährend Berlin Ende des 19. Jahrhunderts sehnsuchtsvoll nach Norden blickte, übte die moderne
Reichshauptstadt auch umgekehrt großen Reiz auf nordische Länder aus. Henrik Ibsen, August Strindberg oder Ola Hansson, deren Werke in ihrer skandinavischen Heimat scharf kritisiert oder zensiert wurden, fanden in Berlin Nischen und Möglichkeiten zu publizieren oder ihren Stücken, vor allem über den Verein Freie Bühne, ein Publikum zu verschaffen. Bildenden Künstler*innen bot Berlin zahlreiche Ausstellungsmöglichkeiten. Die schillernde Boheme traf sich damals in der Weinstube „Zum schwarzen Ferkel“.
Berlinische Galerie
Landesmuseum für Moderne
Kunst, Fotografie und Architektur
Alte Jakobstraße 124–128
10969 Berlin
Landesmuseum für Moderne
Kunst, Fotografie und Architektur
Alte Jakobstraße 124–128
10969 Berlin
Abbildungen:
- Edvard Munch, Baumgruppe am Strand (Der Linde-Fries), 1904,
Foto: © MUNCH, Oslo / Ove Kvavik
- Edvard Munch, Jugend am Strand (Der Linde-Fries), 1904,
Foto: © MUNCH, Oslo / Juri Kobayashi
- Edvard Munch, Mondschein auf dem Meer (Der Reinhardt-Fries), 1906–1907,
Foto: © bpk / Nationalgalerie, SMB / Jörg P. Anders