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19. Matthieu Bordenave „The Blue Land“
20. Bálint Gyémánt „Vortex Of Silence“
21. Nicole Heartseeker & Mulo Francel „Moon River“
22. Johann Johannsson „A Prayer To The Dynamo“
23. New Old Luten Trio „Trident Juncture“
24. Renaud Garcia-Fons „Cinematic Double Bass“
Freitag 26.01.2024
Matthieu Bordenave „The Blue Land“
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Der 1983 im südfranzösischen Tarbes geborene Matthieu Bordenave ist als Saxophonist ein Musiker, der Gegensätze verbindet, der verschiedene Perspektiven vernetzt und deren Austausch forciert. Ein Künstler, der als Solist heraussticht und doch auch ein beeindruckender Teamplayer ist, ein freier Instrumentalist und zugleich ein atmosphärischer Gestalter, einer der nachhaltige Ausrufezeichen zu setzen in der Lage ist und doch auch mit stimmungsvollem Spiel überzeugt. Er verbindet das Lyrische mit der freien Improvisation, Geschichtsbewusstsein mit visionärer Ästhetik.
Auf seiner zweiten ECM Quartett-Veröffentlichung finden alle diese Bausteine konform zueinander. „The Blue Land“ ist ein Mosaik an jazzmusikalischem Gestaltungswillen, gespielt von einem Minimalisten mit überragendem Vokabular und spürbarem Selbstbewusstsein. Seine Souveränität zeigt sich auch darin, dass „The Blue Land“ acht eigene Kompositionen beinhaltet, plus einer Fremdkomposition von keinem geringeren als John Coltrane: „Compassion“.
Zu Bordenaves Quartett gehört der deutsche Pianist Florian Weber, der schon eine Weile mit dem Franzosen arbeitet und mit ihm seine Flexibilität und feine Nuancierung ausgebaut hat. Beide finden in einem kreativen Austausch zueinander, ergänzen und beflügeln sich, gehen gleichzeitig respektvoll miteinander um und finden außergewöhnliche Dialoge.
Der Schweizer Bassist Patrice Moret und der britische Schlagzeuger James Maddren bilden eine rhythmische Einheit, die die Balance zwischen Temperament, Besonnenheit und Dominanz herstellt, die jede Dynamik vitalisiert, ein Gerüst gestaltet das trägt und unterstützt und nicht zuletzt dadurch die Solisten regelrecht zum Fliegen animiert. Kühn wie elegant, intuitiv und intelligent.
Jörg Konrad

Matthieu Bordenave
„The Blue Land“
ECM
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Mittwoch 24.01.2024
Bálint Gyémánt „Vortex Of Silence“
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Er ist einer der wenigen Gitarristen, der ein ganzes Spektrum an Stilen beherrscht und trotzdem mit seinem Spiel nicht aufdringlich klingt. Selbst in einem der viel zu seltenen Trio-Besetzungen (Gitarre / Bass / Schlagzeug), die er bevorzugt, zeigt sich Bálint Gyémánt samt seiner funkelnden Technik als ein raffinierter Feingeist. Er beherrscht die sanften akustischen Linien, schwebt in einem Kosmos von beeindruckenden Harmonien, kann aber auch ganz gehörig in die Saiten greifen und alle lyrischen Melodiebögen abrupt hinter sich lassen - um mit Temperament und Chuzpe gewaltige Riffs anzureißen.
Geboren ist Bálint Gyémánt 1983 in Budapest, wo er seine ersten musikalischen Schritte unternahm. Am Konservatorium seiner Heimatstadt studierte er Gitarre, ging für eine Zeit nach Oslo, begleitete Sängerinnen und spielte in Rockbands. Auf „Vortex Of Silence“ zeigt er die ganze Bandbreite seines Könnens, seines Erfindungsreichtums und seiner Stilsprünge. Mit Eleganz und Power, mit Sensibilität und Leidenschaft bewegt er sich zwischen Jazz und Hardrock, zwischen Klassik und Funk. Ihm sind leise akustische Spielereien ebenso vertraut, wie laute, unverschämte Läufe auf dem Instrument. Das alles klingt bei ihm logisch, intelligent, inspirierend.
Zudem ist Bálint Gyémánt ein ausgezeichneter Komponist. Sämtliche Stücke auf „Vortex Of Silence“ hat er, bis auf die Neuinterpretation des bekannten ungarischen Volksliedes „Tavaszi szél“, selbst geschrieben und für dieses Trio mit Vince Bartók (Bass) und Dániel Ferenc Szabó (Schlagzeug) feinsinnig arrangiert. Insgesamt ein bemerkenswertes Album, voller kleiner, konzentriert gespielter Juwelen und purer Dynamik. Hier wächst ein neuer, überragender Gitarrist heran, der in den kommenden Jahren mit Sicherheit seinen musikalischen Weg erfolgreich gehen wird.
Jörg Konrad

Bálint Gyémánt
„Vortex Of Silence“
Jazzhaus / inakustik
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Montag 22.01.2024
Nicole Heartseeker & Mulo Francel „Moon River“
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Hier sind zwei musikalische Gourmets am Werk, zwei, die in Tönen schwelgen, die Mut für Wohlklang aufbringen, und auch die Chuzpe ihn aufzubrechen, ihn genüsslich auszuleben und denen es dabei, bei allem Respekt für die Vorgaben, relativ egal scheint, aus welchem stilistischen Umfeld das Ausgangsmaterial stammt.
Nicole Heartseeker und Mulo Francel nehmen überwiegend Kompositionen des Great American Songbooks als Grundlagen und arbeiten in diese Melodien, die fast jeder kennt, deutlich hörbar klassische Motive mit ein. So tauchen in den Original-Aufnahmen plötzlich „klassische Standards“ mit auf, von Beethoven, Satie oder Grieg und erweitern so die Songs von Rodgers & Hart, von Billy Preston und Freddie Mercury(!) oder auch Charlie Chaplin. So öffnen die Pianistin und der Saxophonist die Vorgaben musikalisch und beleuchten sie in einem völlig neuen atmosphärischen Licht. „Ich finde es spannend, unterschiedliche Musikwelten zu verbinden“, sagt Nicole Heartseeker, und Mulo Francel ergänzt: „Viele der Songs auf unserem neuen Album sind mir seit meiner Jugend vertraut.“ Er spielt diese Klassiker des Jazz, Standards wie „Moon River“, „Lullaby Of Birdland“ oder „Autumn Leaves“, seit vielen Jahren, improvisiert darüber und schafft sich in seiner Wahrnehmung von Musik eine Enklave, die ihm vertraut ist, in der er sesshaft wurde.
Mit Nicole Heartseeker, mit der er in der Vergangenheit schon einige Duo-Aufnahmen einspielte und neben seiner Arbeit mit der Weltmusikformation Quadro Nuevo, erweitert Francel nun dieses Lebensgefühl Jazz um eine konkrete klassische Komponente. Ein idealer Soundtrack nicht nur, aber vor allem zu den „blauen Stunden“ des Tages.
Alfred Esser

Nicole Heartseeker & Mulo Francel
„Moon River“
GLM
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Mittwoch 17.01.2024
Johann Johannsson „A Prayer To The Dynamo“
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Wer den Film „Sicario“ von Denis Villeneuve kennt, kennt auch die Musik Johann Johannssons. Der Isländer war aber schon vor diesem außergewöhnlichen, osacarnominierten Soundtrack ein Unikat, ein Juwel in der Musikwelt, der mit seinen Arbeiten, meist Synthesen aus klassischen und elektronischen Elementen, immer wieder neu erstaunte und begeisterte. Um so größer die Trauer und Anteilnahme auch aufgrund seines mysteriösen Todes. Mit gerade einmal 48 Jahren war er 2018 in einer Kreuzberger Hinterhof-Wohnung leblos aufgefunden worden.
Neben „Sicario“ hat Johannsson unter anderem auch die Filmmusik zu „Prisoners“, „Arrival“ und „Die Entdeckung der Unendlichkeit (The Theory of Everything)“, für den er den Golden Globe erhielt, geschrieben.
Seine erste Veröffentlichung, „Englabörn“ von 2002, gehört zu den stilprägensten Arbeiten des Autodidakten. 2006 erschien „IBM 1401, A User’s Manual“, eines seiner persönlichsten Werke, da er hier zugleich einen Teil der eigenen Familiengeschichte musikalisch verarbeitete. Johannssons Vater arbeitete für IBM und war für die Installation, Betreuung und Programmierung des ersten Computers auf Island verantwortlich – einem IBM 1401. Johann Johannsson sen. stellte eine Art gesprochenes Handbuch zusammen, in dem die Probleme des Rechners samt Wartungs-Anweisungen enthalten waren. Diese Sprach-Samples verband der Komponist mit berührenden Orchester-Arrangements und schuf so eine einzigartige Atmosphäre, die unterschiedliche akustische Welten und Techniken zusammenbringt. Hier zeigt sich schon früh, dass der Komponist den Klang der Stille, des Schreckens und der Melancholie wie kein anderer beherrscht.
Im letzten Jahr ist ein bisher unveröffentlichtes Orchesterwerk, eine verschollene Symphonie, des Isländers entdeckt und eingespielt worden. „A Prayer To The Dynamo“ lebt von Johannssons stilistischer Variationsbreite, seinem Gespür für Klangwelten, die ebenso leicht und beschwingt daherkommen, wie sie auch Bedrohliches, Aufwühlendes und Tiefgründiges miteinander verbinden. Die titelgebende Komposition ist gleichermaßen von PC-Technologien, Klassikadaptionen und den Soundschattierungen des Kraftwerk Elliðaár, wenige Kilometer von Reykjavík entfernt, beeinflusst. Johannsson verglich das Kraftwerk mit einer Art Kathedrale, die Segen, Mysterium und maschinellen Fortschritt zum Ausdruck bringt. Johannsson hat dieses Stück 2011 im Auftrag des Winnipeg Symphony Orchestra geschrieben, das „A Prayer to the Dynamo“ einmal öffentlich aufführte.
Zudem befinden sich auf diesem Album noch zwei Auszüge aus dem Soundtrack „The Theory of Everything“ und aus der „Sicario – Suite“. Alle Titel sind vom Iceland Symphony Orchestra unter Daníel Bjarnason neu eingespielt und erinnern damit an den schmerzvollen Verlust an einen der größten Komponisten moderner Film- und Bühnenmusik.
Jörg Konrad

Johann Johannsson
„A Prayer To The Dynamo“
Deutsche Grammophon
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Autor: Siehe Artikel
Dienstag 16.01.2024
New Old Luten Trio „Trident Juncture“
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Er wurde neunzig – konnte aber die letzten Jahre nicht mehr spielen. Ernst-Ludwig Petrowsky, geboren in Güstrow in Mecklenburg „ …. in der Nähe von Ernst Barlach und Uwe Johnson, der zwischen Nazi-Märschen, Stalin-Panzern und FDJ-Liedern aufbrach, Jazzmusik zu machen“, wie er selbst von sich einmal sagte.
Nun, ein halbes Jahr nach seinem Tod, ist sein letzter Auftritt vom 15. Dezember 2016 im Leipziger Club naTo veröffentlicht worden. Hier zeigt der Saxophonist und Klarinettist noch einmal all sein Temperament, seine Energie, seine Empfindsamkeit, seine musikalische Ganzheitlichkeit und seinen einzigartigen Humor. Im Trio, mit Elan Pauer und Christian Lillinger, wird hier die Größe dieses Freigeistes lebendig, seine Selbstbehauptung, entgegen aller Konventionen und immer im Sinne künstlerischer Offenheit und stets respektvoll und generationsübergreifend.
Auf „Trident Juncture“ brennen alle drei ein Improvisationsfeuerwerk ab, wechseln zwischen Kontraktion und Entspannung, sind ganz nah und sich ergänzend beieinander, um sich im nächsten Moment wieder voneinander zu entfernen - ohne den Hörkontakt gänzlich zu verlieren.
Lillinger ist am Schlagzeug der Mittler, ein Vermittler – trommelnd, kratzend, scharrend – und er findet dabei immer wieder auch Möglichkeiten, seine eigenen rhythmischen Fantasien auszuleben. Wie ein tanzendes Perkussionsorchester auf gruppendynamischer Pirsch. Ständig in Bewegung, geistig wie instrumental. Hier gehen Sensibilität, Individualität und Willensstärke Hand in Hand.
Elan Pauer drückt am Klavier die schwarz-weiße Tastatur, als ginge es um sein Leben. Im nächsten Moment klingt sein Spiel lyrisch, beinahe schlicht, einfach schön. Er schwelgt und provoziert zugleich und vor allem: Er begleitet.
Petrowsky hat mit diesem Album eine Quintessence seines Schaffens hinterlassen, ausdrucksstark, fordernd, auch orgiastisch - einfach genial.
Jörg Konrad

New Old Luten Trio
„Trident Juncture“
Euphorium
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Montag 15.01.2024
Renaud Garcia-Fons „Cinematic Double Bass“
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Renaud Garcia-Fons ist Solist, Bandleader, Komponist. Eine Art Himmelsstürmer am Instrument, dem „scharzen Schaf auf einem Bein“, wie Helga Leiprecht den Bass einmal nannte. Aber das hat sich geändert, der Bass wurde emanzipiert, bis in unsere Tage. Zum Beispiel von dem Franzosen Renaud Garcia-Fons. Seit Jahren stellt er das sperrige Instrument in den Mittelpunkt seiner Musik und das klingt oft so zärtlich, so virtuos, so luftig – aber natürlich auch tief brummend, grundierend, Richtung gebend.
Um beide, Garcia-Fons samt Bass, wirklich kennen- und schätzen zu lernen, liegt mit „Cinematic Double Bass“ vielleicht jetzt eine seiner schönsten und beeindruckendsten Produktionen vor. Dabei hat er unter eigenem Namen schon ein gutes Dutzend Alben veröffentlicht. Aber „Cinematic Double Bass“ ist wirklich etwas ganz besonderes. Entstanden während der Pandemie, als keine Konzerte möglich waren, das Reisen nur mit Schwierigkeiten vollzogen werden konnte und selbst das persönliche Miteinander stark eingeschränkt wurde. Garcia-Fons begann Filmmusik zu schreiben, ohne dass es Filme hierfür gab. Für ihn stand das Suggestive seiner Musik schon immer im Vordergrund. Er rief mit seinen Alben Bilder und Assoziationen hervor, die stark an (besonders mediterrane) Landschaften erinnerten.
Und diese Form von Soundscapes erweitert er nun mit insgesamt vierundzwanzig neuen, oft nur kurzen Songs, die der Bassist mit dem Schlagzeuger und Vibraphonisten Stephan Caracci und seiner singenden Tochter Solea Garcia-Fonds einspielte. Jüdisches steht hier neben Swingendem, es groovt und rockt, Folklore wechselt mit Blues, andalusisches Temperament folgt östlicher Ornamentik. Es ist ein Potpourri der Stile und Befindlichkeiten – zusammengehalten von Garcia-Fons und seinem Kontrabass.
Jörg Konrad

Renaud Garcia-Fons
„Cinematic Double Bass“
e-Motive
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Autor: Siehe Artikel
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