Haben Sie einen Artikel verpasst? Dann klicken Sie hier. Im Archiv finden Sie auch ältere Veröffentlichungen.
1. CIVIL WAR
2. SIEGER SEIN
3. OMEN
4. ONE LIFE
5. IF IT WERE LOVE
6. SQUARING THE CIRCLE – THE STORY OF HIPGNOSIS
Donnerstag 18.04.2024
CIVIL WAR
Ab 18. April 2024 im Kino
Bilder
Bilder
Bilder
Bilder
Eine Momentaufnahme einer einst undenkbaren Entwicklung: In Amerika herrscht Bürgerkrieg.
Das Land ist über jede Vorstellung hinaus zerrüttet. Die Kriegsjournalisten Lee (Kirsten Dunst) und Joel (Wagner Moura) werden Zeugen von desaströsen Entwicklungen – denn ein brutaler Konflikt droht ein gänzlich unvorbereitetes Land in Schutt und Asche zu legen. Intensive und
nicht loslassende Bilder nehmen die Zuschauer*innen mit auf eine Reise durch eine düstere Zukunftsvision, mit – jedenfalls bislang – undenkbaren Folgen…

Ein Film von Alex Garland
Mit Nick Offerman, Kirsten Dunst, Wagner Moura, Jefferson White u.a.

Die erfahrene Kriegsfotografin Lee sitzt, umgeben vom Krachen von Schüssen, auf einem verlassenen Parkplatz und wirft einen resignierten Blick auf ihr Leben. „Jedes Mal, wenn ich in einem Kriegsgebiet überlebte, dachte ich, ich würde Warnungen nach Hause schicken: Macht das nicht“, sagt sie zu dem älteren Reporter Sammy in einer der Anfangsszenen aus Civil War. „Und doch stehen wir jetzt hier.“
Die beiden, die da am Rande des Kriegsschauplatzes sitzen, zu dem ihr Land trotz all ihren Bemühungen geworden ist, gehören zwei Generationen von Journalisten an – es ist eine Momentaufnahme einer einst undenkbaren Entwicklung. Eine Vision, die sich allmählich materialisiert hat, als der in London lebende Autor und Regisseur von Civil War Alex Garland darüber nachsann, ob es möglich wäre, dass ein brutaler Konflikt ein gänzlich unvorbereitetes Land in Schutt und Asche legen würde.
Wie eine Art objektiver Außenseiter – in mancherlei Hinsicht ist Lee ein Avatar für Garland selbst – der auf das sich rasch verändernde Gesicht des Landes blickt, hat Garland eine völlig neue Art von amerikanischem Kriegsfilm gemacht: einen temporeichen Actionthriller, der mit seinen klarsichtigen Beobachtungen gewaltsamer bewaffneter Konflikte zugleich den Zustand des Landes aufzeigt und als aufrüttelnde Mahnung dient.

Der Film spielt in naher Zukunft in einem Amerika, das sich in zahlreiche Gruppierungen aufgespalten hat, die sich nun in einem Bürgerkrieg gegenseitig bekämpfen. Die „Westlichen Streitkräfte“, ein bewaffnetes Bündnis von Staaten, die gegen die föderale Regierung rebellieren, werden das Kapitol in wenigen Tagen zur Kapitulation zwingen. In der Hoffnung auf ein letztes Interview mit dem Präsidenten (Nick Offerman) reist Lee (Kirsten Dunst), eine hartgesottene Kriegsfotografin, die auf der ganzen Welt Gräueltaten und Destabilisierungsprozesse festgehalten hat, mit einer kleinen Truppe von Journalisten zum Weißen Haus. Mit dabei ist die junge, ehrgeizige Fotografin Jessie (Cailee Spaeny), deren Mentorin Lee widerstrebend wird.
Während sie quer durchs Land reisen, offenbart der Film, der in mancherlei Hinsicht ebenso sehr Roadmovie wie Kriegsfilm ist, eine neue Realität, die sich auf zunehmend beunruhigende Weise als genau das entpuppt, wovor Lee ihr Leben lang gewarnt hatte. „Dieser Film wirkt auf mich wie eine Fabel – wie eine warnende Fabel, was geschieht, wenn Menschen nicht miteinander kommunizieren“, sagt Dunst. „Wenn niemand dem anderen zuhört, wenn man Journalisten zum Schweigen bringt, wenn wir eine gemeinsame Wahrheit verlieren.“
Garlands Film setzt auf bodenständig-intime Weise und zuweilen erschreckend anschaulich die sehr menschlichen Folgen des Verlusts dieser gemeinsamen Vorstellung von einer Nation ins Bild. In diesem Amerika, in dem das gesellschaftliche Gefüge auseinandergerissen wurde, gibt es nur noch den individuellen, unerbittlichen Willen zu überleben.
„Die Leute sprechen von Kollateralschäden im Krieg – wenn man in einem bewohnten Gebiet Krieg führt, kommen Zivilisten ums Leben“, stellt Garland fest. „Oft hört man, wie Generäle solche Begriffe ganz nüchtern verwenden, und objektiv ist das korrekt.
Wahr ist auch, dass es – auf einer eher innerstaatlichen Ebene – zu fürchterlichen Grausamkeiten kommt.“
Der düstere Nervenkitzel und das Provozierende an Garlands Film ergibt sich daraus, dass er die Bilder, Werkzeuge und Euphemismen der modernen Kriege – „Luftschläge“, „zivile Ziele“ „Kollateralschaden“ – auf amerikanischen Boden überträgt. Denn, so Garland, „so sieht Krieg heutzutage einfach aus, und das gilt für jeden Staat, der in einen Konflikt gerät, sei es in einen Bürgerkrieg oder in einen Krieg gegen den Nachbarn.“
Ähnlich den gespenstisch leeren Straßen Londons in Garlands Drehbuch für 28 Tage später, einem Zombiefilm, der das Genre neu definierte, werden vertraute, ikonenhafte Bilder von New Yorker Straßen bis hin zum Kapitol der Vereinigten Staaten durch die adrenalingeladene Action, die er dort stattfinden lässt, radikal in einen neuen Kontext gestellt. Die amerikanische Landschaft wirkt neben dem heftigen Ausbruch von Gewalt plötzlich surreal und zugleich erstaunlich real.
„Wenn man etwas in solche Zustände abgleiten lässt, muss man sich darüber im Klaren sein, wie ein solcher Zustand aussieht“, sagt Garland. „Es gibt den berühmten Satz: 'Wer die Geschichte vergisst, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen' – da ist es wichtig zu verstehen, dass niemand immun ist. Kein Land ist dagegen gefeit. Denn das hat nichts mit Staaten zu tun, es hat mit Menschen zu tun.“
„Als ich das Drehbuch las, kam es in meinem Bewusstsein zu einer kognitiven Disruption“, sagt Wagner Moura, der den Reporter Joel, Lees Partner, spielt. „Bilder, die wir normalerweise in weiter Ferne und im Fernsehen sehen, spielen sich nun plötzlich in den USA ab – das ist verrückt, beängstigend.“
Die Gründe für den Bürgerkrieg bleiben vollständig der Interpretation überlassen. Garlands Film ist in vielerlei Hinsicht ein Rorschachtest für Amerika, die Zuschauer müssen sich selbst damit auseinandersetzen.
„Jeder setzt für sich die Puzzlesteine zusammen“, sagt Spaeny. „Man muss selbst ein inneres Gefühl dafür entwickeln, warum oder wie ein solcher Krieg ausbrechen könnte, und welche entstehenden Risse zu einem Krieg in Amerika führen.“
Aber was auch die Gründe sein mögen – der Konflikt an sich, das riesige Ausmaß des sich über alle Staaten ausbreitenden Krieges, das der Film darstellt, fühlt sich erstaunlich real an. Das ist keine Dystopie: Es ist eine eindringliche, lebhafte Darstellung dessen, wie Kriegsführung tatsächlich aussieht und klingt.
„Ich glaube nicht, dass diese Gefahren abstrakt sind. Ich glaube, sie sind real“, sagt Garland. „Ich denke auch, dass sich die Gefahren manifestieren, lange bevor ein umfassender Zerfall in einen Bürgerkrieg mündet. So weit muss es gar nicht kommen, damit wirklich existenzielle Probleme entstehen. Mancherorts geschieht das schon. Es gibt Elemente, die nicht spekulativ sind.



Eine zersplitterte Nation
Garland fing 2020 an, Civil War zu schreiben, einige Monate nachdem die Pandemie begonnen hatte, als die Zukunftsmöglichkeiten, die sicher geschienen hatten, plötzlich in der Luft zerfetzt wurden und wir in eine andere Realität katapultiert wurden.
Die Ängste, die ihn angetrieben hatten, den Film damals zu schreiben, haben sich in den Jahren danach nur noch weiter ausgewachsen. „Ich habe ihn aus einer Mischung von Angst und Besorgnis heraus geschrieben. Und dann macht man sich an den langen Dreh- und Herstellungsprozess“, sagt Garland. „Die Frustration, die ich beim Schreiben des Drehbuchs hatte, hat nicht nachgelassen. Sie hat zugenommen.“
Genau wie Dunst sieht er den Film in einer Reihe mit vielen Kunstwerken, die die Folgen einer auseinanderbrechenden Gesellschaft beschreiben, worunter die ganz normalen Leute am meisten leiden. „Meine Motivation für den Film war, dass ich es nicht für paranoid halte, Angst vor solchen Gefahren zu haben. Paranoia impliziert, dass man Angst vor etwas hat, vor dem man keine Angst haben sollte.“
In allen Ländern kommt es zum Krieg. Jedes Imperium stürzt. „Es ist schockierend, fühlt sich aber auch total normal an“, sagt Dunst über den Film. „So etwas kann passieren – und solche Dinge passieren.“
Doch bei aller Brutalität sieht Dunst in dem Film auch eine vage Hoffnung. „Ich glaube nicht, dass es gar so schlimm kommt, allerdings bin ich auch Optimistin“, sagt sie. „Ich hoffe doch, es kommt nicht dazu. So etwas passiert, wenn Menschen nicht mehr als menschliche Wesen gesehen werden.“
So radikal der Film auch sein mag, Garland hofft einfach, dass die Zuschauer offen in den Film gehen, das Kino verlassen, ohne sich entfremdet zu fühlen, und unsere verzwickte politische Lage vielleicht vor diesem Hintergrund durchdenken.
Civil War ist mit all seinem Chaos, seiner Brutalität, dem Zerfall und dem Spaltenden genau das, wohin ein solches Denken führen kann und oft auch führt. Es ist eine alarmierende, fesselnde und letztlich beängstigende Vision, die Garland für notwendig hält, um vor einem Krieg zu warnen, vor dem wir vielleicht die Augen verschließen, in den er uns aber gleichsam schlafwandlerisch hineingehen sieht. Der Film, ein wirklich einzigartiger amerikanischer Kriegsfilm, ist wohl auch sein kühnstes rebellisches Werk in seiner ohnehin schon erfolgreichen Karriere.
„Ich bin in der Post-Hippie-Punk-Ära aufgewachsen, und ein Teil von mir will einfach etwas Subversives machen“, sagt er. „Ich kann nichts dagegen tun, es ist einfach ein Instinkt. Das hat man mir zu früh beigebracht. So ganz bin ich das nie losgeworden. Ich schätze es ist so: Wenn du das verdammt noch mal vorhast, dann mach’s, verdammt noch mal.“
Permalink zum ArtikelDiese Adresse können sie verwenden, um von ihrer Seite, ihrem Blog etc. direkt auf den Artikel zu verweisen.
Klicken sie dazu auf den Link und verwenden die Adresse in der Adressleiste, oder klicken mit der rechten Maustaste hier und kopieren den Link direkt.
Nach oben scrollenKlicken sie hier um schneller an den Anfang der Seite zu gelangen.
Autor: Siehe Artikel
Freitag 12.04.2024
SIEGER SEIN
Ab 11. April 2024 im Kino
Bilder
Bilder
Bilder
Bilder
SIEGER SEIN von Soleen Yusef startet am 11. April 2024 im Kino und erzählt die Geschichte der 11-jährigen Mona (Dileyla Agirman). Sie ist mit ihrer Familie aus Syrien geflüchtet und startet das neue Leben an einer Schule im rebellischen Viertel Wedding: Dort herrscht Anarchie pur.
Der Anfang ist hart. Sie kann kaum Deutsch und wird gemobbt. Dafür kann sie eine Sache richtig gut: Fußball spielen! Das entdeckt auch ihr Lehrer. Durch den Beitritt in das Mädchenteam entwickelt sie zusammen mit der Mannschaft Mut, Teamwork und jede Menge Siegerinnenwillen.

„SIEGER SEIN“ ist ein Kinderfilm für Kids und Erwachsene, ein Film für Fußballfans und Fußballmuffel, ein Film über eine verlorene Heimat und ein neues Zuhause, ein Film über Flucht, Verlust und Kämpfe, für die es sich zu kämpfen lohnt.
Für die kurdisch-stämmige Filmemacherin Soleen Yusef ist „SIEGER SEIN“ ein wahr gewordener Wunschtraum: Die Story des Flüchtlingsmädchens Mona, das ihre Schule zum Sieg kickt, ist an ihre eigene Geschichte angelehnt. Soleen hat das Drehbuch geschrieben und Regie geführt.
„SIEGER SEIN“ wird bei der 74. Berlinale als Eröffnungsfilm der Sektion GENERATION K PLUS gezeigt, der Wettbewerb für herausragende Kinder- und Jugendfilme. Dort feiert SIEGER SEIN seine Weltpremiere.

Ein Film von Soleen Yusef
Mit Dileyla Agirman, Andreas Döhler, Fatima Hamieh, Sherine Ciara Merai, Manasse Kiefer, Samira Hamieh, Dominic John Brandl

Die junge Kurdin Mona (Dileyla Agirman) ist mit Eltern und Geschwistern aus Syrien geflüchtet. Nun leben die sechs in Deutschland, in Berlin-Wedding. Das neue Leben ist allen noch fremd: Ihr Stadtteil Wedding gilt als Problembezirk, Vater Said Sabri (Murat Seven) schlägt sich als Pizzabote durch, Mutter Nada (Halima Ilter) belegt jeden freien Weiterbildungskurs und die vier Kids haben mit dem Deutschlernen und der neuen Schule zu kämpfen. Sie sind Underdogs unter Underdogs.
Die "Siebte Weddingschule" ist ein Schock: In den Klassen herrscht Krawall, auf dem Schulhof wird gepöbelt und gemobbt, die Kids proben Aufstand und Anarchie - eine Vollkatastrophe, findet Mona. Die Lehrer:innen resignieren, heulen oder kündigen. Die einzige Ausnahme ist Herr Chepovsky, kurz Herr Che (Andreas Döhler), ein engagierter Idealist und dem Herzen auf dem rechten Fleck, der Mona gern das Einleben erleichtern würde. Er erfährt, dass Monas größte Leidenschaft der Fußball ist und sie schon in Syrien gekickt hat. Sie würde gut ins Mädchenteam passen, das beim großen Turnier aller Berliner Schulen antreten soll.
Noch besteht die Weddinger Mannschaft aus hitzköpfigen Einzelkämpferinnen, die sich gegenseitig das Leben schwer machen und von dem Jungenteam schikaniert werden. Mona träumt sich oft in ihre Kindheit im kurdischen Rojava zurück: sehnt sich nach der Freundlichkeit der Menschen dort, dem blauen Himmel, der Weite der Landschaft, dem Sandplatz, auf dem sie bolzte. Dort kickten Jungen mit Mädchen, nicht gegen sie. Ihre Lieblingstante Helin (Hêvîn Tekin) nannte Mona wegen ihres Kampfgeists gern "kleiner Löwe“. Helin ist Monas Idol, ein warmherziger Freigeist, kämpferisch, loyal.
Doch eines Tages ertönten plötzlich Sirenen, und alle rannten um ihr Leben. Die Familie wird auf der Flucht fast erwischt, als Mona ihren geliebten gelben Fußball, Tante Helins letztes Geschenk, noch holen will. Ihre Mutter spürt Monas Schmerz um den Verlust ihres alten, gewohnten, geliebten Lebens und spricht ihr Mut zu. "Können wir nicht zurück. Unser Leben jetzt hier. Müssen wir akzeptieren und neue Freunde finden. Dürfen wir nicht aufgeben. Bist klug. Kannst studieren Medizin, Jura, Politik."
Langsam geht's aufwärts: An der Schule freundet Mona sich mit Harry an, dem Sohn von Herrn Che. Ein Außenseiter, der mit seinen blauen Strähnen und bunten Klamotten überall heraussticht. Und Mona wird tatsächlich ins Schulteam berufen.
Im ersten Spiel, einem Freundschaftsmatch gegen Kreuzberg, läuft es schlecht. Jede Spielerin kickt für sich, aber keine spielt zusammen. Die cholerische Jasmin schießt einer Gegnerin sogar den Ball in den Bauch und beginnt eine Prügelei. Das Spielfeld wird zur Kampfarena... - Die Direktorin bestraft Jasmin mit Ausschluss aus dem Team, Aysel und Ayla gehen aus Solidarität mit. Die niedergeschlagene Mona versteht die sinnlosen Rachefeldzüge nicht. Als sie Herrn Che in der U-Bahn- trifft, erzählt sie, wie ihre Eltern für die Demokratie kämpften, aber als Terrorist:innen diffamiert wurden. Und dass ihre Tante Helin im Widerstand zurückblieb.
"Alle in meiner Familie kämpfen", berichtet Mona. "Meine Eltern mit Worten, meine Tante mit Waffen".
Vor dem nächsten Spiel stellt Herr Che die Mannschaft völlig um: Mona kommt ins Tor. Jasmin, Aysel und Ayla empfinden es als Verrat, dass ihre Positionen neu vergeben werden. Aus Rache befüllen sie die Trainingsschuhe der Teamkolleginnen mit Gips und zerschneiden ihre Trikots. Die aber glauben, die neiderfüllten Jungs hätten die Zerstörungen begangen. Die Lage eskaliert. Am nächsten Tag ist die Schule ein Schlachtfeld: Das Mobiliar steht quer auf den Gängen, die Räume sind verwüstet, überall hängen traurige Girlanden aus Klopapier. Alle sind verstritten, sogar die Lehrer:innen. Der Direktorin reicht's: Sie untersagt der gesamten Schule die Teilnahme am Turnier.
Ein Schlag für alle. Auf dem Pausenhof treffen sich die verfeindeten Lager zum Krisengipfel, Terry vermittelt. Mona hat die zündende Idee: Alle Schüler:innen räumen gemeinsam das Schlachtfeld auf, sammeln Geld für neue Ausrüstungen, Mona bittet ihre Mutter, die Trikots zusammenzuflicken. Und wird immer mehr zur Anführerin des chaotischen Haufens. Alle merken, dass sie zusammenhalten und vor allem auch zusammen kämpfen müssen, wenn sie etwas erreichen wollen.
Am nächsten Morgen ist der Bau makellos sauber, die Schüler:innen höflich und leise. Aysel entschuldigt sich formvollendet im Namen aller für das Chaos, und Mona plädiert dafür, das Verbot zurückzunehmen: "Das Turnier schenkt uns Hoffnung. Und mit Hoffnung ist alles besser". Nach einer langen Diskussion im Kollegium verkündet Herr Che den Triumph: Wedding darf doch zum Turnier!
Der Wettbewerb startet. Die ersten drei Spiele, gegen Kreuzberg 36, Moabit und Spandau, gewinnt Wedding, in geflickten Trikots und mit jeder Menge Teamgeist. Jasmin ist nun Libero, ihr Job: Mona im Tor zu schützen.
Doch das vierte Spiel gegen Charlottenburg verliert Wedding mit zwei Toren Rückstand. Das Schlimmste: Das enttäuschte Team macht Mona den Vorwurf, es ganz allein "verkackt" zu haben. Mona ist tief getroffen, für sie bricht wieder eine Welt zusammen. Als ein Großmaul dann noch Harry beschimpft, sieht sie rot – und schlägt zu.
Mona und Harry verziehen sich in die Stadt, Harry versucht die Freundin aufzuheitern, albert rum und stiftet sie aus Übermut dazu an, Schokolade zu klauen. - Die beiden werde geschnappt. Für die rigorose Mutter ist Mona "ein Verbrecher", denn: Wer heute Süßes stiehlt, raubt morgen jemandem die Freiheit, sagt sie. Sie verpasst der Tochter Stubenarrest und verbietet ihr Harry, Freund:innen, Freizeit - und vor allem: Fußball.
Dann macht eine Sensation die Runde: Zwei Teams sind aus dem Turnier geflogen, wegen unsportlichen Verhaltens. Wedding steht plötzlich auf Rang zwei - und ist damit im Finale! Aber ohne Mona? Den Mädchen ist klar: Sie bekommen eine einzigartige Chance, die haushohen Favoriten zu besiegen. Und endlich einmal nicht die Verlierer:innen zu sein. Aber dazu müssen sie beweisen, dass sie ein echtes Team sind – schon damit hätten sie gewonnen. Aber nur zusammen mit Mona ist das Team vollständig...


BIOGRAFIE SOLEEN YUSEF
Soleen Yusef wurde 1987 in der Stadt Duhok im kurdischen Teil des Irak geboren. Sie war neun Jahre alt, als ihre Familie sich entschloss, aus politischen Gründen nach Deutschland zu flüchten. In Berlin machte sie 2005 ihr Abitur im Bereich Mode und Bekleidung. Danach folgte eine zweijährige Gesangs- und Schauspielausbildung an der ACADEMY Bühnenkunstschule Berlin wie auch parallel eine Ausbildung zur IHK-Modenäherin. Außerdem arbeitete Soleen Yusef als Produktions,- Regie,- und Vertriebsassistentin in der Filmproduktion und Verleihfirma mîtosfilm.
Ab 2008 studierte sie an der Filmakademie Baden-Württemberg Szenische Regie. Ihr Drittjahresfilm TRATTORIA feierte 2012 seine Premiere auf der Berlinale in der Sektion Perspektive Deutsches Kino.
Aufgrund ihrer besonderen Studienleistungen an der Filmakademie Baden-Württemberg wurde Soleen Yusef das Deutschlandstipendium 2012/2013 verliehen. Zudem nahm sie 2013 als Stipendiatin des Landes Baden-Württemberg an einem fünfwöchigen Workshop der Filmakademie an der UCLA in Los Angeles teil.
Ihr Debütfilm HAUS OHNE DACH, den Soleen Yusef 2015 in ihrer Heimatstadt Duhok gedreht hat, ist zugleich ihr Diplomfilm an der Filmakademie Baden-Württemberg. Seitdem war die Regisseurin für mehrere internationale Serienproduktionen tätig, unter anderem für Netflix und Amazon Prime. Für Disney+ drehte sie 2022 die Miniserie SAM - Ein Sachse.
Neben der Entwicklung eigener Kinofilme und Serienprojekte wird Soleen Yusef 2024 ihr Herzensprojekt SIEGER SEIN in die Kinos bringen. Der Kinderfilm, der von DCM produziert wird und seine Weltpremiere im Februar 2024 im Berlinale-Wettbewerb GENERATION KPLUS feiert, wird ab April bundesweit in den Kinos zu sehen sein.
Permalink zum ArtikelDiese Adresse können sie verwenden, um von ihrer Seite, ihrem Blog etc. direkt auf den Artikel zu verweisen.
Klicken sie dazu auf den Link und verwenden die Adresse in der Adressleiste, oder klicken mit der rechten Maustaste hier und kopieren den Link direkt.
Nach oben scrollenKlicken sie hier um schneller an den Anfang der Seite zu gelangen.
Autor: Siehe Artikel
Donnerstag 04.04.2024
OMEN
Ab 04. April 2024 im Kino
Bilder
Bilder
Bilder
Bilder
Koffi ist besessen. Das glaubt zumindest seine Familie, die ihn deshalb Zabolo, Zeichen des Teufels, nennt. Er kehrt nach vielen Jahren erstmals an seinen Geburtsort im Kongo zurück, nachdem er dort jahrelang geächtet wurde. Koffi will sich den Segen der Familie für seine Heirat mit Alice einholen, mit der er in Belgien lebt. Doch die alten Feindseligkeiten sind weiterhin spürbar, nur seine Schwester Tshala steht dem kollektiven Aberglauben kritisch gegenüber. Koffi will die Gründe für seine Ächtung verstehen und stößt dabei auf ein Familiengeheimnis. Und dann ist da noch Paco, ein Junge aus einer Straßengang, dessen Schicksal mit Koffis Leben verbunden zu sein scheint …
Mit seinem Spielfilmdebüt erforscht der Musiker, Filmemacher und Allroundkünstler Baloji auf eindringliche Weise, wie sehr der Glauben das Schicksal seiner vier Hauptfiguren beeinflusst. OMEN ist ein bildgewaltiger Film mit Elementen aus Surrealismus und magischem Realismus, ein
umwerfender Beweis für die kreative Energie des aktuellen afrikanischen Kinos.

Ein Film von Baloji
Mit Marc Zinga, Yves-Marina, Marcel Otete u.a.

Festivals und Preise:
• Cannes Film Festival 2023: Prix de la Nouvelle Voix
• Filmfest München 2023: CineRebels Award
• Gent International Film Festival 2023: Grand Prix
• Festival du film francophone d’Angoulême 2023: beste Regie
• 56th Sitges Film Festival: beste Regie
• Cine Fantasy Festival Sao Paulo: bester Film
• Around The World in 14 Films 2023: beste Regie
• Durban International Film Festival 2023: bester afrikanischer Spielfilm
• Red Sea Film Festival: best cinematic achievement
• Turin Film Festival: bester Film (Crazies Competition)
• New Orleans Film Festival: besodere Erwähnung der Jury
• African Movie Academy Awards 2023: bester Debütfilm
• Offizieller Auslands-Oscar-Kandidat Belgiens 2024

Pressestimmen:
„Von großer Vorstellungskraft und Kühnheit“ Variety
„Ein visuell beeindruckendes, zutiefst mitfühlendes und bemerkenswertes Debüt.“ Indiewire
„Balojis beeindruckendes Drama deutet auf eine große Zukunft für diesen Filmemacher hin.“ Screen Daily
„Erzählt in fulminanten Bildern von der Entfremdung eines nach Europa Migrierten bei der Rückkehr nach Afrika.“ Der Standard



Interview mit dem Regisseur

OMEN erzählt die verflochtene Geschichte von vier kongolesischen Charakteren die sich als Hexen bezeichnen. Warum haben sie dieses Thema gewählt?
In Swahili bedeutet mein Name, Baloji, „Zauberer“, oder „Zauberer, der die Kräfte aller anderen Zauberer übernehmen kann“. Es ist ein furchtbarer Name, in allem Ernst. Es ist, in Belgien ist es als würde man “Teufel“ oder „Dämon“ getauft werden. Weil das mein Name ist, und weil Leute mich damals als Zauberer gelabelt haben, bin ich von der Hexerei immer fasziniert, und von Leuten die als andersartig angesehen werden. Das ist warum Koffi, der Hauptcharakter des Films, einen Portwein-Fleck auf dem Gesicht hat: Ich wollte das Gehalt dieses Labels visualisieren.

Warum haben Sie sich entschieden den Fokus auf mehrere Charaktere zu legen, anstatt auf einen Protagonisten?
Ich wollte verschiedene Formen von Zuweisung zeigen, damit ich das Thema in einem breiteren Spektrum beleuchten kann. Für eine Frau wie Tshala, ist als Hexe bezeichnet zu werden eine größere Bürde als für einen Mann. Für ältere Frauen wie Mujila ist es noch schlimmer. Das war das Wichtigste für mich zu zeigen: wie die Gesellschaft für Männer ist und wie sie versucht weibliche Körper zu kontrollieren. Was passiert, wenn ein junges Mädchen keine Kinder haben will?
Oder wie eine Frau komplette zur Seite geschoben wird, wenn sie älter wird. Ich habe mich viel mit Feminismus auseinandergesetzt. Ich denke, das ist meine Pflicht als Mann, weil ich Teil des Problems bin. Und ich bin auch Teil der Lösung. Auf dieselbe Weise wie Rassismus das Problem von Weißen Menschen ist: es kann nicht gelöst werden, wenn Weiße Menschen nicht darüber sprechen.

Paco, einer der Hauptcharaktere, ist ein Junge der als Zauberer gilt.
Wenn Eltern Geldprobleme haben, ist der Aberglaube das das jüngste Kind daran schuld ist, die angeblich die Familie verflucht haben. In diesen Fällen werden die Kinder oft von den Familien weggeschickt, und sie landen auf der Straße. Das passiert mit Paco. Aber er geht mit dieser Situation sehr anders um als Koffi, der sich schämt und denkt das es das Schlimmste ist was ihm je passiert ist. Paco hat gelernt diesen Umstand für sich zu nutzen: er vollführt Zaubertricks und verschreckt Leute. Er ist stolz auf diesen Titel.

Spiegelt das Ihre eigne Einstellung dazu wider? Als Kind sind Sie auch Zauberer genannt worden und heute machen Sie Filme, die ja auch eine Art Zaubertrick sind.
Ja, ich habe schlussendlich akzeptiert das ich mein Name bin, Im Kongo habe ich gelernt, dass mein Name ursprünglich „Mann der Wissenschaft“ ist, also eine positive Bedeutung hat. Erst mit dem Kolonialismus wurde “Baloji” mit etwas negativen konnotierten. Jetzt kann ich damit umgehen. Und als ich anfing Filme zu machen, habe ich beschlossen ein wenig Magischen Realismus mit einfließen zu lassen. Er ist Teil von mir, und deshalb muss er auch Teil meines kinematischen Ausdrucks sein.

Sie haben schon so viele verschieden Dinge in Ihrem Leben gemacht: Sie haben als Obstpflücker gearbeitet, waren Teil der erfolgreichen belgischen Hip-Hop Gruppe Starflam, haben geschauspielert... Wann haben Sie davon angefangen zu träumen Regisseur zu werden?
Von 1998 bis 2006, habe ich über einem Musik- und Videoladen in Brüssel gewohnt. Jeden Tag habe ich unten meine Post abgeholt und dann mit den Typen, die im Laden abhingen über Filme gesprochen. Sie haben mir Filme wie Gus Van Sants GERRY gezeigt, die einen sehr anderen
Rhythmus haben. Das war meine Filmschule. Über Jahre hinweg, habe ich jeden Tag Filme geschaut. Und da ich schon Interesse an Musik, Mode und Kunst hatte, war Film der perfekte Platz für mich, weil es alle meine Leidenschaften vereint in einer Kunstform.

Wie haben Sie die Musik für OMEN komponiert?
Schon sehr früh im Prozess habe ich gemerkt, dass die Musik, die ich als Recordingartist gewöhnlich mache nicht zu diesem Film passt. Meine Musik hat immer Gesang, aber für diesen Film wäre das zu viel gewesen. Es gibt schon so viel Information allein über die Bilder. Deswegen
habe ich die Musik so subtil gehalten. Aber andererseits habe ich auch vier Alben mit Liedern aufgenommen, die nie im Film auftauchen würden. (Lacht.)

Was war die Absicht hinter diesen Alben?
Jedes Album ist von der Perspektive einer der Charaktere geschrieben. Es war eine super Möglichkeit den Hintergrund der Charaktere zu schaffen, was den Schauspielenden half. Doch zum größten Teil war es eine Übung für Empathie für mich selbst. Es hat mir geholfen jeden der Charaktere besser zu verstehen und zu lieben. Zum Beispiel, Tshalas Album ist über die weibliche Sexualität. Als Mann, hat es sehr viel Literatur und Recherche gebraucht, um die Dynamiken hier zu verstehen.

Können Sie über den Einsatz von Farbe in OMEN etwas sagen?
Ich habe Synästhesie. Für mich ist alles mit Farbe verbunden. Klänge, Stimmungen... All dies hat Farben in meinem Kopf. Und so hat auch jede Figur im Film ihre eigene Farbe: für Koffi ist es Dunkelrot – wie sein Portweinfleck. Paco wird mit Rosa assoziiert, usw. Das sieht man an der
Schriftart, mit der ich die Namen auf dem Bildschirm dargestellt habe, aber auch an den Farbfiltern, die wir verwendet haben. Und auch in der Musik: Für jedes Album habe ich nur Akkorde verwendet, die ich mit bestimmten Farben in Verbindung gebracht habe. Manchmal fühlt sich
Synästhesie wie eine Krankheit an, aber ich versuche, Spaß damit zu haben.

Gemeinsam mit Elke Hoste haben Sie auch die Kostüme für den Film entworfen. Diese vermischen Elemente aus verschiedenen Kulturen.
Ich wollte ein kulturelles Dreieck schaffen. Natürlich gibt es viele Elemente aus Zentralafrika, aber es gibt auch Einflüsse aus dem amerikanischen Erbe: Die Kostüme der Parade sind vom Mardi Gras inspiriert - wir waren sogar in New Orleans, um die Masken zu entwerfen. Aber wir haben uns auch von den „Gilles“ inspirieren lassen, den berühmten Folklore-Figuren, die im Karnevalsumzug von Binche in Belgien auftreten. Ich hatte auch belgische surrealistische Maler wie Magritte als Einfluss, zum Beispiel in der Anfangs- und Schlussszene.

Was bedeutet es für Sie, dass Sie mit Ihrem ersten Spielfilm nach Cannes gehen?
Ich denke, es ist insofern wichtig, weil die Leute mich jetzt endlich als Filmemacher sehen. Da ich auch Musiker bin, wurde ich lange Zeit nicht als Regisseur ernst genommen. Ich war nicht Teil der „Filmfamilie“. Deshalb waren viele Leute in der Branche und in der Presse sehr überrascht, als mein Film für Cannes ausgewählt wurde. Ich hoffe, das wird sich jetzt ändern.
Permalink zum ArtikelDiese Adresse können sie verwenden, um von ihrer Seite, ihrem Blog etc. direkt auf den Artikel zu verweisen.
Klicken sie dazu auf den Link und verwenden die Adresse in der Adressleiste, oder klicken mit der rechten Maustaste hier und kopieren den Link direkt.
Nach oben scrollenKlicken sie hier um schneller an den Anfang der Seite zu gelangen.
Autor: Siehe Artikel
Donnerstag 28.03.2024
ONE LIFE
Ab 28. März 2024 im Kino
Bilder
Bilder
Bilder
Bilder
„Wenn etwas nicht unmöglich ist, dann muss es einen Weg geben!“
Mit dieser Lebenseinstellung schrieb Sir Nicholas ‚Nicky‘ Winton (Anthony Hopkins) Geschichte, als er in einem Wettlauf gegen die Zeit kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs 669 überwiegend jüdische Kinder vor den Nazis rettete: Dezember 1938. Der junge Londoner Börsenmakler Nicholas Winton (Johnny Flynn) erfährt über einen Freund von den entsetzlichen Zuständen in den tschechischen Flüchtlingslagern. Kurzentschlossen fährt er nach Prag und erlebt aus erster Hand, wie jüdische Familien auf der Flucht vor Verfolgung ohne Obdach und Essen ihrem Schicksal ausgeliefert sind.
Bestürzt entwickelt er einen waghalsigen Plan. Und so beginnt mit Unterstützung seiner tatkräftigen Mutter (Helena Bonham Carter) in London und einer Hilfsorganisation vor Ort eine beispiellose Rettungsaktion – immer bedroht von der nahenden Invasion der Faschisten. Wie viele Kinder können sie retten, bevor die Grenzen geschlossen werden?
London 1988. Noch Jahrzehnte später wird Winton vom Schicksal der Kinder verfolgt, die er nicht retten konnte. Erst als die BBC-Fernsehshow „That‘s Life“ die überlebenden „Winton-Kinder“ ausfindig macht und diese unglaubliche Geschichte ans Licht bringt, vermag er sich seinem Kummer und den Schuldgefühlen zu stellen, die er so lange mit sich herumgetragen hat.
Basierend auf wahren Erlebnissen gelingt dem britischen Regisseur James Hawes („Black Mirror“, „Enid“) mit ONE LIFE ein bewegendes Porträt eines außerordentlich couragierten Mannes, der gegen alle Widrigkeiten und mit unerschütterlicher humanitärer Kraft das unmögliche möglich zu machen versucht – ein bis zum Ende spannender Wettlauf gegen die Zeit. ONE LIFE feierte seine Weltpremiere beim Toronto International Film Festival 2023 und vereint ein brillantes Schauspielensemble, das den Film zu einem berührenden Zeitzeugnis werden lässt: Oscar®-Preisträger Sir Anthony Hopkins (THE FATHER, ZEITEN DES UMBRUCHS) in der Rolle des bescheidenen und fast anonymen älteren Sir Nicholas Winton. Der junge Nicky wird von Johnny Flynn (BEAST, DIE WOLKEN VON SILS MARIA) gespielt. Ihnen zur Seite stehen u.a. die mehrfach Oscar®-nominierte Schauspielerin Helena Bonham Carter („The Crown“, HARRY POTTER), Lena Olin (THE ARTIST‘S WIFE), Romola Garai (EARWIG, MISS MARX) und der Oscar®-nominierte Schauspieler Jonathan Pryce (DIE ZWEI PÄPSTE). ONE LIFE ist einfühlsames Kino und eine zeitlose Erinnerung an unsere Fähigkeit, etwas zu bewirken.

Ein Film von JAMES HAWES
Mit SIR ANTHONY HOPKINS, JOHNNY FLYNN, LENA OLIN, HELENA BONHAM CARTER u.a.


Die Besetzung

ANTHONY HOPKINS – Sir Nicholas ‚Nicky‘ Winton
Der zweifache Oscar®-Gewinner Sir Anthony Hopkins blickt auf eine fast 50-jährige preisgekrönte Schauspielkarriere zurück. Als einer der am meisten verehrten und produktivsten britischen Schauspieler ist Hopkins für seine vielen bemerkenswerten Darstellungen sowohl auf der Leinwand als auch auf der Theaterbühne bekannt. Seinen ersten Oscar® nahm er für sein Schauspiel in DAS SCHWEIGEN DER LÄMMER (1991) entgegen. Für die anschließende Rolle in dem von der Kritik gefeierten Kinohit HANNIBAL (2002) wurde er vom American Film Institute zum Filmschurken Nr. 1 gekürt.
2022 war Hopkins auch in dem Film THE SON zu sehen, der seine Weltpremiere bei den Internationalen Filmfestspielen von Venedig feierte. Unter der Regie von Florian Zeller ist er hier an der Seite von Hugh Jackman, Laura Dern und Vanessa Kirby zu sehen. Kürzlich drehte Hopkins Matt Browns FREUD’S LAST SESSION (2023) neben Matthew Goode, Liv Lisa Fries und Jodi Balfour.
Für THE FATHER, an der Seite von Olivia Colman, gewann Hopkins den BAFTA als Bester Hauptdarsteller und seinen zweiten Oscar®. 2019 spielte er die Hauptrolle in dem von der Kritik gefeierten Film DIE ZWEI PÄPSTE an der Seite seines Schauspielkollegen Jonathan Pryce. Zuvor war Hopkins in der Marvel-Comic-Verfilmung THOR als Gottvater Odin zu sehen, eine Rolle, die er in THOR: THE DARK KINGDOM und THOR: TAG DER ENTSCHEIDUNG fortführte.
Sir Anthony Hopkins erhielt 2006 den Golden Globe Cecil B. DeMille Award für sein Lebenswerk und 2008 den BAFTA-Ehrenpreis Fellowship Award, die höchste Auszeichnung der britischen Filmakademie.


JOHNNY FLYNN – Young Nicky
Johnny Flynn ist ein britischer Musiker und von der Kritik gefeierter Schauspieler, der für seine Hauptrolle, an der Seite von Jessie Buckley, in dem BAFTA-nominierten Psychothriller BEAST (2017) bekannt ist. Kürzlich war Flynn u.a. in dem Musicalfilm THE SCORE (2021) zu sehen, für den er auch die Filmmusik schrieb und als ausführender Produzent fungierte. Unter der Regie von Malachi Smyth spielen außerdem Will Poulter und Naomi Ackie mit.
Ebenfalls 2021 wirkte der talentierte Brite in John Maddens II. Weltkriegsdrama DIE TÄUSCHUNG mit. Basierend auf einer wahren Geschichte, spielt Flynn die Rolle des Ian Fleming an der Seite von Colin Firth, Matthew Macfadyen und Penelope Wilton. Es folgte der Kriminalfilm THE OUTFIT – VERBRECHEN NACH Maß (2022) von Graham Moore neben Mark Rylance, Dylan O'Brien und Zoey Deutch.
Auch auf der Theaterbühne ist Johnny Flynn häufig zu sehen. Er spielte vor kurzem am National Theatre die Rolle des Richard Burton in dem Stück „The Motive And The Cue“ neben Tuppence Middleton und Mark Gatiss als Elizabeth Taylor bzw. John Gielgud. Das Drehbuch stammt von Jack Thorne, Regie führte Sam Mendes.
2023 wird Flynn als Trickbetrüger Dickie Greenleaf in Steve Zaillians erwarteter Miniserie „Ripley“ neben Andrew Scott und Dakota Fanning zu sehen sein. Außerdem spielte er an der Seite von Lily James, Ben Chaplin und Ralph Fiennes die Hauptrolle in dem von der Kritik hochgelobten Netflix-Film „Die Ausgrabung“ (2021), basierend auf dem Roman „The Dig“ von John Preston. Der Film erhielt eine BAFTA-Nominierung als Bester Britischer Film. Ebenfalls 2021 übernahm Flynn die Hauptrolle des jungen David Bowie in STARDUST. Seine Rolle brachte ihm den Preis der Raindance-Jury als Bester Schauspieler ein.
In Autumn de Wildes Adaption von Jane Austens klassischem Roman EMMA (2020) übernahm Flynn an der Seite von Anya Taylor-Joy die Rolle des Mr. Knightly. Als junger Albert Einstein in der Fernsehserie „Genius“ (2017) erhielt er eine Nominierung für den Critics' Choice Award als Bester Nebendarsteller. Zu seinen weiteren Rollen im Fernsehen gehören u.a. das ITV-Drama „Jahrmarkt der Eitelkeiten“ (2018), die BBC-Adaption von „Les Miserables“ (2018) und die britische romantische Komödie „Lovesick“ (2014-2018).
Zu Flynns weiteren Bühnenauftritten gehören u.a. die Hauptrolle in der Londoner West-End-Produktion von Sam Shepards „True West“ (2018) an der Seite von Kit Harington, das von der Kritik gefeierte „Hangmen“ (2018) am Broadway, „Was ihr wollt“ (2013) am Globe/Apollo Theatre und „Jerusalem“ (2012), für das er für einen Oliver Theaterpreis als Bester Nebendarsteller nominiert wurde.
Mit seiner Band Johnny Flynn & The Sussex Wit veröffentlichte er vier Studioalben und tourte durch die ganze Welt. Als Musiker komponierte und vertonte er für zahlreiche Film-, Fernseh-, Theater- und Radioprojekte. 2021 tourten Flynn und Robert Macfarlane mit ihrem Album „Lost In Cedar Wood“ (Transgressive Records) durch Großbritannien.


HELENA BONHAM CARTER – ‚Babi‘ Babette / Barbara Winton
Die britische Schauspielerin Helena Bonham Carter ist zweifach Oscar®-nominiert. Ihre erste Chance auf die begehrte Trophäe erhielt sie 1997 für ihre Rolle in dem romantischen Historiendrama DIE FLÜGEL DER TAUBE, basierend auf dem gleichnamigen Roman von Henry James. Außerdem wurde sie für einen Golden Globe, einen BAFTA und einen SAG Award nominiert sowie von mehreren Kritikerorganisationen als Beste Schauspielerin ausgezeichnet, darunter die Los Angeles Film Critics, Broadcast Film Critics, National Board of Review und London Film Critics' Circle.
Eine weitere Oscar®-Nominierung erhielt sie für ihre Rolle als Queen Elisabeth in dem Drama THE KING’S SPEECH – DIE REDE DES KÖNIGS (2010) von Tom Hooper, das auf einer wahren Begebenheit beruht. Als Ehefrau von König George VI. wurde sie mit einem BAFTA und einem BIFA als Beste Nebendarstellerin ausgezeichnet sowie für den Golden Globe und den SAG Award nominiert. Darüber erhielt das Ensemble einen SAG Award für Herausragende Besetzung eines Kinofilms.
Als Mrs. Lovett in Tim Burtons Verfilmung des Stephen-Sondheim-Musicals SWEENEY TODD: DER TEUFLISCHE BARBIER AUS DER FLEET STREET (2009) erhielt Bonham Carter an der Seite von Johnny Depp eine Golden-Globe-Nominierung und wurde mit dem Evening Standard British Film Award als Beste Schauspielerin ausgezeichnet. 2010 arbeitete sie erneut mit Burton und Depp für die Kinderromanverfilmung ALICE IM WUNDERLAND zusammen und spielte die Rote Königin 2016 erneut in der Fortsetzung ALICE IM WUNDERLAND – HINTER DEN SPIEGELN.
2012 wurde Helena Bonham Carter vom Buckingham Palace mit einem CBE geehrt. Außerdem erhielt sie ein BFI-Stipendium. Es folgte 2013 die Anerkennung des Critics Circle mit dem Dilys Powell Award für das Besondere Lebenswerk. Ein Jahr später erhielt die charismatische Britin eine SAG-, BAFTA- und Emmy-Nominierung für ihre Darstellung der Elizabeth Taylor in der Fernsehverfilmung „Burton und Taylor“.
Bonham Carter spielte 2014 ebenfalls in David Hares Politthriller „Die Verschwörung – Tödliche Geschäfte“, dem „Die Verschwörung: Gnadenlose Jagd“ (2014) folgte. Und sie war 2016 in der BBC-Miniserie von „Love, Nina“ von Nina Stibbe zu sehen.
2019 übernahm die preisgekrönte Schauspielerin die Rolle der Prinzessin Margaret in der sehr erfolgreichen Netflix-Serie „The Crown“. Ihre Darstellung wurde für 2 BAFTA Awards, einen Critics' Choice Award, 2 Golden Globe Awards, 2 Emmys und einen SAG Award nominiert. Das Ensemble gewann zwei Jahre in Folge (2020 / 2021) den SAG Award für Herausragende Leistung in einer Dramaserie. 2023 übernahm Bonham Carter nach „Enola Holmes“ (2020) erneut die Rolle der Eudoria Holmes im Netflix-Film „Enola Holmes 2“ und spielte in der biografischen Miniserie „Nolly“ von Russel T. Davies die Titelrolle.
Vor kurzem wurden die Dreharbeiten zu der irischen Romanze FOUR LETTERS OF LOVE (2024) von Polly Steele, basierend auf dem gleichnamigen Bestseller von Niall Williams, abgeschlossen. In dem Film wird Bonham Carter an der Seite von Pierce Brosnan als Eltern eines Liebespaares zu sehen sein. In den Produktionsstartlöchern steht die Romanadaption THE OFFING. Unter der Regie von Jessica Hobbs fungiert Helena Bonham Carter als Hauptdarstellerin und Produzentin. Der Film basiert auf dem gleichnamigen Bestseller-Roman von Benjamin Myers und spielt im Nordosten Englands kurz nach dem Krieg.
Ihr Spielfilmdebüt gab Helena Bonham Carter 1986 in der Titelrolle von Trevor Nunns historischem Biopic LADY JANE – KÖNIGIN FÜR NEUN TAGE. Kaum waren die Dreharbeiten zu diesem Film abgeschlossen, bot Regisseur James Ivory ihr die Hauptrolle in der Verfilmung ZIMMER MIT AUSSICHT (1986) an, basierend auf dem Buch von E.M. Forster. Danach erhielt sie für ihre Rollen in zwei weiteren Forster-Adaptionen großen Beifall: Charles Sturridges ENGEL UND NARREN (1991) und James Ivorys WIEDERSEHEN IN HOWARDS END (1992), für den sie erstmals eine BAFTA-Nominierung erhielt.
Zu ihren früheren Filmprojekten zählen u.a. Franco Zeffirellis HAMLET (1990) neben Mel Gibson, MARY SHELLEYS FRANKENSTEIN (1994) von und mit Kenneth Branagh, Woody Allens GELIEBTE APHRODITE (1995) und WAS IHR WOLLT (1996) von Trevor Nunn.
Danach spielte sie u.a. in David Finchers FIGHT CLUB (1999) mit Brad Pitt und Edward Norton, in BIG FISH – DER ZAUBER, DER EIN LEBEN ZUR LEGENDE MACHT (2003) von Tim Burton, in PLANET DER AFFEN (2001) und CHARLIE UND DIE SCHOKOLADENFABRIK (2005) sowie in TERMINATOR: DIE ERLÖSUNG (2009) von McG. Sie wirkte in Independent-Filmen wie u.a. NOVOCAINE (2001), THE HEART OF ME (2002), TILL HUMAN VOICES WAKE US (2002) und CONVERSATIONS WITH OTHER WOMEN (2005) mit und lieh ihre Stimme in den Zeichentrickfilmen CARNIVALE (2000), Tim Burtons CORPSE BRIDE – HOCHZEIT MIT EINER LEICHE (2005) der Titelrolle, und in dem dem Oscar®-prämierten Abenteuer WALLACE & GROMIT – AUF DER JAGD NACH DEM RIESENKANINCHEN (2005). In den HARRY POTTER-Blockbustern (2007-2011) verkörpert sie die böse Hexe Bellatrix Lestrange.
Es folgten Filme, wie u.a. Tom Hoopers Oscar®-nominierte Musicalverfilmung LES MISÉRABLES (2012), Gore Verbinskis LONE RANGER (2013) mit Johnny Depp und DIE KARTE MEINER TRÄUME (2013) von Jean-Pierre Jeunet sowie Disneys CINDERELLA (2015) von Kenneth Branagh, SUFFRAGETTE: TATEN STATT WORTE (2015), ELEANOR & COLETTE (2017) von Bille August mit Hilary Swank sowie OCEAN'S 8 (2018) neben Sandra Bullock, Cate Blanchett und Anne Hathaway.
Helena Bonham Carter erhielt sowohl Emmy- als auch Golden-Globe-Nominierungen für ihre Auftritte in dem Fernsehfilm „Live From Baghdad“ (2002) und der Miniserie „Merlin“ (1998) sowie eine Golden-Globe-Nominierung für ihre Darstellung von Marina Oswald in der Miniserie „Fatal Deception: Mrs. Lee Harvey Oswald“ (1993). Außerdem spielte sie die Rolle der Anne Boleyn in der britischen Miniserie „Henry VIII“ (2003), die Mutter von sieben Kindern, darunter vier autistische Söhne, in dem BBC-Film „Magnificent 7“ (2007), Mrs. Potter in der Verfilmung von Nigel Slaters Autobiografie TOAST und die berühmte Kinderbuchautorin Enid Blyton in dem BBC-Biopic „Enid“ (2009).
Zu ihren Theaterauftritten gehören u.a. die Produktionen „The Woman in White“, „Das Haus im Kreidegarten“, „Bernarda Albas Haus“ und „Trelawny of the Wells“, um nur einige wenige zu nennen.
Permalink zum ArtikelDiese Adresse können sie verwenden, um von ihrer Seite, ihrem Blog etc. direkt auf den Artikel zu verweisen.
Klicken sie dazu auf den Link und verwenden die Adresse in der Adressleiste, oder klicken mit der rechten Maustaste hier und kopieren den Link direkt.
Nach oben scrollenKlicken sie hier um schneller an den Anfang der Seite zu gelangen.
Autor: Siehe Artikel
Donnerstag 21.03.2024
IF IT WERE LOVE
Ab 21. März 2024 im Kino
Bilder
Bilder
Bilder
Bilder
Fünfzehn junge Tänzerinnen und Tänzer unterschiedlicher Herkunft und Horizonte sind auf Tournee mit CROWD, dem epischen Tanzstück von Gisèle Vienne über die Rave-Szene der 90er Jahre. Von Theater zu Theater mutiert das Stück zu seltsamen, intimen Beziehungen. Kontaminiert die Bühne das echte Leben – oder ist es das Gegenteil? Eine verstörende Reise – durch unsere Nächte, unsere Partys und unsere Lieben.

Ein Film von Patric Chiha
Mit Philip Berlin, Marine Chesnais, Kerstin Daley-Baradel, Sylvain Decloitre, Sophie Demeyer, Vincent Dupuy, Massimo Fusco, Nuria Guiu Sagarra, Rehin Hollant, Antoine Horde, Georges Labbat, Oskar Landström, Theo Livesey, Louise Perming, Katia Petrowick, Richard Pierre, Anja Röttgerkamp, Jonathan Schatz, Gisèle Vienne, Henrietta Wallberg, Tyra Wigg.

IF IT WERE LOVE gewann den TEDDY-Award als bester Dokumentarfilm der Berlinale 2020. Er erhielt den Hauptpreis (ARTE Dokumentarfilmpreis) der Filmwoche Duisburg 2020. Mit der Schulnote 1,35 erhielt IF IT WERE LOVE die zweitbeste Audiencebewertung beim qffm-München 2020. Des Weiteren gewann der Film den PerSo-Award, Persofilmfestival, Italien.


Interview Patric Chiha

Warum dieser Film? Und warum wählt man gerade dieses Stück, Crowd, aus dem Werk von Gisèle Vienne aus?
Wenn man bei einem Dokumentarfilm Regie führt, stellt man sich in der Regel als erstes die Frage nach dem Thema.
Worum geht es in dem Film? Meistens antworte ich, dass es um nichts oder alles geht. Das ist natürlich eine Übertreibung, aber ich denke das gilt für alle Filme die ich liebe: Sie gehen über ihr Thema hinaus. Nicht, weil sie das Thema geschickt unter einer raffinierten Form oder einer Exzentrik begraben, sondern weil sie vor allem den Gesichtern, Bewegungen, Orten, dem Licht oder dem Ton vertrauen … Dann erscheint das eigentliche Thema.
Ich glaube, das gilt umso mehr, wenn man Tanz auf Film einfangen will: Man kann nicht von dem ausgehen, was es bedeuten könnte, vom Sinn des Ganzen, sondern man geht von der Bewegung aus – so wie die Brüder Lumière als sie einen Zug filmten, der in einen Bahnhof einfuhr – und dann wartet man geduldig, bis der Sinn auftaucht.
„Crowd“, das Theaterstück von Gisèle Vienne, steht im Mittelpunkt des Films, es hinterfragt auf großartige Weise den Akt des Feierns, der Liebe und wie unsere Emotionen unsere Wahrnehmung der Zeit verändern. Gisèle und ich haben uns in der Schule kennengelernt, als wir sechzehn
waren. Wir haben viel Zeit miteinander verbracht, in Clubs, auf Raves, einfach beim Tanzen … Auch wenn das, was wir erschaffen, sehr unterschiedlich ist, gibt es einige Verbindungen zwischen ihren Stücken und meinen Filmen, manche versteckter als andere.
Ich weiß nicht … Österreichische Wälder, eine mehr oder weniger gefühllose Gewalt, Clubs, Robert Walser, Emotionen als Kern unserer Kreationen und gleichzeitig als totales Geheimnis …
Genauer gesagt: Gisèle, und die Art und Weise wie sie arbeitet, vor allem mit den Tänzern, hat mich viel über meine Beziehung zu meinem eigenen Handwerk gelehrt. Ihre Art dem Körper eine Bedeutung zu geben, wenn man sich entscheidet, sich selbst aufzugeben, sich selbst zu vergessen, wie sie es ermöglicht, dass das Unerwartete auftaucht, aber auch, dass man das Leben sieht. Beim Film führen wir Regie, aber ist es nicht genau umgekehrt? Machen wir nicht gerade deshalb Filme, weil wir etwas vermissen? Etwas, das sich nicht in Worte fassen lässt? Und ist es nicht das Gleiche mit den Zuschauern? Sind wir nicht alle darauf aus, uns zu verlieren, anstatt uns in etwas bestätigt zu fühlen?
Bei der Premiere von „Crowd“ (Pariser Herbstfestival 2017) saß ich in der ersten Reihe. Ich entdeckte die Tänzerinnen und Tänzer, ihre faszinierende Präsenz, euphorisch und tragisch zugleich, Fiktion, die langsam durch den Tanz entsteht, Geschichten und Charaktere, die sich herausbilden ... und diese Körper in Zeitlupe, so langsam, dass wir hätten aufstehen und sie berühren können – und mit dem Publikum verschwunden wären. Ich saß so nah, dass ich nicht alles sehen konnte. Ich starrte auf die Bühne, war auf einige Szenen fixiert und verpasste andere. Ich passte das Stück an, oder sollte ich eher sagen, ich teilte und bearbeitete es auf meine Weise, indem ich Nahaufnahmen machte. So funktioniert das Stück eigentlich; man geht von der Gruppe zu den einzelnen Geschichten über. Eine Szene hat mich besonders beeindruckt: als Oskar, mit seinem kahlgeschorenen Kopf, dem jungen Vincent nahe kommt. Er berührt ihn, zögert, kommt zurück, will ihn küssen. Vincent bewegt sich nicht. Oskar versucht, in ihn hineinzukommen. Aber es ist unmöglich, er ist unzugänglich, undurchdringlich. Es gibt einen Satz von Paul Valéry den ich sehr schön finde, er hilft mir, meine Handlungen zu verstehen, wenn ich filme: „Das Tiefgründigste an einem Menschen ist seine Haut“. In dieser Geste von Oskar zu Vincent liegt etwas vom Wesen der Liebe, des Begehrens, aber auch des Films selbst, etwas, das Worte nicht ausdrücken können, das ich aber mit den Mitteln des Films in Bilder umsetzen wollte. Die Geste, der Akt der Liebe, wie auch der Akt des Films, besteht darin, auf das Unergründliche zuzugehen. Es geht darum, die Verwirrung zu akzeptieren, das Risiko, sich zu verlieren, die unerwiderte Liebe …


Hatten Sie einen bestimmten Plan im Kopf, als Sie mit dem Film begannen? Das Filmen von Tänzern kann schwierig sein, ebenso wie das Integrieren der Intimität einer Company … Wie ist das gelaufen?
Als wir beschlossen, diesen Film mit Gisèle und meiner Produzentin Charlotte Vincent zu machen, war mir schon sehr früh klar, dass ich diesen Film nicht als Dokumentarfilm angehen würde, der von einem bestimmten Thema handelt, sondern als eine Adaption, so wie man einen Roman (frei) adaptiert. Mehrere Monate lang haben wir mit einem kleinen Team, Crowd’s Tour verfolgt. Obwohl ich Förderanträge geschrieben hatte, hatte ich keine wirkliche Vorstellung davon, wie wir tatsächlich vorgehen würden. Das Ziel war nicht, die Leute bei der Arbeit zu stören oder etwas zu erklären, das sich nicht durch klassische Interviews erklären lässt. Ich bin immer misstrauisch gegenüber vordefinierten Maßnahmen, die wie eine Art formales Raster wirken, das wir auf alles und jedes anwenden.
Zuerst geriet ich in Panik – im Stillen. Aber mein Produzent konnte mich beruhigen, indem er mich an mein eigenes Motto erinnerte: Gerade dann wenn man etwas sucht, kann man es nicht finden, aber wenn man loslässt, kommt vielleicht etwas zum Vorschein. Diese Art von Filmen erfordert viel Geduld. Wir haben zuerst das Aufwärmen, die Proben, die Garderoben gefilmt … Wir haben das Stück nicht gedreht, sondern komplett bearbeitet, Stück für Stück, indem wir direkt auf der Bühne gefilmt haben und so nah wie möglich an die Gesichter herangekommen sind. Gisèle vertraute uns vollkommen, sie wusste, dass ich viele Elemente dekonstruieren und überarbeiten würde, und sie war begeistert davon. Ich glaube, sie wollte keine Bestätigung, sie wollte sich überraschen lassen. Anfangs waren die Tänzer etwas misstrauisch, aber Schritt für Schritt lernten sie, diese Art von Arbeit zu lieben, mit einer Kamera, die ihnen so nah folgt, dass es sich sogar auf ihr Schauspiel auswirkte, es wurde tiefer. Und dann fingen sie an, mit uns zu „spielen“, sich zu öffnen … Sie hatten sehr lange und volle Tage auf Tournee, so dass wir nur sehr wenig Zeit zum Drehen hatten, nur morgens oder spät in der Nacht.
Wir vereinbarten einen Treffpunkt (ein Hotelzimmer, den Theatersaal ...) und verbrachten ein oder zwei Stunden miteinander. Wir warteten darauf, dass etwas passierte, ließen uns einfach treiben. Das war sehr sanft. Unser Kameramann, Jordane Chouzenoux, beleuchtete den Raum mit Farben, die an die 90er Jahre erinnerten, und nach und nach entstand eine Situation, ein Dialog begann, etwas passierte. Manchmal war es eher dokumentarischer Natur, Tänzerinnen und Tänzer die ihre Arbeit, ihre Gefühle hinterfragen, und manchmal waren die Szenen eher fiktiv, in der Kontinuität der Charaktere die sie auf der Bühne spielten. Die Grenze zwischen beiden verschwand jedoch sehr schnell.



Der Film ist weit davon entfernt eine einfache Verfilmung des Stückes zu sein, er ist eine Reflexion darüber, was einen Tänzer, einen Schauspieler, ein Ensemble ausmacht. Haben Sie von Anfang an so darüber gedacht oder hat es sich während der Schnittphase herauskristallisiert?
Die Themen tauchten erst später auf, während der Dreharbeiten und vor allem während des Schnitts: die Company, die Arbeit, die Gesichter, das Feiern, die subjektive Wahrnehmung der Zeit … Aber irgendwann wusste ich, dass das wichtigste Thema die Schauspielerei sein würde, wie man eine Figur und ihr Geheimnis erschaffen kann.
„Crowd“ ist ein getanztes Stück ohne Worte, aber jeder Tänzer hat – in Zusammenarbeit mit Gisèle und dem Schriftsteller Dennis Cooper – eine Geschichte, ein Skript, eine Vergangenheit, eine Reise, die ihm hilft, seinen Charakter aufzubauen … Es ist eine ungewöhnliche und seltene Herangehensweise an das Tanzen: Es hinterfragt auf faszinierende Weise den kreativen Prozess. Wie erschaffen wir eine fiktive Figur? Was sind die Werkzeuge? Wo ist die Wahrheit und wo ist die Schauspielerei? Und gibt es eine klare Grenze zwischen diesen beiden? Indem wir das Schauspiel in Frage stellten, versuchten wir nicht, etwas zu enthüllen oder zu erklären was weder die Tänzer noch wir vollständig analysieren können, sondern wir wollten diesen verschwommenen Zustand zeigen, der einer Trance sehr nahe kommt und zwischen Realität, Traum und Fantasie erscheint.
Seltsamerweise spiegeln diese Fragen über das Schauspielen das wider, was wir in Nachtclubs fühlen, wenn wir tanzen und Menschen beobachten. Es ist ein Raum für das absolute Jetzt, das macht es so berauschend und melancholisch zugleich – jede Bewegung, jeder Blick, jede Musik ist das Versprechen einer Geschichte, einer möglichen Fiktion, die in der Nacht verblasst.
Je freier wir bei den Dreharbeiten sind, desto schwieriger ist der Schnitt. Mit Anna Riche, der Cutterin, haben wir uns regelmäßig verrant. Zwischen dem Dokumentarfilm über die Arbeit von Gisèle, den hypnotischen Zeitlupen des Tanzes, den Geschichten zwischen Fiktion und Dokumentarfilm, dem Rave, der Geschichte des Techno …
Eines Morgens hatte ich eine Eingebung: Wir setzen einen Arbeitstitel in den Vorspann, und zwar die Frage, die Cyd Charisse an Fred Astaire in The Band Wagond unter der Regie von Vincente Minnelli stellt: „Können wir wirklich zusammen tanzen?“. Plötzlich war alles klar. Das war die
zentrale Frage, die es uns ermöglichen würde, alle Ebenen der Filme miteinander zu verbinden, sie lebendig zu machen und sie zum Klingen zu bringen. Können wir zusammen tanzen?
Der letzte Monolog von Oskar ist großartig. Er hat ihn mir gegeben … einfach so. Unangekündigt. Er sagt über Vincent – und wir wissen nicht, ob er über das Stück oder über seine eigenen Wünsche und Gefühle spricht –, dass er gerne „den Staub seiner Nähe in der Luft fliegen sehen würde, wenn er sich bewegt“. Was für ein schöner Satz! Die Liebe verändert unser Verhältnis zu Zeit und Raum völlig: Sie wird rein subjektiv. Oder – konkreter – das Gefühl der Liebe verändert die Welt um uns herum, sie fühlt sich nicht mehr gleich an, der Rhythmus ist anders … Schau wie der Staub in der Luft fliegt.
Permalink zum ArtikelDiese Adresse können sie verwenden, um von ihrer Seite, ihrem Blog etc. direkt auf den Artikel zu verweisen.
Klicken sie dazu auf den Link und verwenden die Adresse in der Adressleiste, oder klicken mit der rechten Maustaste hier und kopieren den Link direkt.
Nach oben scrollenKlicken sie hier um schneller an den Anfang der Seite zu gelangen.
Autor: Siehe Artikel
Donnerstag 14.03.2024
SQUARING THE CIRCLE – THE STORY OF HIPGNOSIS
Ab 14. März 2024 im Kino
Bilder
Bilder
Bilder
Bilder
Es begann mit einem Knall: Als die britische Polizei 1964 eine illegale Party in der Underground-Szene von Cambridge gewaltsam beendet, sind die beiden Kunststudenten Aubrey „Po“ Powell und Storm Thorgerson die Einzigen, die nicht die Flucht ergreifen und den Beamten die Stirn bieten. Fortan ist das Duo unzertrennlich. Gemeinsam gründen sie das Grafik-Label „Hipgnosis“ und designen die ersten Cover für die noch unbekannten Rocker von Pink Floyd. Mit avantgardistischem Stil und dem kompromisslosen Primat der Kunst vor dem Kommerz werden Po und Storm zu Lieblingen der Bands – und zum Schrecken der Musikstudios und -produzenten. Der Erfolg aber gibt ihnen Recht. Pink Floyd werden Weltstars, ihre Cover erlangen Kultstatus. Mit dem minimalistischen Prisma auf dem Album „The Dark Side of the Moon“ (1973) kreieren die beiden das wohl berühmteste Artwork der Rockgeschichte. Schnell klopfen die größten Stars der 70er an die Türen ihres heruntergekommenen Studios im Londoner Westend. Led Zeppelin, AC/DC, Genesis, Black Sabbath und sogar Paul McCartney. Das gleißende Licht des Ruhms zeitigt jedoch auch die Schattenseiten des Erfolgs. Kreativer Starrsinn, Drogenexzesse und gekränkte Künstler-Egos sorgen für erste Spannungen. Als mit dem Beginn der 80er Jahre der Siegeszug der CD und des Musikfernsehens beginnt, scheint die Zeit der aufwendig gestalteten Schallplattenhüllen endgültig vorbei.
Doch so leicht geben sich die wohl kreativsten Cover-Artists aller Zeiten nicht geschlagen. Der gefeierte Fotograf und Filmemacher Anton Corbijn (THE AMERICAN) – seines Zeichens Designer und Tourfilmer für Depeche Mode – erweist mit seinem ersten Dokumentarfilm zwei geheimen Stars der Rockmusik die Ehre. Anhand brandneuer Interviews mit Hipgnosis-Mitbegründer Aubrey Powell sowie den Weggefährten Paul McCartney, Noel Gallagher, Peter Gabriel, Roger Waters und vielen weiteren Rockgrößen entsteht ein lebendiges, authentisches und einzigartiges Porträt zweier genialer Künstler, die die Musikgeschichte für immer veränderten.

Ein Film von Anton Corbijn


-Regie-Statement-

Da ich in den späten 1960ern und den 70ern aufgewachsen bin, war ich besessen von der Rockmusik und allem was dazugehörte. Plattencover bildeten einen großen Teil meiner musikalischen Erziehung und ich hatte wirklich Spaß daran, diesen Film zu machen, da er mich in diese Zeit zurückversetzte. Ich erinnere mich noch lebhaft an den Moment als ich die Schallplattenhülle von Pink Floyds „Atom Heart Mother“ das erste Mal sah, ebenso wie bei den Peter Gabriel Alben. Ich war komplett überwältigt und begab mich auf die Suche nach den Künstlern, die mich zum Londoner Design-Studio „Hipgnosis“ führte, das viele der ikonischsten Cover aller Zeiten gestaltet hatte. „Hipgnosis“ waren einzigartig und legten die Latte für nachfolgende Designer extrem hoch. Zu meinem großen Glück ist Mitbegründer Aubrey „Po“ Powell ein großartiger Geschichtenerzähler, sodass der Dreh trotz Pandemie perfekt funktionierte. Ich hoffe, das Publikum erkennt den Film als spaßige Dokumentation an, bei der man zusätzlich auch noch das ein oder andere über die Anfänge des Rock und Grafikdesign lernen kann.
Anton Corbijn


Der Regisseur: Anton Corbijn

Der Holländer Anton Corbijn ist ein kreativer Tausendsassa. Er ist Fotograf, Grafikkünstler und Regisseur von Spielfilmen, Musikvideos und Werbeclips. Seine ikonischen Fotografien zahlreicher großer Künstler wie Depeche Mode, U2, den Rolling Stones, Martin Scorsese, Naomi Campbell, Clint Eastwood oder Ai Weiwei werden für die Art gelobt, in der sie die Seele und das Charisma der Porträtierten hervorbringen.
Seitdem er in den frühen 80ern mühelos von der Fotografie zu Musikvideos wechselte, drehte er über 80 Clips für U2, Johnny Cash, Arcade Fire, Depeche Mode, Nirvana, Metallica, Coldplay und The Killers. Er ist seit 35 Jahren künstlerischer Leiter hinter allen Depeche Mode Bühnenshows, Promoclips und Konzertfilmen. Darüber hinaus designt er seit vier Jahrzehnten die Plattencover für U2.
Sein erster Spielfilm CONTROL über das Leben und den Tod von Ian Curtis, dem Sänger von Joy Division, erschien 2007 in den Kinos. Der Film gewann zahlreiche Auszeichnungen, darunter fünf BIFAs (British Independent Film Award) und eine Special Mention in Cannes. Es folgten THE AMERICAN (2010) mit George Clooney, die Romanverfilmung A MOST WANTED MAN (2014) mit Philip Seymour Hoffman und LIFE (2015) über James Dean und den Fotografen Dennis Stock, gespielt von Robert Pattinson und Dane DeHaan. Außerdem brachte er 2019 den Depeche Mode Konzertfilm SPIRITS OF THE FOREST weltweit in die Kinos.
Während des Covid-Lockdowns arbeitete er an der Band-Biografie DM-AC über Depeche Mode, die 2021 herauskam und ein riesiger Erfolg wurde.

Der Produzent: Colin Firth
Oscar-Preisträger Colin Firth spielte in gleich drei Filmen, die bei den Academy Awards mit dem Preis als Bester Film ausgezeichnet wurden: DER ENGLISCHE PATIENT (1996), SHAKESPAERE IN LOVE (1998) und THE KING’S SPEECH (2010). Für letzteren wurde ihm für die Darstellung von König George VI der Oscar sowie ein BAFTA als Bester Hauptdarsteller verliehen. Seine Filme spielten an den Kinokassen zusammengenommen über 3 Milliarden US- Dollar ein. Colin ist großer Musikfan und Hipgnosis-Kenner.
Gemeinsam mit Ged Doherty, dem früheren Chef von Sony UK, produzierte er vor SQUARING THE CIRCLE – THE STORY OF HIPGNOSIS bereits die erfolgreichen Filme LOVING (2016), für den Ruth Negga eine Oscar-Nominierung als Beste Hauptdarstellerin erhielt, sowie den Thriller EYE IN THE SKY (2015) mit Helen Mirren und Alan Rickman.
Permalink zum ArtikelDiese Adresse können sie verwenden, um von ihrer Seite, ihrem Blog etc. direkt auf den Artikel zu verweisen.
Klicken sie dazu auf den Link und verwenden die Adresse in der Adressleiste, oder klicken mit der rechten Maustaste hier und kopieren den Link direkt.
Nach oben scrollenKlicken sie hier um schneller an den Anfang der Seite zu gelangen.
Autor: Siehe Artikel
© 2024 kultkomplott.de | Impressum
Nutzungsbedingungen & Datenschutzerklärung
KultKomplott versteht sich als ein unabhängiges, kulturelle Strömungen aufnehmendes und reflektierendes Portal.